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Vater, Mutter, Tod (German Edition)

Vater, Mutter, Tod (German Edition)

Titel: Vater, Mutter, Tod (German Edition)
Autoren: Siegfried Langer
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hatte ich endlich den letzten Buchstaben in der Schule.«
    Jacqueline nahm das Papier entgegen und las:
    LUKAS
    JACQUELINE
    Zufrieden strich sie ihrem Sohn über die Wange.
    »Das hast du toll gemacht. Ich bin so stolz auf dich.«
    Lukas freute sich sichtlich über das Lob.
    Als sie sich wieder René zuwandte, erkannte sie das Begehren in seinem Blick.
    Sie genoss es.
    Renés Wangen färbten sich rot.
    »Der neue Pyjama steht dir übrigens hervorragend«, sagte er ablenkend; vermutlich fühlte er sich ertappt.
    »Nicht wahr?«
    Sie strich mit der Hand über den rosafarbenen Baumwolljersey an ihrer Brust und ihrer Schulter.
    »Und er fühlt sich auch gut an.«
    Ihre Finger glitten weiter den Ärmel entlang und rieben schließlich an der feinen, weißen Spitzenborte auf Höhe ihres Oberarms.
    »Mutter hat ihn mir gekauft. Er ist aus dem Lafayette.«
    »Deine Mutter hat – wie immer – einen vorzüglichen Geschmack bewiesen.«
    »Ja, das hat sie.«
    »Wann darfst du denn endlich wieder nach Hause, Mama?«, mischte sich Lukas ein.
    Jacqueline sah ihrem Sohn in die Augen.
    »Bald, Lukas, bald.«

Epilog
    Manthey spürte die Müdigkeit in seinem ganzen Körper. Dennoch hatte er es sich nicht nehmen lassen, seinen Bericht fertigzuschreiben, ehe er am späten Vormittag Feierabend machte.
    Seit mehr als vierundzwanzig Stunden war er nun ununterbrochen auf den Beinen. Diverse Tassen Kaffee hatten ihm ausreichend Kraft gegeben, die wichtigsten Formalien des Entführungsfalls unmittelbar nach dessen Abschluss zu erledigen.
    Für die Autofahrt nach Hause hatte er seine letzten Energiereserven mobilisiert. Kaum war er auf dem Parkplatz in der Potsdamer Wohnsiedlung angekommen und hatte den Zündschlüssel abgezogen, überfiel ihn die Erschöpfung, gegen die er sich so lange gesträubt hatte.
    Obwohl er äußerst zufrieden damit war, dass sie den kleinen Lukas gesund hatten retten können, trottete er mit hängenden Schultern vom Parkplatz zum Wohnblock.
    Zu Hause führte ihn sein Weg zuerst ins Wohnzimmer.
    Seine Frau saß im Schneidersitz auf dem Sofa, auf ihrem Schoß eine etwa fünfzig Zentimeter große Puppe mit einem Porzellankopf.
    Vera hielt die Puppe im Arm, als handele es sich dabei um ein Baby.
    Dass ihr Mann gekommen war, schien sie nicht bemerkt zu haben.
    Manthey nahm ihr gegenüber auf einem Sessel Platz.
    Er betrachtete die Puppe, dachte an seine tote Tochter Kathleen und erzählte von Lukas Adam.
    Vera blickte weiterhin auf das lächelnde Porzellangesicht, während er ihr in aller Ausführlichkeit von der Vernehmung berichtete, vom Polizeieinsatz in Rangsdorf und von der Rettung des Jungen.
    »Sie lebt in einer Traumwelt«, endete er. »Es steht in den Sternen, ob sie jemals daraus zurückfinden wird.«
    Vera Manthey hob ihren Kopf und sah ihrem Mann ins Gesicht.
    Es war Manthey nicht möglich, ihren seltsamen Ausdruck zu deuten.
    Die Puppe rutschte von ihrem Schoß, bis Vera nur noch die Füße festhielt und der Kopf nach unten baumelte.
    Schließlich ließ sie auch die Füße los.
    Scheppernd krachte der Puppenkopf auf den Parkettboden und zersprang in Dutzende von Scherben.
    Nichts deutete mehr darauf hin, dass die bunten Porzellanteile früher ein fröhliches Puppengesicht ergeben hatten.
    Manthey zuckte zusammen, doch seine Frau blieb seelenruhig sitzen.
    Manthey sah wieder auf; seine Frau hielt seinem Blick stand, während sie langsam zu sprechen begann.
    »Ich war noch nie in meinem Leben am Kurfürstendamm … an der Gedächtniskirche … im KaDeWe .«
    Manthey erkannte in ihren Augen den Glanz, den er mehr als zwanzig Jahre schmerzlich vermisst hatte.
    In derselben Sekunde wusste er, dass sich das Warten gelohnt hatte.
    Seine Müdigkeit war wie weggeblasen.
    Er stand auf und streckte seiner Frau auffordernd die Hand entgegen, um ihr den Beginn der kurzen und doch so langen Reise so angenehm wie möglich zu gestalten.
    »Dann lass uns keine Zeit mehr verlieren«, sagte er.
    Sie ergriff seine Hand und folgte ihm.

Ein herzliches Dankeschön …
     
    … an meine Testleser Barbara Albrecht, Dirk Müller-Hagen, Doreen Harcke, Grit Lohann, Markus Collet und Matthias Habenicht.
    … an Markus Collet ( www.mcbs.‌de ) für die Erstellung meiner Autoren-Homepage.
    … an Annekatrin Heuer und Carlos Westerkamp für die Betreuung und das Lektorat im Hause Ullstein.
    … an meinen Agenten Holger Kuntze.
    … an Sie, dass Sie meinen Roman gelesen haben. – Ich hoffe sehr, dass er Ihnen gefallen hat.
    Wenn
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