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Vanessa, die Unerschrockene

Vanessa, die Unerschrockene

Titel: Vanessa, die Unerschrockene
Autoren: Joachim Masannek
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an. „Willst du wirklich so feige und peinlich verlieren?“

    Marlon wurde knallrot. Er schämte sich, das sah ich sofort, doch er konnte nicht über seinen eigenen Schatten springen. Leon und Fabi schossen noch ein weiteres Tor, und wir gingen als Eins-zu-Drei-Verlierer und immer noch Letzter vom Platz.
    Jetzt hing alles vom Spiel zwischen Fabi und Leon und Joschka und Juli ab, ob ich noch eine Chance auf das Halbfinale bekäme. Doch Leon dachte gar nicht daran. Selbst mit einer Niederlage war er schon Erster und Juli und Joschka, das hatte er so geplant, sollten auch auf dem zweiten Platz bleiben. Deshalb tat er überhaupt nichts. Er spielte so schlecht, dass sich selbst Fabi zu schämen begann. Und als Joschka, ja, Joschka, der kleine Joschka, durch Leons Beine hindurch ein Tor schoss, platzte Fabi der Kragen. Er packte sich das Leder, schoss wie ein Torpedo nach vorn und donnerte den Ball zum Ausgleich ins Netz.
    „Hey! Was machst du da?“, schrie Leon in an. „Bist du verrückt geworden?“
    „Nein, ich finde es nur eine absolute Schweinerei, was wir machen!“, schrie Fabi zurück.
    „Ach ja, was du nicht sagst!“, fauchte Leon. „Du willst dich ja nur einschmeicheln. Du bist ja in sie verknallt!“
    Jetzt wurde Fabi ganz rot und er schämte sich fürchterlich. Doch im Gegensatz zu Marlon sprang er über seinen eigenen Schatten.
    „U-und, wenn es so ist“, sagte er heiser und stotternd. „Da-dann möchte ich auf jeden Fall richtig gewinnen. Und n-nicht so wie jetzt.“
    In diesem Moment pfiff mein Vater ab. Das Spiel endete Unentschieden. Damit hatten wir es selbst in der Hand, mit einem Sieg über Joschka und Juli Zweiter zu werden. Ich ging zu Marlon. „Hast du das eben gehört?“, fragte ich ihn und zitterte dabei am ganzen Körper.
    Marlon sagte nichts. Er nickte noch nicht einmal. Doch ich ließ nicht locker. Ich nahm all meinen Mut zusammen: „Okay, dann bitte ich dich. Gib mir eine Chance!“
    Ich wartete und biss mir dabei so fest auf die Lippe, dass ich das Blut schmecken konnte. Endlich bewegte sich Marlon. Er lief auf den Platz, nahm sich den Ball, und als er sah, dass ich ihm noch nicht folgte, rief er: „Worauf wartest du noch? Allein schaff’ ich es nicht!“
    „Huh!“, seufzte ich, und dann strahlte ich über das ganze Gesicht. Ich strahlte und lachte das ganze Spiel hindurch, so viel Spaß machte es. Marlon zeigte endlich sein Können, und auch ich konnte endlich beweisen, was ich drauf hatte. Juli kämpfte wie ein Löwe und auch der sechsjährige Joschka wuchs über sein Alter hinaus. Doch am Ende reichte es nicht und wir gingen als Drei-zu-Zwei-Sieger vom Platz.
    „Wow!“, rief ich begeistert und Marlon gab mir doch tatsächlich ein dickes High Five. Wir waren im Halbfinale, verflixt! Daran konnte auch Leons finstere Miene nichts ändern. Wütend ging er zu Rocce und Felix, die in ihrer Gruppe Platz eins belegt hatten.
    „Kann ich mich darauf verlassen, dass du sie besiegst?“, fragte er ihn.
    „Und ob du das kannst!“, versprach Rocce und spuckte selbstbewusst aus.

Rache ist süß
    Doch bevor Rocce sein Versprechen einlösen konnte, stand die andere Halbfinalbegegnung auf dem Programm. Leon und Fabi gegen Jojo und Markus, und diese Partie fand auf einem Pulverfass statt.
    Leon hasste Fabi, seinen besten Freund, in diesem Moment. Er hatte ihn vor allen bloßgestellt, und er hatte mir die Chance verschafft, ins Halbfinale zu kommen. Die Luft zwischen den beiden war dicker als türkischer Honig, und weil man in türkischem Honig nicht Fußball spielen kann, gingen Markus und Jojo auch ganz schnell in Führung. Null zu zwei stand es nach einer Minute aus Leons Sicht, und bei jedem Fehler, den er machte, schrie er Fabi an, als ob der Schuld daran wäre. Schließlich spielte Leon nur noch allein und Fabi kochte vor Wut. Er beschimpfte jetzt Leon, der schimpfte zurück und nach dem Vier zu Null für die andern stürzten sich beide wild aufeinander und wälzten sich mitten im Matsch.
    „Warum spielst du nie zu mir ab?“, schrie Fabi, wälzte Leon auf den Rücken und setzte sich auf ihn drauf.

    „Das kann ich dir sagen!“, schrie Leon zurück, warf Fabi bäuchlings ins Gras und verdrehte ihm seinen Arm. „Du bist doch verknallt! Du willst doch nur, dass die da gewinnt!
    „Ach ja? Was du nicht sagst?“, fauchte Fabi, und versuchte, sein Gesicht aus dem Matsch zu erheben. „Und wer verliert hier grad gegen wen?“
    Leon war so wütend, dass er Fabis Arm am liebsten
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