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Vampirzorn

Vampirzorn

Titel: Vampirzorn
Autoren: Brian Lumley
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mehr lange, dann würden sie steif sein. Ihr Gesicht wie der Schnee so bleich und der Blick ihrer Augen erstarrt wie das Eis auf dem zugefrorenen Bach.
    Ein Schauder lief ihm über den Rücken. Es war grauenhaft ... und wundervoll zugleich! Wie eine ungeheure, düstere Gottheit hatte er Gewalt über Leben und Tod. Und doch auch wieder nicht; denn ein Gott hat stets die Wahl, ihm hingegen blieb diese nicht. Hinterher ... musste sie sterben. Wenn er sie am Leben ließ, würde sie reden, und damit wäre alles zu Ende. Erst würden sie ihn aufspüren, anschließend würde sie ihn identifizieren, und dann würden sie ihn kreuzigen! Und zwar nicht wie den Sohn Gottes, vielmehr wie eine Bestie. Er würde für alle Zeiten in einer Zelle enden, hinter Gittern – zumindest solange seine Mitinsassen ihn am Leben ließen. Es war schon sonderbar, wie sehr noch die niederträchtigsten und gewalttätigsten Menschen jemanden wie ihn verabscheuten ...
    Er hatte den Ort, an dem sie arbeitete, aufgesucht. (Komisch, aber er vermochte sich kaum daran zu erinnern.) Ein schummriges Lokal mit rötlicher Beleuchtung, genau wie seine Schneehöhle. Das Mädchen war eine Verführerin, und genauso sollte sie auch sterben. Alle, die ein Leben führten wie sie, die einen Mann nur reizten und aufgeilten und doch nie hielten, was sie versprachen, gingen ein Risiko ein. Und jetzt erwischte es eben sie.
    Auch er war ein Risiko eingegangen, natürlich, indem er einfach ihren Arbeitsplatz aufgesucht hatte ... aber was blieb ihm denn anderes übrig, wenn er alles über sie in Erfahrung bringen wollte? Er war zwei-, dreimal dort gewesen, konnte sich jedoch beim besten Willen an nichts erinnern ... bis auf die Tatsache, dass es dort düster gewesen war, das Licht rot und dunkeläugige Sirenen die Drinks serviert hatten.
    Sirenen ... die Loreley ... eine deutsche Sage ... Ein Gedanke führte zum anderen. In Hamburg hatte er ähnliche Lokale gekannt: gedämpfte Musik, gedämpftes Licht, Nachtleben ...
    Damals hatte er den Rang eines Sergeants innegehabt, doch bei den Mädchen in den Nachtklubs genoss er deswegen noch lange keine Sonderrechte. Oh, die Männer in seinem Zug waren immer zum Schuss gekommen, sie hatten die Huren gleich haufenweise gehabt, nur er, er musste immer dafür bezahlen. Wie sehr er das gehasst hatte – nur selten ließen sie ihn ein zweites Mal ran, und wenn er noch so viel Geld hinlegte. Es läge an etwas in seinen Augen, sie seien so ... kalt. Seine Augen!
    Kalt! Oh ja, und wie! Andere Männer wurden ganz heiß vor Geilheit, ihm hingegen bereitete gerade die Kälte Lust. Vor sechs Jahren, im Harz, hatte er auf einem Lehrgang in Winter-Kriegsführung eine ganze Woche lang auf einem schneebedeckten Berg kampiert, angeblich zum Überlebenstraining. In Wirklichkeit hing er einfach seinen Sex-Fantasien über vor Geilheit bebende, nackte Frauen nach. Das war gewesen, bevor mehrere Fälle von Amtsmissbrauch bekannt wurden, die ausreichten, um ihn von einer vielversprechenden Unteroffizierslaufbahn zu einem arbeitslosen Penner zu degradieren, und das in einer Gesellschaft, die für die speziellen Fähigkeiten von Angehörigen von Kommandoeinheiten keinerlei Verwendung kannte. Damals war ihm zum ersten Mal der Gedanke gekommen – damals im Harz, in Deutschland ...
    ... Doch Schnee war überall auf der Welt gleich, und die Frauen auch: gut für eine kleine Nummer zwischendurch, aber sonst zu nichts zu gebrauchen. Wollte man ein »richtiger« Mann sein, musste man hin und wieder eine Frau haben; allerdings bloß nichts Festes, denn ließ man sich erst einmal darauf ein, konnten sie ganz schnell einen Hampelmann aus einem machen! So jedenfalls sah dieser Kerl in seinem Bau die Beziehung zwischen Mann und Frau – als Widerspruch, bei dem der Mann nur verlieren konnte. Und wenn es nach ihm ging, musste es einen anderen Ausweg geben.
    Nun, und es gab ihn auch. Doch da dieser Ausweg nur einer verschwindend kleinen Minderheit zugutekam, nämlich nur ihm persönlich, war er für die Mehrheit inakzeptabel. Darum .. Scheiß auf die Mehrheit! Nichts wünschte er sich sehnlicher. In seiner Sicht der Dinge verfügte eben die Gesellschaft, die ihn ablehnte, über ihre eigenen Beutegreifer. Sie sagten Polizei dazu, und die hatte es auf ihn abgesehen. Doch er war schlau, und bisher hatten sie ihn noch nicht gekriegt. Um ein Haar, aber eben doch nicht ganz.
    Manche sind auf Raub aus, andere ebenfalls. Manche kennt man, andere nicht. Und selbst unter
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