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Vampirnacht

Vampirnacht

Titel: Vampirnacht
Autoren: Yasmine Galenorn
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Nachmittagstalkshow abgegeben. Davon wäre Delilah ganz sicher hellauf begeistert – sie war ein großer Jerry-Springer-Fan.
    Nach einem weiteren Blick auf ihre Miene ließ ich das Thema ruhen. Wir hatten das Familiendrama unzählige Male durchgekaut, es gab nichts mehr zu sagen. Und es hatte keinen Zweck. Vater war mit Camilles Ehemännern nicht einverstanden – vor allem mit Trillian – und mit ihrer Weihung zur Priesterin an Aevals Hof. Aber ihr war nichts anderes übriggeblieben. Die Liebe lässt einem nicht immer die Wahl, und ebenso wenig die Götter.
    Folglich hatten wir uns sowohl von unserem lieben Papi als auch vom Anderwelt-Nachrichtendienst verabschiedet und arbeiteten jetzt für Königin Asteria.
    »Was meint ihr, warum Asteria uns kommen lässt? Und warum ich mitkommen sollte? Ich habe so gut wie nie mit ihr zu tun – dafür sind eher du und Delilah zuständig.« Erst nach Sonnenuntergang irgendwohin gehen zu können, hatte seine Nachteile.
    »Ich habe mich auch gefragt, warum sie mich dabeihaben will.« Chase runzelte die Stirn.
    »Du bist immerhin ein entfernter Verwandter von ihr.« Ich stieß ihm den Ellbogen in die Rippen, aber vorsichtig, nicht zu fest. Manchmal vergaß ich, wie abartig stark ich geworden war. Ich konnte meinen Lieben nur zu leicht wehtun, wenn ich nicht achtgab.
    »Das passt nicht. Sie hat mich ausdrücklich eingeladen, und ich bezweifle, dass es um eine Familienfeier geht.« Er spielte mit den Knöpfen an seinem neuen Blazer und knöpfte den obersten immer wieder auf und zu, bis ich damit rechnete, dass er ihn gleich abreißen würde. »Gefällt euch mein neues Jackett wirklich?«
    Camille und ich wechselten einen Blick. Das fragte er jetzt ungefähr zum zwanzigsten Mal, seit wir uns zu Hause auf den Weg zum Portal gemacht hatten.
    »Ja, sieht nett aus.« Ich war an sich nicht sehr diplomatisch, aber Chase war nervös, und ich wollte ihn nicht verunsichern. Bedauerlicherweise stand ihm dieser pseudomilitärische Look überhaupt nicht. Aber da das Teil ein Geschenk von Sharah war – seiner Elfenfreundin und zukünftigen Mutter seines Kindes –, war es nur klug, so zu tun, als gefiele es ihm. Was Stimmungsschwankungen unter dem Einfluss von Schwangerschaftshormonen anging, konnten Menschenfrauen den Elfen oder Feen nicht das Wasser reichen. Sie zu belügen, diente in diesem Fall der Selbsterhaltung.
    Aber aufziehen konnte ich ihn trotzdem. »Also, da wir hier ganz unter uns sind – glaubst du ernsthaft, dass du diesen Look tragen kannst?« Ich grinste ihn an. Sein Gesichtsausdruck, wenn er sich angegriffen fühlte, war unbezahlbar. Inzwischen wusste er auch, wann ich es ernst meinte und wann nicht. Aber es war schon lustiger gewesen, als ich ihn noch zu Tode erschrecken konnte, indem ich ihm in den Nacken pustete.
    Er wand sich auf seinem Sitz. »Tu mir das nicht an, Menolly. Bring mich nicht so in Verlegenheit.« Doch seine Augen blitzten, und er lachte. »Nur du würdest mich derart in die Ecke drängen.«
    »Ich quäle nur Leute, die ich liebe.« Schnaubend verschränkte ich die Arme und lehnte mich zurück. »Du brauchst nicht zu antworten. Ich sehe dir an, dass du dich darin nicht wohl fühlst. Aber wir werden es Sharah nicht erzählen, versprochen. Oder ihrer Tante, der
Königin.
«
    Der ängstliche Ausdruck auf seinem Gesicht flackerte wieder auf. Königin Asteria war zufällig die Tante seiner Freundin. Und damit die Großtante seines Kindes. Ich musste zugeben, dass ich Chase nicht um den Eiertanz beneidete, der ihn in puncto Familienpolitik erwartete.
    Da kam mir ein anderer Gedanke. »Weiß Asteria überhaupt, dass Sharah schwanger ist?«
    Camilles Kopf fuhr herum, und sie musterte Chase. »Sie hat keine Ahnung, oder? Sag uns lieber die Wahrheit, sonst verplappern wir uns am Ende noch.«
    Chase rutschte unbehaglich hin und her. »Äh, also … die Wahrheit … lautet …
nein.
Sie weiß es nicht. Sharah wollte noch warten. Wir haben noch nicht entschieden, was wir eigentlich wollen. Ich habe sie gefragt, ob sie meine Frau werden will, aber sie hat mich abgewiesen.« Er klang geknickt. »Sie hat gesagt, wir seien noch nicht so weit.«
    »Seid ihr auch nicht.« Ich starrte ihn an. »Das weißt du. Sie weiß es auch. Also warum etwas überstürzen?«
    »Sie bekommt ein Kind von mir …« Er verstummte und seufzte dann tief. »Ich betrachte das wohl mit den Moralvorstellungen der Erdwelt. Was wäre ich für ein Drecksack, wenn meine schwangere Freundin
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