Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vampirmelodie

Vampirmelodie

Titel: Vampirmelodie
Autoren: Charlaine Harris
Vom Netzwerk:
an einen Tisch und sahen dem Tanz eine Weile zu, bis wir alle einen Drink hatten. Es gibt Hunderte Versionen von »Cotton-Eyed Joe«, und eine meiner liebsten wurde gerade gespielt. Meine Füße wurden kribbelig, ich wollte raus auf die Tanzfläche. Auch Jason wurde kribbelig. Das sah ich daran, wie seine Knie wippten.
    »Los, tanzen wir«, rief ich Sam zu. Obwohl er direkt neben mir saß, musste ich die Stimme heben. Sam blickte ein wenig besorgt drein, als er die Tänzer sah. » So gut bin ich nicht«, rief er zurück. »Warum tanzt du nicht erst mal mit Jason, während Michele und ich euch bewundern?« Michele, die das Wesentliche unseres Gesprächs mitbekommen hatte, lächelte und stupste Jason an, und so ging ich mit meinem Bruder auf die Tanzfläche. Ich sah, wie Sam uns lächelnd zusah, und war richtig glücklich. Es würde vielleicht nur einen Augenblick lang andauern, das wusste ich, aber ich war bereit, mir das zu nehmen, was ich kriegen konnte.
    Jason und ich schritten und tänzelten und bewegtenuns geschmeidig durch alle Schrittfolgen, strahlend und gut aufeinander abgestimmt. Wir begannen Seite an Seite, ich im äußeren Ring, Jason im inneren, und als wir uns im Kreis drehten, bewegten wir uns weg von Sams und Micheles Tisch am hinteren Ende des großen Saals hin zum Eingangsbereich. Als der innere Kreis ein wenig rotierte, sah ich nach links hinüber zu meinem neuen Tanzpartner – und erblickte den Reverend Steve Newlin.
    Der Schock ließ mich beinah in die Knie gehen, und ich stürzte weg von ihm, völlig planlos, nur um Distanz zu schaffen zwischen uns. Doch jemand hielt mich auf. Mit eisernem Griff wurde ich am Arm gepackt und Richtung Tür gezerrt. Johan Glassport war sehr viel stärker, als er aussah, und ehe ich mich’s versah, war ich auf dem Weg hinaus auf den Parkplatz. »Hilfe!«, rief ich dem großen Rausschmeißer zu, und Xavier trat mit aufgerissenen Augen vor und streckte einen Arm nach Johan Glassports Schulter aus. Ohne auch nur anzuhalten, stieß Glassport dem armen Mann ein Messer in den Leib und zog es wieder heraus, und ich holte tief Luft und schrie aus Leibeskräften. Ich erregte viel Aufmerksamkeit, doch zu spät. Newlin schubste mich zur Tür hinaus, und Glassport zerrte mich zu einem Van, der mit laufendem Motor wartete.
    Er zog die seitliche Schiebetür auf, stieß mich hinein und stürzte selbst hinterher. Dem Gewirr an Knien und Ellbogen zufolge musste Steve Newlin ebenfalls in den Van hineingesprungen sein. Und dann fuhr der Wagen los. Ich konnte Geschrei hören hinter uns und sogar einen Schuss.
    Ich versuchte, Luft zu schnappen und zur Vernunft zu kommen. Ich sah mich um und begann, mich zu orientieren. Ich war in einem großen Van mit je einer Beifahrerund Fahrertür vorn und einer großen seitlichen Schiebetür. Die Rücksitze waren herausgenommen worden, umeinen leeren, mit Teppich ausgelegten Raum zu haben. Vorn war nur der Fahrersitz besetzt.
    Von meiner Lage auf dem Boden aus versuchte ich, den Fahrer zu erkennen. Er drehte sich halb herum, um mich anzusehen. Sein Gesicht war ein einziger Albtraum, narbig und verzerrt. Ich konnte seine Zähne erkennen, obwohl er nicht lächelte, und auf seinen Wangen sah ich glänzende rote Flecken. Diesem Mann waren Brandwunden beigebracht worden, schwere Brandwunden, und das erst kürzlich. Nur sein langes schwarzes Haar kam mir bekannt vor.
    Dann begann er zu lachen.
    Und voll Grauen und Mitleid rief ich: »Heiliger Hirte von Judäa! Claude, bist du das?«

Kapitel 21
    Mein Elfencousin Claude sollte die Welt der Menschen niemals wiedersehen. Doch hier war er, mit zweien meiner schlimmsten Feinde, und er kidnappte mich. Ich konnte es nicht fassen.
    »Wie viele Feinde habe ich denn?«, schrie ich.
    »Unmengen, Sookie«, sagte Claude. Seine Stimme war weich und seidig, aber nicht warm. Diese verführerische Stimme zusammen mit diesem Albtraum von einem Gesicht … oh, es war schrecklich. »Es war sehr einfach, Steve und Johan als Helfer zu gewinnen, um dich aufzuspüren.«
    Steve Newlin und Johan Glassport hatten sich wieder auseinanderdividiert, saßen an die Autowand gelehnt da und gratulierten sich gegenseitig zu dem gelungenen Coup. Steve Newlin lächelte die ganze Zeit. »Das habe ich nur zu gern getan«, versicherte er, so als hätte er für Claude den Müll hinausgebracht. »Nach dem, was meiner armen Frau passiert ist.«
    »Und auch ich habe gern geholfen«, fügte Johan Glassport hinzu, »einfach weil ich Sie hasse,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher