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Vampirmelodie

Vampirmelodie

Titel: Vampirmelodie
Autoren: Charlaine Harris
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und holte meine Cowboystiefel aus dem Schrank. Die besaß ich schon seit Jahren, und da ich eigentlich kein Cowgirl war, waren sie richtig gut in Schuss. Schwarzweiß,mit roten Rosen und grünen Weinreben: Jedes Mal, wenn ich sie ansah, überkam mich Stolz. Ich könnte als echtes Cowgirl gehen mit engen Jeans und ärmelloser Bluse, oder ich könnte auf flirtende Tanzbiene machen mit weitem kurzem Rock und schulterfreier Bluse. Hmmm.
    Ja, flirtende Tanzbiene, das war ’s. Ich frisierte mein Haar zu bauschigen Wellen auf und zog meinen Push-up-BH an, da er meine körperlichen Vorzüge voll zur Geltung brachte und trägerlos unter der schulterfreien geschnürten weißen Bluse getragen werden konnte. Der mit roten und schwarzen Rosen geblümte Rock schwang bei jedem Schritt. Ich fühlte mich so gut. Stimmt schon, ich würde am nächsten Morgen zu meinen Problemen und Sorgen zurückkehren müssen, doch heute Abend würde ich eine kleine Auszeit davon nehmen.
    Ich hatte Michele angerufen, und wir würden sie und Jason direkt im Stompin’ Sally’s treffen, einer großen Western-Bar irgendwo mitten im Nirgendwo zwanzig Meilen südlich von Bon Temps. Ich war erst zweimal in meinem Leben in dieser Bar mit Tanzsaal gewesen, einmal mit JB du Rhone und Tara in unserer Teenagerzeit und ein andermal mit einem Mann, an dessen Namen ich mich nicht mal mehr erinnern konnte.
    Sam und ich kamen ungefähr zehn Minuten zu spät dort an, weil wir beim Wiedersehen nach unserer Wahnsinnsbegegnung etwas verlegen waren und er das Eis brechen wollte, indem er rumzumachen begann. Ich musste ihn entschlossen daran erinnern, dass wir an diesem Abend ausgehen und nicht zu Hause bleiben wollten.
    »Du warst diejenige, die sagte, kein Liebesgeflüster«, meinte Sam und knabberte begeistert an meinem Ohrläppchen. »Ich bin bereit, dorthin zu fahren. Rosen. Mondlicht. Deine Lippen.«
    »Nein, nein«, sagte ich und schob ihn weg, aber ziemlichsanft. »Nein, mein Lieber, wir gehen tanzen. Du lässt jetzt den Motor dieses Pick-ups an.«
    Und im nächsten Moment fuhren wir schon meine Auffahrt hinunter. Sam wusste, wann ich es ernst meinte. Auf der Fahrt wollte er auf den neuesten Stand der Entwicklungen gebracht werden, und ich beschrieb ihm den letzten Abend, einschließlich Karins ein Jahr währender Aufgabe und der Tatsache, dass ich Carmichael den Vampiren übergeben hatte.
    »Großer Gott«, sagte er. Ich wappnete mich innerlich schon gegen seine Verurteilung meiner Tat. Und nach einem Augenblick fügte er hinzu: »Sookie, ich wusste nicht, dass Seelenlose von Vampiren nicht in den Bann gezogen werden können. Wow!«
    »Und sonst hast du nichts zu sagen?«, fragte ich nervös.
    »Du weißt, dass ich Eric nie mochte. Und obwohl er dumm genug war, dich für eine tote Frau zu verlassen, muss ich doch sagen, dass er jetzt zum Schluss wirklich versucht, dir das Leben etwas zu erleichtern. Ende des Themas.«
    Nach kurzem Schweigen atmete ich erleichtert aus und fragte Sam, ob er überhaupt Squaredance tanzen könne.
    »Sieh mich einfach an«, erwiderte er. »Du hast sicher bemerkt, dass ich meine Cowboystiefel trage.«
    Ich lachte spöttisch auf. »Du trägst doch fast immer Cowboystiefel«, sagte ich. »Was heißt das schon.«
    »Hey, ich bin aus Texas«, protestierte er, und danach wurde das Gespräch sogar noch alberner.
    Das Stompin’ Sally’s, das seine ganz eigene Berühmtheit genoss, lag mitten in einem Feld, und es war wirklich groß. Der Parkplatz war riesig und voller Pick-ups und vieler SUVs. Große Müllcontainer waren in strategischen Abständen aufgestellt, nur an guter Beleuchtung mangelte es. Ich entdeckte Jasons Pick-up zwei Reihen näherbeim Eingang, und wir machten uns auf den Weg hinein. Sam bestand darauf, hinter mir zu gehen, um meinen schwingenden Rock bewundern zu können, bis ich seine Hand ergriff und ihn an meine Seite zog. Xavier, der Rausschmeißer des Stompin’ Sally’s, war von Kopf bis Fuß in Westernmanier gekleidet, samt einem weißen Hut. Er lächelte und winkte uns durch, nachdem Sam den Eintritt bezahlt hatte.
    In der dämmrigen, lauten Höhle der Tanzhalle fanden wir schließlich Jason und Michele. Michele hatte sich für die Enge-Jeans-und-Bandeau-Top-Variante entschieden und sah zum Anbeißen aus. Jason, das blonde Haar sorgfältig gekämmt und frisiert, trug keinen Cowboyhut, war aber entschlossen, zu tanzen. Das ist ein Talent, das sowohl Jason als auch ich von unseren Eltern geerbt haben. Wir setzten uns
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