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Vampire Academy 05

Vampire Academy 05

Titel: Vampire Academy 05
Autoren: R Mead
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den Gitterstäben und sah, dass er die Tür aufschloss. Hoffnung durchflutete mich.
    „Was ist los?“, fragte ich. „Lassen sie mich frei?“
    „Ich fürchte, nein“, antwortete er. Dann bewies er seine Worte, indem er, gleich nachdem er die Tür geöffnet hatte, meine Hände in Handschellen legte. Ich wehrte mich nicht dagegen. „Ich bin hier, um Sie zu Ihrer Anhörung zu bringen.“
    Als ich in den Flur trat, sah ich dort noch andere Wächter. Meine Sonderbewachung. Ein Spiegelbild von Dimitris. Entzückend. Mikhail und ich gingen nebeneinander her, und barmherzigerweise unterhielt er sich den ganzen Weg über mit mir, statt dieses schreckliche Schweigen zu wahren, das eine allgemeine Behandlung für Gefangene zu sein schien.
    „Was genau ist das für eine Anhörung? Eine Verhandlung?“
    „Nein, nein. Noch ist es zu früh für eine Verhandlung. Bei einer Anhörung wird entschieden, ob Sie vor Gericht gestellt werden oder nicht.“
    „Das klingt nach Zeitverschwendung“, wandte ich ein. Wir verließen das Gebäude der Wächter, und diese frische, feuchte Luft war das Süßeste, was ich je gekostet hatte.
    „Es wäre eine noch größere Zeitverschwendung, wenn Sie vor ein volles Gericht hintreten und man feststellt, dass es gar keinen Fall gibt. Bei der Anhörung wird man die vorhandenen Beweise vorlegen, und ein Richter – oder, na ja, oder jemand, der als Richter fungiert – wird entscheiden, ob Sie eine Verhandlung bekommen. Die Verhandlung macht es offiziell. Das ist der Zeitpunkt, zu dem sie das Urteil sprechen und die Strafe verhängen.“
    „Warum haben sie sich so lange mit der Anhörung Zeit gelassen? Warum haben sie mich den ganzen Tag in dieser Zelle warten lassen?“
    Er lachte, aber nicht, weil er es komisch fand. „Das gilt schon als schnell, Rose. Sehr schnell sogar. Es kann Tage oder Wochen dauern, bis man eine Anhörung bekommt, und wenn Sie tatsächlich vor Gericht gestellt werden, dann werden Sie bis dahin eingesperrt bleiben.“
    Ich schluckte. „Werden sie sich auch in Bezug auf die Verhandlung beeilen?“
    „Das weiß ich nicht. Seit fast hundert Jahren wurde kein Monarch mehr ermordet. Die Leute sind vollkommen außer sich, und der Rat will Ordnung schaffen. Sie machen bereits riesige Pläne für die Beerdigung der Königin – ein gewaltiges Spektakel, das alle ablenken wird. Ihre Anhörung ist ebenfalls ein Versuch, Ordnung zu schaffen.“
    „Was? Wie?“
    „Je früher sie den Mörder verurteilen, umso sicherer werden sich alle fühlen. Sie denken, dieser Verdacht gegen Sie sei so handfest, dass sie die Prozedur beschleunigen wollen. Sie wollen, dass Sie schuldig sind. Sie wollen die Königin in dem Wissen begraben, dass ihre Mörderin der Gerechtigkeit zugeführt wird, so dass alle gut schlafen können, wenn der neue König oder die neue Königin gewählt werden.“
    „Aber ich habe die Königin nicht …“ Ich ließ es sein. Es hatte keinen Sinn.
    Vor uns ragte das Gebäude auf, das den Gerichtssaal beherbergte. Es hatte schon beängstigend gewirkt, als ich zum ersten Mal hier gewesen war, wegen Victors Verhandlung. Aber das hatte an der Furcht vor den Erinnerungen gelegen, die er in mir wachgerufen hatte. Jetzt … jetzt war es meine eigene Zukunft, die auf dem Spiel stand. Und anscheinend nicht nur meine eigene Zukunft – die ganze Moroi-Welt schaute zu und hoffte, dass ich eine Verbrecherin war, die man sicher für alle Zeit wegschließen konnte. Ich schluckte abermals und warf Mikhail einen nervösen Blick zu.
    „Denken Sie … denken Sie, sie werden mich vor Gericht stellen?“
    Er antwortete nicht. Einer der Wachposten hielt uns die Tür auf.
    „Mikhail?“, drängte ich. „Wird man mich wirklich wegen Mordes vor Gericht stellen?“
    „Ja“, sagte er mitfühlend. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass man das tun wird.“

 
    27
    Der Gang in den Gerichtssaal war eine der surrealsten Erfahrungen meines Lebens – und nicht nur, weil ich hier die Angeklagte war. Das Ganze erinnerte mich immer wieder an Victors Verhandlung, und die Vorstellung, dass ich jetzt an seinem Platz stand, war beinahe zu unheimlich, um sie zu begreifen.
    Wenn man mit einer Truppe von Wächtern einen Raum betritt, starren einen die Leute unwillkürlich an – und wahrhaftig, da drin drängten sich eine Menge Leute zusammen. Daher schmollte ich natürlich nicht oder machte einen beschämten Eindruck. Ich ging vielmehr mit hocherhobenem Kopf und voller Selbstbewusstsein hinein. Wieder
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