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Vampire Academy 05

Vampire Academy 05

Titel: Vampire Academy 05
Autoren: R Mead
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fühlte ich mich auf diese seltsame Weise an Victor erinnert. Auch er war trotzig in diesen Saal getreten, und es hatte mich entsetzt, dass sich jemand, der seine Verbrechen begangen hatte, so benehmen konnte. Dachten diese Leute jetzt das Gleiche von mir?
    Auf dem Podest an der Stirnseite des Raums saß eine Frau, die ich nicht kannte. Unter den Moroi war ein Richter für gewöhnlich ein Rechtsanwalt, der zum Zweck der Anhörung – oder um welche Angelegenheit es auch ging – für diese Position ernannt wurde. Die Verhandlung selbst – zumindest eine so große Verhandlung wie die Victors – hatte unter dem Vorsitz der Königin gestanden. Sie war diejenige, die letztlich das Urteil gefällt hatte. Hier würden die Mitglieder des Rates diejenigen sein, die darüber entschieden, ob ich dieses Stadium überhaupt erreichte.
    Meine Eskorte begleitete mich zur ersten Sitzreihe des Raums, vorbei an den Absperrungen, die die eigentlichen Beteiligten vom Publikum trennten, und bedeutete mir, neben einem Moroi in mittleren Jahren Platz zu nehmen, der einen sehr förmlichen und besonders designermäßigen schwarzen Anzug trug. Der Anzug schrie: Es tut mir leid, dass die Königin tot ist, ich werde elegant wirken, während ich meine Trauer zeige. Sein Haar war blassblond und schwach mit den ersten Spuren von Silber durchzogen. Irgendwie schaffte er es, dass es gut aussah. Ich vermutete, dass dies Daimon Tarus war, mein Anwalt. Aber er sagte kein Wort zu mir.
    Mikhail setzte sich ebenfalls neben mich, und jetzt war ich dafür dankbar, dass sie ihn als denjenigen ausgewählt hatten, der mir buchstäblich nicht von der Seite wich. Als ich mich umdrehte, sah ich Daniella und Nathan Ivashkov zusammen mit anderen hochrangigen Royals und ihren Familien sitzen. Adrian hatte es vorgezogen, sich ihnen nicht anzuschließen. Er saß weiter hinten, mit Lissa, Christian und Eddie zusammen. Ihrer aller Gesichter waren voller Sorge.
    Die Richterin – eine ältliche Moroi, die so aussah, als könne sie noch sehr unangenehm werden – rief den Saal zur Ordnung, und ich drehte mich wieder um. Der Rat trat ein, und die Richterin kündigte die Mitglieder eins nach dem anderen an. Zwei Bankreihen waren für sie bereitgestellt worden, zwei Reihen von sechs Stühlen mit einem dreizehnten, erhöhten dazwischen. Natürlich waren nur elf besetzt. Ich versuchte, nicht die Stirn zu runzeln. Lissa hätte dort sitzen sollen.
    Als sich der Rat niedergelassen hatte, wandte sich die Richterin uns Übrigen zu und begann mit einer Stimme zu sprechen, die durch den Raum hallte. „Die Anhörung ist hiermit eröffnet. Wir werden nunmehr ermitteln, ob genug Beweise vorliegen, um …“
    Ein Aufruhr an der Tür unterbrach sie. Die Zuschauer reckten den Hals, um zu sehen, was da los war.
    „Was ist das für eine Störung?“, fragte die Richterin scharf.
    Einer der Wächter hatte die Tür teilweise geöffnet und streckte den Kopf hindurch, offenbar um mit demjenigen zu sprechen, der sich draußen im Flur befand. Er zog sich wieder in den Saal zurück. „Der Anwalt der Angeklagten ist hier, Euer Ehren.“
    Die Richterin musterte Daimon und mich und wandte sich dann stirnrunzelnd an den Wächter. „Sie hat bereits einen Anwalt.“
    Der Wächter zuckte die Achseln und wirkte auf komische Weise hilflos. Wenn da draußen ein Strigoi gewesen wäre, hätte er gewusst, was zu tun war. Auf diese bizarre Störung des Protokolls war er jedoch nicht vorbereitet. Die Richterin seufzte.
    „Schön. Wer immer es ist, schicken Sie ihn hier herauf und lassen Sie uns diese Angelegenheit klären.“
    Abe trat ein.
    „Oh, lieber Gott“, sagte ich laut.
    Ich brauchte mich nicht selbst zu tadeln, dass ich vorlaut gesprochen hatte, denn sofort war der Raum von einem Summen von Gesprächen erfüllt. Ich vermutete, dass die Hälfte der Anwesenden voller Ehrfurcht waren, weil sie Abe und seinen Ruf kannten. Die andere Hälfte war von seinem Erscheinen wahrscheinlich einfach verblüfft.
    Er trug einen grauen Kaschmiranzug, der beträchtlich heller als Daimons grimmiges Schwarz war. Darunter ein Smokinghemd, von solch strahlendem Weiß, dass es zu leuchten schien – insbesondere vor dem Hintergrund der grellen, blutroten Seidenkrawatte. Noch weitere rote Flecken waren über sein Outfit verteilt – ein Taschentuch in der Tasche, Rubinmanschettenknöpfe. Natürlich war alles genauso perfekt maßgeschneidert und teuer wie Daimons Outfit. Abe machte jedoch nicht den Eindruck, als sei er
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