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Vampire Academy 02 ● Blaues Blut

Vampire Academy 02 ● Blaues Blut

Titel: Vampire Academy 02 ● Blaues Blut
Autoren: Richelle Mead
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Haar erreichte nur knapp ihre Schultern, was für Wächterinnen keineswegs ungewöhnlich war.
    Während sie das Gesicht des toten Wächters betrachtete, flackerte Traurigkeit in ihren grauen Augen auf. „Oh, Arthur”, seufzte sie. Wie Dimitri gelang es ihr, mit nur wenigen Worten hundert Dinge auszudrücken. „Ich hätte nie gedacht, dass ich diesen Tag erleben würde. Er war mein Mentor.” Mit einem weiteren Seufzer erhob Tamara sich.
    Ihr Gesicht war wieder vollkommen geschäftsmäßig, und nichts deutete mehr darauf hin, dass der Mann, der zu ihren Füßen lag, ihr sehr vertraut gewesen war. Ich konnte es nicht fassen. Er war ihr Mentor gewesen. Wie konnte sie sich nur derart beherrschen? Einen halben Herzschlag lang stellte ich mir vor, Dimitri stattdessen tot auf dem Boden liegen zu sehen. Nein. Auf keinen Fall hätte ich an ihrer Stelle ruhig bleiben können. Ich hätte wie eine Wahnsinnige getobt. Ich hätte geschrien und gegen Dinge getreten. Ich hätte jeden geschlagen, der versucht hätte, mir zu sagen, es würde alles wieder gut werden.
    Glücklicherweise glaubte ich nicht, dass tatsächlich jemand in der Lage war, Dimitri zu überwältigen. Ich hatte ihn eine Strigoi töten sehen, ohne dass ihm auch nur eine Schweißperle auf der Stirn gestanden hätte. Er war unbesiegbar. Ein Killer von einem Wächter. Ein Gott.
    Natürlich war Arthur Schoenberg das auch gewesen.
    „Wie konnten sie das tun?”, platzte ich heraus. Sechs Augenpaare wandten sich in meine Richtung. Ich erwartete von Dimitri einen tadelnden Blick für meinen Ausbruch, aber er wirkte lediglich neugierig. „Wie konnten sie ihn töten?”
    Tamara, deren Gesicht noch immer gefasst war, zuckte schwach die Achseln. „Auf dieselbe Weise, wie sie alle anderen töten. Er ist sterblich, genau wie wir alle.”
    „Ja, aber er ist .... Sie wissen schon, Arthur Schoenberg.”
    „Sagen Sie es uns, Rose”, forderte Dimitri mich auf. „Sie haben das Haus gesehen. Sagen Sie uns, wie sie es gemacht haben.”
    Während mich alle beobachteten, wurde mir plötzlich klar, dass ich mich heute vielleicht doch einer Prüfung unterziehen würde. Ich dachte über das nach, was ich beobachtet und gehört hatte. Dann schluckte ich und versuchte dahinterzukommen, wie das Unmögliche geschehen sein konnte.
    „Es gab vier Wege ins Haus, was bedeutet, dass zumindest vier Strigoi beteiligt gewesen sein müssen. Es waren sieben Moroi.... ” Die Familie, die hier gelebt hatte, hatte einige andere Personen zu Gast gehabt, was das Massaker noch viel schlimmer gemacht hatte. Drei der Opfer waren Kinder gewesen. „ .... und drei Wächter. Zu viele, die sie umbringen mussten. Vier Strigoi hätten es nicht mit ihnen aufnehmen können. Sechs hätten es wahrscheinlich geschafft, wenn sie sich zuerst die Wächter vorgenommen und sie überrascht hätten. Die Familie wäre zu verängstigt gewesen, um sich zur Wehr zu setzen.”
    „Und wie konnten sie die Wächter überraschen?”,hakte Dimitri nach.
    Ich zögerte. Wächter wurden im Allgemeinen nicht überrascht. „Weil die Zauber durchbrochen wurden. In einem Haus ohne Schutzzauber würde nachts wahrscheinlich ein Wächter draußen patrouillieren. Hier aber nicht.”
    Ich wartete auf die nächste offensichtliche Frage: Wie waren die Zauber gebrochen worden? Aber Dimitri stellte die Frage nicht. Es war nicht nötig. Wir alle wussten es. Wir hatten den Pflock gesehen.
    Wieder überlief mich ein Schauder. Menschen, die mit Strigoi arbeiteten - einer großen Gruppe von Strigoi.
    Dimitri nickte lediglich zum Zeichen seiner Anerkennung, und die Gruppe setzte ihre Untersuchung fort. Als wir zu einem Badezimmer kamen, wollte ich den Blick abwenden. Ich hatte diesen Raum bereits zuvor mit Dimitri gesehen und verspürte nicht den Wunsch, diese Erfahrung zu wiederholen. Da drin lag ein toter Mann, und sein getrocknetes Blut bildete einen scharfen Kontrast zu den weißen Fliesen.
    Außerdem lag dieser Raum tiefer im Haus als die übrigen, und es war dort nicht so kalt wie in dem Wohnzimmer mit der zuschlagenden Terrassentür. Der Leichnam roch noch nicht widerwärtig, aber er roch auch nicht mehr ganz richtig.
    Doch als ich mich abwenden wollte, bemerkte ich etwas Dunkelrotes - oder eher Braunes — auf dem Spiegel. Es war mir zuvor nicht aufgefallen, weil der Rest der Szene meine ganze Aufmerksamkeit beansprucht hatte. Auf dem Spiegel stand etwas geschrieben, mit Blut.
    Die armen, armen Badicas. Es gibt nur noch so wenige von ihnen.
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