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Vampire Academy 02 ● Blaues Blut

Vampire Academy 02 ● Blaues Blut

Titel: Vampire Academy 02 ● Blaues Blut
Autoren: Richelle Mead
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vorsichtig auf dem Eis bewegte, da ich wusste, dass ich ernste Probleme bekommen würde, wenn Dimitri herausfand, was ich da trieb. Trotz der Kälte sickerte mir Schweiß den Nacken hinunter.
    Tageslicht, Tageslicht, rief ich mir ins Gedächtnis. Kein Grund zur Sorge.
    Als ich auf der Terrasse stand, besah ich mir das dunkle Glas der Tür genauer. Es war nicht zu erkennen, womit es zerbrochen worden war.
    Direkt hinter der Scheibe war Schnee hineingeweht und hatte sich zu einer kleinen Verwehung auf einem hellblauen Teppich aufgehäuft. Ich zog am Türgriff, aber die Tür ließ sich von außen nicht öffnen. Nicht, dass das bei einem so großen Loch etwas genützt hätte. Sehr vorsichtig, wegen der scharfen Kanten, griff ich durch das gezackte Loch in der Scheibe und öffnete die Tür von innen. Genauso vorsichtig zog ich die Hand wieder zurück und machte die Schiebetür auf. Sie öffnete sich mit einem leichten Schleifen auf ihren Schienen, einem leisen Geräusch, das in der unheimlichen Stille viel zu laut wirkte.
    Schließlich trat ich durch den Eingang auf das Fleckchen Sonnenlicht, das durch die offene Tür in den Raum fiel. Meine Augen gewöhnten sich langsam an das schwache Licht. Ein Windstoß fegte über die Terrasse und ließ die Vorhänge um mich herum tanzen. Ich stand in einem Wohnzimmer. Mit allem, was man darin erwarten konnte. Sofas. Fernseher. Einem Schaukelstuhl.
    Und einer Leiche.
    Es war eine Frau. Sie lag auf dem Rücken vor dem Fernseher, und ihr dunkles Haar hatte sich um sie herum über dem Boden ergossen.
    Ihre großen Augen starrten leer zur Decke, und ihr Gesicht war blass - selbst für eine Moroi zu blass. Einen Moment lang dachte ich, ihr langes Haar bedecke auch ihren Hals, bis mir klar wurde, dass die Dunkelheit, die ihre Haut überschattete, Blut war - getrocknetes Blut.
    Jemand hatte ihr die Kehle aufgerissen.
    Die grauenvolle Szene war so unwirklich, dass ich zuerst gar nicht wahrhaben wollte, was ich da vor mir sah. In dieser Haltung hätte die Frau durchaus auch schlafen können. Dann bemerkte ich die andere Leiche: einen Mann, der nur wenige Schritte entfernt auf der Seite lag. Dunkles Blut befleckte den Teppich um ihn herum. Eine weitere Leiche hockte in sich zusammengesunken auf dem Sofa: klein, wie ein Kind. Am anderen Ende des Raumes lag noch eine Leiche. Und noch eine. Überall Leichen. Leichen und Blut.
    Plötzlich begriff ich das Ausmaß des Todes um mich herum, und mein Herz begann zu hämmern. Nein, nein. Es war unmöglich. Es war Tag. Bei Tageslicht konnten keine schlimmen Dinge geschehen. Ein Schrei formte sich in meiner Kehle, wurde aber jäh erstickt, als sich eine behandschuhte Hand von hinten auf meinen Mund legte. Bevor ich mich wehren konnte, roch ich Dimitris Rasierwasser.
    „Warum”, fragte er, „gehorchen Sie niemals? Sie wären jetzt tot, wenn sie noch hier wären.”
    Ich konnte nicht antworten, sowohl wegen der Hand auf meinem Mund als auch wegen des Schocks, der sich meiner bemächtigt hatte.
    Ich hatte einmal jemanden sterben sehen, aber Tod in dieser Größenordnung hatte ich noch nie gesehen. Nach fast einer Minute nahm Dimitri endlich die Hand weg, hielt sich aber weiter dicht hinter mir.
    Ich wollte nichts mehr sehen, aber ich war außerstande, den Blick von der Szenerie vor mir loszureißen. Überall Leichen. Leichen und Blut. Schließlich drehte ich mich zu ihm um. „Es ist Tag”, flüsterte ich. „Bei Tag können keine schlimmen Dinge geschehen.” Ich hörte die Verzweiflung in meiner Stimme, der Stimme eines kleinen Mädchens, das darum flehte, jemand möge ihm sagen, dass alles ein böser Traum sei.
    „Schlimme Dinge können jederzeit geschehen”, erwiderte er. „Und dies ist nicht bei Tag passiert. Es ist wahrscheinlich in der Nacht vor zwei Tagen geschehen.”
    Ich wagte noch einen Blick auf die Leichen, und mein Magen krampfte sich zusammen. Zwei Tage. Zwei Tage tot dazuliegen, nachdem die eigene Existenz ausgelöscht worden war - ohne dass irgendjemand auf der Welt auch nur ahnte, dass man tot war. Mein Blick fiel auf den Leichnam eines Mannes an einem Durchgang zu einem Flur. Er war hochgewachsen und zu gut gebaut, um ein Moroi zu sein.
    Dimitri musste aufgefallen sein, in welche Richtung ich schaute. „Arthur Schoenberg”, sagte er.
    Ich starrte auf Arthurs blutige Kehle. „Er ist tot”, murmelte ich, als wäre das nicht vollkommen offensichtlich. „Wie kann er tot sein? Wie konnte ein Strigoi Arthur Schoenberg töten?” Es
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