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Vampirblut (German Edition)

Vampirblut (German Edition)

Titel: Vampirblut (German Edition)
Autoren: Savannah Davis
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Mine wäre nicht so groß. Bisher hatte Tucker immer recht gehabt.
    Wir entschieden uns für den Größeren der beiden Gänge, in der Annahme, dieser wäre so eine Art Hauptgang und würde uns zum Ausgang führen. Meine Füße schmerzten vom vielen Laufen. Es fühlte sich an, als wäre ich nicht mit Wanderschuhen unterwegs, sondern mit Stoffschuhen. Mittlerweile fühlte ich jeden kleinen Stein ganz deutlich unter meinen Fersen.
    Wir liefen circa fünfzehn Minuten, als Dakota etwas bemerkte. „Riecht ihr das?“ Dakotas Stimme klang aufgeregt. „Ich glaube, die Luft wird besser, reiner. Ich bin mir sicher, ich kann leichter a tmen.“
    Ich sog tief die Luft ein und wirklich, sie fühlte sich frischer an, nicht mehr so dick.
    „Ich denke, du hast recht. Es ist auch nicht mehr ganz so kalt hier“, sagte Tucker hoffnungsvoll. Seine Schritte wurden schneller, und ungeduldig zog er uns hinter sich her. Jetzt konnte ich es auch sehen. Ein paar Meter vor uns endete der Gang. Der Ausgang war mit Brettern vernagelt, aber ein paar gezielte Tritte von Tucker gaben uns frei.
    Dann nahm sie mir fast den Atem, die frische Luft vom Wald. Ich atmete tief ein. Es roch nach Harz, nach Wald. Natur du hast uns wieder. Wir hatten es wirklich geschafft. Vor Erleichterung und Freude darüber, dass wir der Mine und dem nahen Tod entkommen waren, liefen mir Tränen über die Wangen. Ein letztes Mal drehte ich mich zu dem dunklen Tunnel hinter uns um. Ich wollte sichergehen, dass es kein Traum war, aber das dichte Blätterdach über uns, überzeugte mich, dass wir wirklich in Freiheit waren.
    Dakota fiel erleichtert auf den Waldboden. Die Anspannung, die sich in ihr aufgebaut hatte, brach jetzt in einem Weinkrampf aus ihr heraus. Beruhigend redete ich auf sie ein und streichelte ihr über den Rücken.
    Tucker kramte eine Karte aus seinem Rucksack. Er breitete sie vor uns aus. Ich hoffte, dass wir nicht weit weg von Vallington waren. Das Licht der Taschenlampe leuchtete nur noch in einem schwachen Dunkelgelb und ich hatte wenig Lust, dass meine Albträume vielleicht zur Realität werden würden.
    Tucker drehte sich mit dem Kompass in der Hand um sich selbst. Er schaute sich nach irgendetwas um, woran er unsere Position festmachen konnte. Sein Gesicht war eine steinerne Maske. Ich konnte daraus nichts ablesen. Er wirkte hoch konzentriert, die Lippen zu einer harten Linie zusammengepresst.
    Irgendwo in der Nähe ertönte der Schrei eines Vogels. Ein anderer antwortete. Ein paar Meter hinter mir raschelte etwas, Zweige knacksten. Die Geräusche des Waldes hatten in der Dunkelheit eine beängstigende Wirkung auf mich. Ungeduldig wartete ich darauf, dass Tucker uns sagte, wie wir nach Hause kommen würden.
    Tucker lächelte entschuldigend. „Es tut mir leid. Ich weiß nicht, wo wir sind.“ Noch einmal drehte er sich um seine Achse, dann faltete er sorgsam die Karte zusammen und verstaute sie wieder im Rucksack. Ich beobachtete ihn in der langsam aufkeimenden Gewissheit, unser Martyrium hatte noch kein Ende gefunden.
    „Wir befinden uns ja recht südlich vom Park“, sinnierte er. „Vallington liegt an der südlichsten Grenze. Ich würde sagen, wir laufen immer Richtung Süden. Irgendwann werden wir schon auf etwas stoßen. Vielleicht auf die Straße, die nach Vallington führt.“ Für mich klang das logisch. Immer nach Süden. Also auf geht’s.
    Mein blindes Vertrauen in Tucker erstaunte mich. Das war gar nicht ich. Eigentlich war ich jemand, der ungern sein Leben in die Hand von anderen legte. Ich bevorzugte es, die Kontrolle über mein Schicksal immer selbst zu haben. Doch hier draußen war ich unfähig eigene Entscheidungen zu treffen, also beschloss ich dem Jungen, der uns schon aus der Mine geführt hatte, auch weiterhin mein Schicksal anzuvertrauen.
    Tucker ging auf Dakota zu, die immer noch wimmernd auf dem Waldboden kauerte. Vorsichtig hob er sie auf. „Hab keine Angst. Hier oben haben wir eine größere Chance als da unten.“ Er deutete mit dem Kopf in Richtung Mine und lächelte Dakota aufmunternd zu.
    Wir kämpften uns also durch das Dickicht. Zweige verfingen sich in meinen langen Haaren, kratzten an meinen Oberarmen oder rissen an meinen Jeans. Ich ignorierte die Schmerzen in meinen Füßen, das Hämmern in meinem Kopf und meine vor Erschöpfung zitternden Knie. Ich ignorierte die Kälte, die uns umgab, die Geräusche des Waldes und die Furcht einflößenden Schatten der Bäume. Meine einzige Sorge galt meiner Mutter und
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