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Vampirblut (German Edition)

Vampirblut (German Edition)

Titel: Vampirblut (German Edition)
Autoren: Savannah Davis
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bevor das Licht der Taschenlampe erlosch. Meine größte Angst, neben der, wir würden hier nicht mehr herausfinden, war die, dass wir hier in völliger Dunkelheit herumirren mussten. Dieser Gedanke war für mich noch weitaus schlimmer, als der Gedanke hier sterben zu müssen. Schon als Kind fürchtete ich die Dunkelheit.
    Tucker blieb vor mir stehen. Dieses Mal nicht so abrupt, dass ich ihn wieder fast umgerannt hätte. Mit der Taschenlampe leuchtete er in eine Art Verschlag. Eine Nische wie die anderen, nur wurde diese mit Brettern vernagelt. Er riss mit aller Kraft die schon morschen Bretter vom Eingang der Nische. Das Holz knackte und krachte unter seiner Gewalteinwirkung. Im Schein der Taschenlampe erschien eine Holzkiste. Sie wirkte schon ziemlich angegriffen. Das Holz war grau und an vielen Stellen abgesplittert. Das eiserne Schloss der Kiste war vom Rost ganz braun geworden.
    „Eine Fluchtkiste“, sagte Tucker bestimmt. „Die wurden früher überall in Bergwerken verteilt. Da sind Notwerkzeuge und Utensilien drin, für den Fall eines Unglücks.“
    Ich nickte bewundernd. Der Junge wusste eine Menge. Nicht, dass ich nicht vom ersten Augenblick an ein gutes Gefühl bei ihm gehabt hätte – wäre es nicht so gewesen, wäre mein Interview anders ausgefallen - einen Tick giftiger -, dann hätte ich mir mehr Mühe gegeben, irgendetwas Schlechtes an ihm zu finden, aber er hatte es geschafft, mich mit der Art, wie er mit Dakota umging, von sich zu überzeugen. Vielleicht – sollte ich hier jemals wieder rauskommen – wäre es ratsam für mich mal an einem Überlebenstraining oder so was, teilzunehmen.
    Irgendwann vor ein paar Jahren war aus der Sandkastenfreundschaft zwischen mir und Dakota eine fast schwesterliche Bindung geworden. Wenn ich in den Sommerferien nach Vallington kam, dann war sie diejenige, die mich wieder aufgebaut hatte, die mir die Kraft gab, weiter zu machen, zu lernen mit dem Leben umzugehen, das meine Mutter und ich führten. Sie half mir die Albträume zu verkraften, die mich überfielen, wenn ich in der Nähe von Vallington war. Meine Mutter hatte dafür wenig Verständnis. Sie war der Überzeugung, dass ich diese nur hatte, weil ich mich als Kind mal in den Wäldern des Yosemite Nationalparks verirrt hatte. So, wie jetzt auch wieder. Verloren im Yosemite Nationalpark.
    Meine Zähne klapperten mit Dakotas um die Wette. Ich hatte das Gefühl, das es noch kälter geworden war, vielleicht waren wir aber auch nur völlig erschöpft und am Ende unserer Kräfte.
    Tucker zog die Kiste aus der Nische. Ich nahm ihm mit zitternden Händen die Taschenlampe ab und leuchtete ihm. Da war eine Spitzhacke, eine Decke – völlig löchrig und schmutzig –, eine alte Öllampe, ein Tongefäß und noch andere Sachen, deren Bezeichnung ich nicht einmal kannte.
    Das Tongefäß zog sofort meine Aufmerksamkeit auf sich. Es hatte dieselben Verzierungen, wie die silberne Scheibe – nur gemalt. Ich nahm es mit der freien Hand aus der Kiste und wollte es mir genauer anschauen. Leider waren meine Finger so starr vor Kälte, dass ich kein Gefühl darin hatte. Ich ließ es fallen und es zerbrach auf dem harten Steinboden in viele kleine Scherben. Schwarzer Rauch stieg daraus auf und suchte sich seinen Weg durch die Decke über uns. Verwundert blickte ich der kleinen Wolke nach, die aussah wie ein Schwarm Insekten. Dakota zuckte mit den Schultern.
    „Wer weiß, was da drin war.“
    Ich nickte.
    Dakota hob eine der Scherben auf und betrachtete sie genauer. Auf ihr war noch ein Teil der Schlange zu sehen, die auch auf der Mitte der runden Scheibe abgebildet war. Sie hatte das Maul weit aufgerissen und gab den Blick auf ihre langen, spitzen Zähne frei.
    „Nichts drin, was uns helfen könnte.“ Tucker schnaubte. Er wollte gerade Dakota die Decke über die Schultern legen, als diese angewidert davor zurückschrak.
    „Ihhh!“
    „Du frierst doch, Dakota“, sagte Tucker besorgt.
    „Das lass ich nicht an meinen Körper!“ Dakotas Gesicht war vor Ekel verzogen.
    Ich wollte nicht, dass die Beiden anfingen, sich zu streiten, also drängte ich zum Weitergehen. Wir liefen ungefähr zehn Minuten, als wir wieder an eine Abzweigung kamen. Diesmal ging rechts ein größerer Gang weiter, links ein kleinerer. Mir wurde langsam bewusst, dass das noch ewig so weiter gehen konnte. Auf einen Gang folgten ein anderer und noch einer und noch einer. Ich versuchte den Gedanken zu verdrängen und beruhigte mich in der Hoffnung, diese
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