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Vampir sein ist alles

Vampir sein ist alles

Titel: Vampir sein ist alles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tate Hallaway
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Regel gebrochen und Magie angewandt hat. Vielleicht ist das nur Zufall.“
    „Vielleicht - nur dass sie praktisch zur Revolution aufruft“, warf William ein.
    Wir sahen ihn beide erstaunt an. Eine große Zahl Tauben hatte sich um seine Füße geschart und pickte eifrig auf dem Boden herum, obwohl ihm die Brotkrumen mittlerweile ausgegangen waren. Als ein Fahrradfahrer vorbeikam, flatterten sie gurrend auf.
    „Sie hat einen ganzen Roman darüber geschrieben, dass die Vampire ihre Versorger von echter Magie fernhalten“, erklärte William. „Sie kam mit dieser pseudo-historischen These, dass die ersten Versorgerinnen angeblich Hexen waren und dass es in der Geschichte von den Hexen, die den Teufel in ihren Zirkel einladen, eigentlich um einen Versorgerinnenharem für Vampire geht.“
    Die Vorstellung widerstrebte mir zutiefst. „Im Ernst?“
    „Oh, glaub mir, sie ist völlig besessen davon“, entgegnete William.
    Sebastian schwieg. Er war der Einzige von uns, der alt genug war, um Alisons Behauptung widerlegen zu können. Ich stieß ihn mit dem Ellenbogen an. „Das stimmt doch nicht, oder, Sebastian?“
    „Nein, natürlich nicht“, sagte er. „Blutspender waren meistens Sklaven oder Schuldknechte aus der Alten Welt.“
    Die gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Bedeutung seiner Worte bereitete mir Kopfschmerzen.
    Sebastian spürte anscheinend, wie mir zumute war, denn er zuckte schuldbewusst mit den Schultern. „Das war eine andere Zeit, damals.“
    „Ich glaube, wir sollten Alison einen Besuch abstatten“, sagte ich.
    „Das glaube ich auch“, pflichtete Sebastian mir bei.
    Nachdem wir William zu Hause abgesetzt hatten, fuhren wir mehrere Blocks, bis ich auf einmal merkte, dass wir in einem Teil der Stadt unterwegs waren, der mir völlig unbekannt war. Weil es in Sebastians altem Auto keine Klimaanlage gab, hatte ich das Fenster ganz heruntergekurbelt. Die vorbeifahrenden Wagen glänzten und blinkten im Sonnenschein.
    Sebastian griff zu seinem Handy, das im Becherhalter steckte, und wählte. „Alison“, sagte er kurz darauf in barschem Ton. „Ich bin es. Wir müssen uns treffen. Sofort.“ Es gab eine kleine Pause, dann antwortete er mit einem raschen Seitenblick in meine Richtung: „Ja, wo wir uns immer treffen.“
    Er klappte das Handy zu und bog auf die Umgehungsstraße ab. Die ganze Zeit über stierte er mit finsterem Blick in den Berufsverkehr. Eine Million Fragen gingen mir durch den Kopf, aber ich sagte nichts. Ich hielt meinen Arm aus dem Fenster und genoss den Wind auf meiner Haut.
    Nach einer Weile fuhren wir auf einen breiten Boulevard in einem Gewerbegebiet. Moderne Bürogebäude aus Stahl und Glas säumten die Straße. Vor jedem gab es einen tipptopp gepflegten Streifen Rasen und ein schmales Sandsteinkiesbeet mit Büschen. Sebastian fuhr auf einen reservierten Parkplatz und stellte den Motor ab.
    Nachdem er einen Moment vor sich hin geschwiegen hatte, sagte er: „Ich will nicht, dass die Blutspender wissen, wo ich wohne.“
    Ich schaute zu dem hohen Gebäude. „Und deshalb hast du ein Büro?“
    „Nein, so ist es nicht“, entgegnete er. „Andere Leute müssen auch nicht wissen, wo sie mich finden können.“
    Nun war ich wirklich verwirrt.
    „Ich habe ein Immobilienunternehmen“, erklärte er, löste seinen Sicherheitsgurt und wandte sich mir zu. Unsere Knie berührten sich, doch wir sahen uns nur flüchtig in die Augen. Obwohl Sebastian ganz ruhig klang, merkte ich, dass es ihm unangenehm war, mir diese Dinge zu erklären. „Wir vermieten im ganzen Stadtgebiet Büroflächen an Firmen. Sie kommen und gehen, und so gibt es immer ein leeres Büro irgendwo.“
    Ich schaute erneut zu dem großen Bürokomplex mit den verspiegelten Fenstern. „Ihr trefft euch in leer stehenden Büros? Ist das nicht irgendwie ... unpersönlich?“
    In Sebastians Gesicht zeigte sich ein kleines Lächeln – das erste, seit wir mit dem Thema angefangen hatten. „Das ist genau der Punkt, Garnet.“
    Ich starrte ihn mit offenem Mund an. Diese Sache überstieg eindeutig meine Vorstellungskraft.
    Sebastian wich meinem Blick immer noch aus. „Ich versuche, das Ganze so sachlich und geschäftsmäßig wie möglich durchzuziehen. Aber es ist trotzdem nicht einfach.“
    Nein, dachte ich und fuhr mit der Hand über die kleine Bisswunde an meiner Schulter. Er musste seine Versorgerinnen schließlich mit dem Mund berühren. Und das war ziemlich persönlich.
    Sebastian öffnete die Wagentür.

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