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Vampir-Expreß

Vampir-Expreß

Titel: Vampir-Expreß
Autoren: Jason Dark
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Vampir-Express gehörte, sollte dieser Zug um Punkt Mitternacht den Bahnhof verlassen. Endstation sollte nicht Bukarest sein, sondern ein kleiner Ort in den Karpaten. Er hieß Petrila. Was dort geschah, war unbekannt. Das sollte eben die große Überraschung werden.
    Und es gab viele Fahrgäste, die sich überraschen lassen wollten. Obwohl die Werbetrommeln nicht groß gerührt worden waren, hatte es sich herumgesprochen, dass ein Vampir-Express startete. Man riss sich um die Karten. Und wegen der vom Veranstalter begrenzten Teilnehmerzahl mussten die meisten mit leeren Händen wieder nach Hause gehen, was sie sehr ärgerte.
    Dabei würden sie später von Glück sprechen, keinen Fahrausweis bekommen zu haben!
    Die Dampflok wirkte wie ein lauerndes Ungetüm. Noch fiel der Lampenschein über die bullig wirkenden Wagen, deren Außenhaut im Licht der Leuchten einen leicht goldenen Schimmer bekam. Die Abteile konnte man als groß und geräumig bezeichnen. Sie waren luxuriös eingerichtet, und sie besaßen Ähnlichkeit mit den Abteilen, wie man sie in dem schon sagenhaften Orient-Express bewundern konnte. Viel Plüsch, viel Pomp. Das einzige Moderne war wohl die Küche im Speisewagen.
    Noch waren die Türen geschlossen. Die Reisenden hatten sich auf dem Bahnsteig versammelt. Es war eine gemischte Gruppe. Man hatte es zwar nicht ausdrücklich verlangt, doch es wurde gern gesehen, wenn sich die Passagiere so kleideten, wie es dem Stil der damaligen Zeit entsprach.
    Man sah Männer in grauen Zylindern und schmalen Samtkragenmänteln. Melonen und andere steife Kopfbedeckungen sagen auf den Köpfen der Menschen. Die Frauen trugen lange Röcke, Capes über den Schultern und ausgefallene Hüte.
    Im kalten Licht der Lampen wirkten ihre Gesichter stets ein wenig bleich und die Augen wie dunkle Schattenpunkte in den Höhlen. Die Gruppen hatten sich längst gefunden. Man stand zusammen und sprach über die Fahrt.
    Es fiel auf, dass wenig gelacht wurde. Die Spannung war einfach zu groß. Niemand wusste ja, was ihn alles auf der Fahrt erwartete. Natürlich gab es eine Flüsterpropaganda. Sie sprach von gefährlichen Monstren, von blutsaugenden Vampiren, die die Reisenden überfallen wollten. So recht daran glauben wollte keiner, obwohl bei jedem ein etwas ungutes Gefühl zurückblieb.
    Nur noch wenige Reisende trafen ein. Die meisten hatten sich schon eine Stunde vorher eingefunden und waren natürlich zu einer Beute für die anwesenden Reporter geworden, denn sie wollten genau über die Gefühle der Menschen informiert werden.
    Das Personal kontrollierte ständig. Mehrere Männer liefen an den Wagen entlang und schauten genau nach, ob irgend etwas locker sag oder im letzten Moment noch geölt werden musste. Die Feuchtigkeit hatte einen Film auf die Wagen gelegt. Er sammelte sich an einigen Stellen und rann dann in langen Wasserbahnen nach unten.
    Als einer der letzten Reisenden traf ein junger Mann ein, der sich bewusst im Hintergrund hielt. Er hatte sich nicht so angezogen, wie man es vor 70 Jahren getan hatte, sondern er trug normale Kleidung, auch wenn er damit auffiel.
    Sein Anzug war grau. Der Rollkragenpullover schwarz wie das Gefieder eines Raben, und die Schuhe passten ebenfalls dazu. Einen Mantel trug der Ankömmling über dem Arm. In der anderen Hand hielt er eine prall gefüllte Reisetasche aus ebenfalls schwarz gefärbtem Leder. Er hätte sich gern noch weiter zurückgezogen, das war leider nicht möglich, da schon jetzt die Karten kontrolliert wurden.
    Deshalb steuerte er einen der dunkelblau uniformierten Beamten an, der seinen Job sehr wichtig nahm. »Sie gehör en zu den Passagieren?« wurde der junge Mann gefragt. Er nickte.
    »Dann darf ich Ihre Karte sehen, mein Herr?«
    »Natürlich.« Der junge Mann stellte seine Reisetasche zwischen die Beine und holte seine Brieftasche hervor. Er klappte sie auf. Im Seitenfach steckte das, was der Kontrolleur zu sehen wünschte.
    »Bitte.«
    »Danke sehr!« Der Beamte schaute sich die Karte genau an. Sie war eine besondere Anfertigung und sah aus wie ein Flugticket.
    »Sie sind also Herr Domescu?«
    »Jawohl. Ich heiße Dragan Domescu!«
    »Rumäne?«
    »Man hört es wohl.«
    »Dann machen Sie die Reise umgekehrt?«
    »So sieht es aus.«
    »Bitte, es ist alles in Ordnung.« Dragan bekam die Karte wieder zurück. Er steckte sie ein.
    Der Kontrolleur schaute ihn noch einmal an. Er sah in ein blasses Gesicht mit hoher Stirn, schmaler Nase und einem Mund, dessen Lippen ein wenig
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