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Urmels großer Flug

Urmels großer Flug

Titel: Urmels großer Flug
Autoren: Max Kruse
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aus
Wildwestfilmen, wo mutige Männer mitten unter die Feinde traten. Er trat also
auch hinter dem Baum vor, hob die Hände andeutungsweise ein wenig in die Höhe,
um zu zeigen, daß er nicht blitzschnell nach dem Colt greifen wollte. Und als
er unbehelligt einige Schritte auf das Urmel zugegangen war, meinte der Sohn,
daß es unehrenhaft wäre, dem Papa nicht zu folgen.
    Am
Waldrand vollzog sich also eine denkwürdige Begegnung. Der Farmer tippte an
seine Hutkrempe und sagte: »Hallo!« Er deutete auf seinen grinsenden Sohn und stellte
vor: »Mein Kleiner! Ja, hm, und wie... was sind Sie?«
    »Ich
bin ein Neschnem!« antwortete das Urmel.
    Jetzt
äst es vollkommen verrückt geworden, dachte Schusch heimlich. Nur seine Äuglein
lugten zwischen den Ästen durch.
    »Ja«,
fuhr das Urmel fort, dem seine früheren Abenteuer im All einfielen, »ich bin
ein Neschnem. Ich heiße Neschnem-Kopf Otto. Wir Neschnem-Köpfe sind die
klügsten Neschnem.«
    »Verdammt,
ungeheuer!« murmelten Papa und Sohn, ganz starr vor Staunen. Sie verstanden
Worte, aber kaum einen Sinn.
    Das
Urmel plauderte munter: »Außer uns Neschnem-Köpfen gibt es noch die faulen und
dicken Neschnem-Bäuche. Ein fauler und dicker Neschnem-Bauch wollte mich einmal
fressen, ach so, nicht mich, er wollte ein sehr seltenes Tier fressen. Und ein
Schwein. Aber das erzähle ich euch vielleicht ein andermal.«
    »Und
wo kommen Sie her?« fragte der Farmer. Ihm war so weihevoll zumute, daß er das
Urmel fast angebetet hätte.
    »Vom
Planeten Futura. Er liegt genau hinter der Sonne.«
    »Daß
ich das noch erlebe«, dachte der Papa, und der Sohn dachte gar nichts, ihm war
jeder eigene Gedanke abhanden gekommen. Doch das Urmel wurde um so munterer.
»Wir Neschnem sprechen eigentlich alles umgekehrt wie ihr, sozusagen rückwärts,
daher heißen wir eben auch Neschnem und nicht Menschen. Nur euretwegen spreche
ich vorwärts, damit ihr mich verstehen könnt.«
    Das
fanden der Farmer und sein Sohn sehr höflich.
    »Wo
haben Sie Ihr Raumschiff?« fragten sie.
    »Das...
eh... ja, das Raumschiff, das habe ich oben über den Wolken geparkt. Ich kann nämlich
hinauffliegen, versteht ihr, es ist dort sicherer aufgehoben als auf der Erde,
wo jeder hineinkriechen will. Wutz...«
    »Wer
ist Wutz?«
    »Wutz,
ja, eh, Wutz ist ein Neschnem-Bauch, ein weiblicher. Er, also sie, ist auch
einmal heimlich in ein Raumschiff hineingekrochen, aber Neschnem-Kopf Otto, ach
so, das bin ja ich... also ich habe sie wieder herausgeholt.«
    Junge,
Junge, dachte Schusch hin ter dem Busch. Er erinnerte
sich noch recht gut an diese Geschichte, bevor das Urmel ins All flog. Er
kratzte sich mit der rechten Fußkralle hinter der rechten Ohröffnung.
    Während
das Urmel mit dem Farmer und seinem Sohn so munter plauderte und ihnen
halbwahre Lügen auftischte, telefonierte die Mama mit dem Rundfunk, mit dem
Reporter der Lokalzeitung und mit ihren Freundinnen, und diese riefen ebenfalls
ihre Freundinnen an.
    Mama
kam dann ein wenig später auch an den Waldrand, auf ihrem nagelneuen Fahrrad.
Und bald hörte man aus allen Himmelsrichtungen suchende Autos herumbrausen.

    Die
Wagen kamen immer näher, sie brachen durchs Gehölz wie aufgestörte Tiere, sie
hoppelten über die Feldwege und die Wiesen. Bei so einer Sensation schonte
niemand sein Auto. Und wenn es einen Blechschaden gab, weil zwei
zusammenstießen, dann achteten sie nicht einmal darauf. Was bedeutete ein
verbeulter Kotflügel schon angesichts eines kleinen grünen Männchens von einem
anderen Stern!

Dreiundzwanzigstes
Kapitel

In dem das Urmel weiter lügt und König Futsch zu spät aufkreuzt
     
    Autos über
Autos. Die ganze Wiese war vollgeparkt.
    Der
Farmer und sein Sohn waren wenig glücklich, daß ihre Entdeckung so rasch schon
bekannt wurde. Die Männer und Frauen stürzten aus den Wagen, ließen die Türen
in der Hast offen und die Zündschlüssel stecken. Jeder wollte so nahe wie
möglich an das Wunderwesen herangelangen. Dann konnte bald keine Stecknadel
mehr zu Boden fallen. Und das Urmel wäre sicher von der begeisterten Menge
erdrückt worden, hätte es sich nicht geschickt auf das Dach einer Limousine
gerettet.
    Wie
es der Reporter vom Rundfunk fertigbrachte, sich durch diese Menschenmauer zu drängeln
und auch auf das Autodach zu kriechen, war fast unerklärbar. Es grenzte an
Zauberei. War er über die Köpfe der Neugierigen gerobbt? Auf jeden Fall hielt
er plötzlich dem Urmel sein Mikrofon vor das Maul und begann es auszufragen,
und
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