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Urmel taucht ins Meer

Urmel taucht ins Meer

Titel: Urmel taucht ins Meer
Autoren: Max Kruse
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rief: «Rapf, rapf!» Zum Ober-Homo-Saurier sagte er:
«Wir müssen sofort an die frische Luft!»
    «Mör wörd auch öböl«, stöhnte
Seele-Fant. Er begab sich ohne Verzögerung auf den Rückweg.
    Die Träger schwammen nun mit
ihren Patienten durch die Straßen der Stadt, vor ihnen her sauste ein
Leuchtfisch, dessen Laterne blau blitzte, und einer der Homo-Saurier pfiff
sirenenartig. Es klang gefährlich.
    So gefährlich, daß Wutz
kurzfristig erwachte. Sie schlug die Augen auf. Da sah sie am Wegrand unter
einem Algenbusch ein Homo-Saurierkind sitzen, das sich eifrig und voll
Wohlbehagen etwas Weißes, Feuchtes, Nasses ins Schwabbelmaul stopfte. Es hatte
beide Backen voll, und die Fetzen hingen rechts und links aus seinen
Mundwinkeln.
    «Oh», seufzte Wutz. «Das war
mein Krimi! Professor, rette mein Stück!»
    Sie sank wieder auf die Bahre.
    Der Professor konnte nichts
mehr für sie tun, denn er war selber sehr schwach. Und das Tierchen hatte sich
die köstlichen Blätter, die ihm wie Eierkuchen schmeckten, ganz schnell in den
Rachen gestopft. Dann paddelte es davon. ‹Kommissar Wutz› hatte einen Weg zu
den Ungeheuern genommen, den seine Schöpferin nicht vorausgesehen hatte.
    «Hoffentlich geht jetzt nicht
in seinem Bauch eine Pistole los! Piff! Paff!» sagte das Urmel. «Es war doch
ein sehr aufregendes Stück. Also, ich würde bestimmt Bauchweh davon bekommen!»
    Der Krankenzug war schon um die
Ecke gebogen. Das Sirenengeheul wurde immer leiser. Da patschte das Urmel in
die Hände, drehte sich um und schwamm hinter dem Saurierkind her.
    Die anderen gelangten rasch an
die Wasseroberfläche. Die Homo-Saurier betteten sie auf die Planken des Floßes,
das nun wieder unbewegt auf der stillen See ruhte.
    Schusch reckte sich im Mastkorb
erschrocken auf. Er äugte mit schiefgelegtem Kopf hinab. «O je», rief er, «sänd
sä nur krank oder schon tot?»
    «Öch habö sö göröttöt!» röhrte
Seele-Fant sehr vergnügt. «Abör sö müssön söch örst örholön!»



Eine unvollständige Besatzung wird heimgeleitet
     
    Sie erholten sich schnell.
Allen voran der Professor, der die anderen und die sehr erschöpfte Wutz mit
herzstärkenden Tropfen versorgte. Als Wutz wieder aufstehen konnte, begab sie
sich in ihre Schlummertonne hinüber, um sich gründlich auszuschlafen. Sie hatte
nicht einmal Appetit auf Rosenkohl aus dem Einmachglas, so übel war ihr. Sie
schloß den Vorhang, und alsbald hörte man sie schnarchen.
    Von Bord seines Floßes aus
unterhielt sich der Professor lange mit dem Ober-Homo-Saurier. Die Leibwächter
waren mit den Tragbahren in die Stadt unter dem Korallenriff zurückgekehrt. Und
ihr Herr, ihr Fürst oder Bürgermeister — oder was immer er nun sein mochte —
wagte es erst, seinen Kopf über Wasser zu halten, als er sicher war, daß kein
Dampfer oder sonst ein Fahrzeug zu sehen war, das auf die Nähe von Menschen
schließen ließ.
    Er stützte seine Arme auf den
Floßrand, und damit der Professor bequem zu ihm sprechen konnte, krümmte er
seinen gelenkigen Hals in schönem Bogen zu ihm herab. In ganzer Länge reichte
sein Kopf zum Mastkorb von Schusch hinauf. Er bot wirklich einen Anblick, der
so manchen Seemann vergangener Zeiten das Gruseln gelehrt hätte!
    «Ja, du verstehst wohl», sagte
er zum Professor, «daß wir die Krabbe pitsch püh nicht wieder bei uns leben
lassen können, pfiff. Sie würde es wohl auch gar nicht pfüh wollen! Und obwohl
sie pfiff, wie du sagst, ein freundliches, pfüh, liebes Wesen pfiff ist, würden
wir uns püh doch immer vor ihren Scheren fürchten.»
    «Das sehe ich ein!» antwortete
Habakuk Tibatong. Er hatte inzwischen seine nasse Jacke mit dem trockenen
Morgenmantel vertauscht und die bequemen Pantoffeln angezogen. «Ich verstehe
das! Und andererseits ist es auch unmöglich, ihr Elternhaus aus der Stadt unter
dem Korallenriff herauszuholen und vor der Insel Titiwu auf dem Meeresboden zu
verankern! Sie tut mir leid!»
    Der Ober-Homo-Saurier versprach
dafür bei seiner Ehre und bei seinem guten Herzen feierlich, die Krabbe fortan
unbehelligt in der Höhle leben zu lassen. Freilich, der Professor mußte
seinerseits noch einmal den Schwur erneuern, das Geheimnis der Homo-Saurier bis
an sein Lebensende unverbrüchlich zu bewahren — ein Versprechen, das im
Hinblick auf Direktor Doktor Zwengelmann fast ein übermenschliches Opfer für
ihn bedeutete.
    Während sie miteinander
plauderten und immer vertrauter wurden, ließ der Ober-Homo-Saurier seine
wäßrigen
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