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Urmel fährt Ballon

Urmel fährt Ballon

Titel: Urmel fährt Ballon
Autoren: Max Kruse
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wie
die von Möpsen!«
    Als
die Soldaten den Professor mit seinen Tieren erblickten, ertönte ein Kommando:
»Halteste!«
    Die
Musik brach ab, ein Offizier salutierte und rief: »Willkommigen auf der Igeste!
Nicht Angst müssigen habigen! Euch einladige zu Majestäteste Kaisereste. Schon
wartigen!«
    »In
der Tat«, flüsterte der Professor Wutz ins Ohr. »Diese Sprache ist
gewöhnungsbedürftig. Beinahe hätte ich ›Dankige‹ gesagt.« Er wandte sich an den
Offizier: »Ich hoffe, Ihr versteht uns. Wir kommen in friedlicher Absicht. Wir
freuen uns darauf, Seine Majestät kennen zu lernen.«
    Die
Kapelle schmetterte wieder los. Der Zug in die Stadt begann.
    »Wunderbar,
öfföff!«, bemerkte Wutz. Sie genoss das Aufsehen, das sie erregten.
    In
der Stadt waren die Straßen schmal, rechts und links standen die Bewohner,
Männer und Frauen, Greise und Kinder, alle in phantasievollen, bunten Kleidern.
    »Diese
Mopsgesichter kann man ja fast nicht unterscheiden. Wie alt sind die Leute
wohl, öfföff?«, grunzte Wutz.
    Am
Straßenrand wurde geredet und geplappert. Man staunte und brüllte, der Tumult war
unbeschreiblich. Nur dort, wo unsere sieben gerade hinkamen, verstummte der
Lärm. Die Leute sperrten Mund und Augen auf. Es war, als hätte es allen die
Sprache verschlagen.
    Solche
seltsamen Gestalten hatte man noch nie gesehen: Der Professor und der Knabe Tim
Tintenklecks, Wutz, das Schwein. Dahinter das Urmel. Es verzog seine Schnauze
fröhlich und warf mit Kusshändchen um sich. Dann Ping Pinguin, der etwas mühsam
auf seinen Schwimmfüßen watschelte, und Wawa, der auf seinen vier Füßchen
hinterherwuselte, die Schnauze dicht über dem Boden.
    Schusch
flog niedrig und langsam voraus. Der Vogel schien für die Leute das größte
aller Wunder zu sein.
    »Fällt
dir etwas auf, Tim?«, fragte der Professor. »Ich sehe kein einziges Tier, keine
Katze, keinen Hund, keine Pferde und Pferdewagen.«
    Die
Wachen hatten Mühe den Andrang abzuwehren. Der Weg durch die Stadt glich einem
Triumphzug, aber es war auch eine Art Spießrutenlauf, nur ohne die grausamen
Schläge.
    »Wir
nähern uns sicher bald dem Schloss«, meinte der Professor endlich.
    »Ach,
öff, ob ich vor dem Kaiser wohl einen Hofknicks machen sollte, öfföff? Ganz
tief!«
    »Das
wirst du schön bleiben lassen, Wutz«, riet ihr Tim Tintenklecks. »Der Kaiser
denkt sonst vielleicht, du wolltest ihn abschlecken oder anknabbern!«
    »Unsinn!
Unerhört, öfföff!«



Begegnung
zweier fremder Welten
     
    Nun ging es
durch ein geschmücktes Tor und es öffnete sich ein großer Hof, auf dem viele
steinerne Möpse auf steinernen Sockeln standen. »Das sind sicher Standbilder
der früheren Herrscher, öfföff«, meinte Wutz und es hätte nicht viel gefehlt
und sie hätte sich vor jedem Denkmal verneigt.
    Springbrunnen
plätscherten. Diener in einer roten, uniformartigen Kleidung, die wir auf der
Erde Livree nennen, geleiteten sie durch einen kleinen Park auf eine Terrasse,
von der aus man die ganze Stadt überblicken konnte. Auf dem Marmorgeländer
standen wertvolle, mit Pflanzenmotiven bemalte, bauchige Porzellanvasen,
gefüllt mit prächtigen Blumensträußen.
    Vor
dem Schloss erwartete sie der Herr über das Volk und das Land. Sein hellgrünes
Gewand war reich mit Goldfäden bestickt. Er trug eine lange, weiß gelockte
Perücke und thronte auf einem goldenen Sessel. Neben ihm, auf einem etwas
kleineren Stuhl, saß ein zappeliges Mädchen. Es hatte rot gelockte Haare und
trug einen langen Mantel mit großen Schleifen auf den Schultern.
    Die
Kapelle schmetterte eine fröhliche Fanfare, dann verstummte sie und die Wachen
zogen sich drei Schritte zurück.
    Der
Professor und Tim Tintenklecks verbeugten sich. Die anderen machten es ihm
nach, jeder auf seine Weise. Ping Pinguin kugelte dabei fast vornüber. Wawa
nickte nur, da stieß seine Schnauze schon auf den Boden. Das Urmel grinste
breit. Und Wutz versuchte einen eleganten Hofknicks. Sie knickte mit dem linken
Hinterbein tief ein. Sie neigte den Kopf und den Oberkörper nach vorn.
    Ping
Pinguin stupste Wawa an. »Pfau mal, Wutz spielt Hofdame!«
    »Da
kann sie wenigstens nicht Staub wischen und den Fußboden putschen!«, zischelte
Wawa zurück. »Ich wette, hier liegt jede Menge Staub! Wo es doch keine
Staubsauger gibt!«
    Schusch,
der sich bereits wie zu Hause fühlte, hüpfte auf das Treppengeländer. Da sah er
äußerst dekorativ aus.
    Der
Kaiser sprang von seinem Thron. Er schlug die Hände zusammen, hob sie zu
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