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Untreu

Titel: Untreu
Autoren: Christa v Bernuth
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okay?«, fragte Mona Maria. »Kannst du uns sagen, was genau passiert ist?«
    »Ich glaube schon«, sagte das Mädchen leise und deutlich. »Ich glaube, ich bin wieder gesund.«
    »Ich kam nachts nach Hause«, sagte Karin Belolavek und stockte. Eine schöne Frau, dachte Mona. Sie fühlte sich erschöpft und sehr wach zur gleichen Zeit. Es war halb zwei Uhr nachts, als sie endlich im Dezernat ankamen und die Vernehmung beginnen konnten.
    Es kam nicht in Frage, bis zum nächsten Tag zu warten.
    »Der 31. August«, sagte Mona.
    »Ja.«
    »Wann genau kamen Sie nach Hause?«
    »Gegen halb eins, glaube ich.«
    »Was war dann? Was haben Sie gesehen?«
    Karin Belolavek stützte ihren Kopf in die Hände.
    »Was?«, fragte Mona behutsam nach.
    »Es zog im ganzen Haus, das Wetter hatte ja umgeschlagen. Die Tür zum Garten schlug hin und her. Das Geräusch - es war so unheimlich... Ich hab sofort gewusst, dass was nicht stimmte...« Sie begann zu weinen.
    »Okay. Ganz ruhig. Wir haben Zeit. Sie sind dann in den Garten gegangen?«
    »Ja.« Erneutes Weinen.
    Mona wartete, bis Karin Belolavek sich beruhigt hatte.
    »Sie waren im Garten«, sagte sie dann. »Was haben Sie gesehen?«
    »Meinen ... Mann. Er lag auf den Terrakottafliesen. Er war... völlig verdreht. Seine Augen waren offen. Neben ihm saß ...Maria. Regungslos. Total durchnässt und zitternd. Es war so schrecklich... Dieses Bild.«
    »Sie dachten...«
    Karin Belolavek schnäuzte sich und sah auf. Ihre Augen waren rot, aber ihr Blick war klar.
    »Sie wissen, was ich dachte. Ist doch wohl klar, oder?«
    »Sie dachten, Ihre Tochter wäre es gewesen.«
    »Ja. Sie hat neben Thomas gesessen, das Messer in der Hand. Das Blut... war beinahe völlig abgespült...«
    »Was passierte dann?«
    »Ich bin zu ihr hin, hab sie in den Arm genommen. Sie war völlig steif. Ich hab sie geschüttelt. Ich hab sie angefleht, mir alles zu sagen. Sie hat nicht geredet. Kein Wort. Das ging Stunden so. Dann habe ich ... Thomas..., ich meine, ich wollte ihn begraben, aber das hätte viel zu lange gedauert. Ich habe also die losen Bretter vom Boden des Geräteschuppens aufgehoben. Darunter war ... so eine Kuhle. Ich musste nicht lange graben. Ich habe Thomas hineingeschleppt... Er war so schwer. Ich habe die Bretter dann wieder darübergelegt... Er war so kalt, und sein Gesicht war so weiß...« Sie schluchzte auf.
    »Hat Maria Ihnen dabei geholfen.«
    »Nein. Sie...«
    »Okay. Was passierte dann?«
    »Ich habe meine Kleider gewechselt. Ich habe meine nassen blutigen Sachen mitgenommen und auch die von Maria. Ich habe sie umgezogen wie ein kleines Kind. Am nächsten Tag bin ich mit ihr zu Theresa gefahren. Ich wusste nicht, was ich tun sollte, wo ich sonst hin sollte. Erst hatte ich an Bertold gedacht, aber Bertold... Ich meine, er ist ein so guter Mensch, aber das hätte er nicht verkraftet.«
    »Sie fuhren zu Theresa, und dann?«
    »Theresa hat uns in dieses Haus gebracht. Sie war unglaublich, sie stellte kaum Fragen, ich war so glücklich, dass es sie gab, so dankbar... Ich hatte natürlich keine Ahnung...«
    »Sie wissen, dass Sie vier Wochen in diesem Haus zugebracht haben, während wir...«
    »Ja.«
    »Sie waren sich darüber im Klaren, dass die Polizei Sie und Maria suchen würde. Dass Sie verpflichtet gewesen wären, uns zu benachrichtigen.«
    »Ja! Aber ich musste warten, bis Maria mir sagen würde, was in jener Nacht passiert war. Ich musste es von ihr hören. Ich konnte nicht riskieren, dass man sie ins Gefängnis steckt. Ich hätte auch sechs Wochen mit ihr zusammen ausgehalten oder acht. Ich wäre mit ihr ans Ende der Welt geflohen, und wissen Sie was? Es ist mir völlig egal, wie Sie das finden. Maria ist alles, was ich habe. Ich hätte sie nie...«
    »Und Maria hat nichts gesagt? Die ganze Zeit über nichts gesagt?«
    »Sie hat nicht immer geschwiegen, wenn Sie das meinen. Wir kamen uns allmählich wieder näher. Ich habe ihr von Milan erzählt, von der Schuld, die ich auf mich geladen hatte. Wir haben auch darüber gesprochen, dass sie diese wahnsinnige Angst und diesen Hass in sich hatte, weil sie meinte, dass ich nicht mehr die Mutter war, die sie kannte und bei der sie sich geborgen fühlte. Aber sie hat kein Wort über diesen einen Abend verloren. Kein Wort. Nie. Als ob sie alles verdrängt hätte.«
    »Und Sie haben bis heute geglaubt, dass Maria die Mörderin Ihres Mannes war?«
    »Ja. Erst seit heute weiß ich, dass es Milan war. Aber ich weiß auch, es war richtig, Maria zu
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