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Untreu

Titel: Untreu
Autoren: Christa v Bernuth
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alles... vernachlässigt. Den Haushalt, alles.
    Sie war manchmal tagelang nicht ansprechbar. Die Ärzte tippten erst auf eine Depression. Sie hat nur noch vor sich hin geträumt und gegessen. Aus dem Kühlschrank heraus dicke Käse- und Schinkenscheiben ohne Brot. Sie hat nicht mehr gekocht...«
    »Sie war krank«, stellte Mona fest.
    »Schließlich konnte meine Frau - damals lebte sie noch bei uns - Theresa davon überzeugen, dass sie sich einliefern lassen musste. Sie brachte sie also in ein Landeskrankenhaus...«
    »Die Psychiatrie.«
    »Sie setzten sie dort unter Medikamente. Es ging mehrere Wochen lang. Marion hat täglich mit einem der behandelnden Ärzte telefoniert, aber die stehen ja unter Schweigepflicht. Die Details müssen Sie Theresas Exmann fragen. Irgendwann kam sie jedenfalls wieder raus, halbwegs auf dem Damm.«
    »Aber?«
    »Das müssen Sie ebenfalls ihren Exmann fragen. Die Ehe war danach... wohl irgendwie zerrüttet, oder wie man so sagt.«
    »Okay. Noch mal zu Kai. Wie ist Ihr Verhältnis zu Kai?«
    »Schlecht. Sie redet nicht mehr mit mir. Ich kenne ihre Freunde nicht, ich weiß nicht, was sie in ihrer Freizeit tut. Sie hat... die Schule abgebrochen.«
    »Wussten Sie, dass sie spiritistische Sitzungen abhält?«
    »Was?«
    »Zusammen mit Maria Belolavek und einer ... dritten Person. Sie haben ... äh... den Teufel kontaktiert. Satan. Jedenfalls haben sie sich das eingebildet.«
    Lemberger sah Mona müde an. »Keine Ahnung. Sie wissen nicht, wie das mit Achtzehnjährigen ist. Man hat sie nicht mehr in der Hand. Wenn sie nicht wollen, hat man nichts in der Hand.«
    »Ich kann mir denken, was Sie meinen.«
    Lemberger sah sie an. Ein kurzes Lächeln huschte über sein Gesicht, das sofort wieder verschwand. »Selber Kinder?«
    »Ja.« Auch Mona lächelte. Lemberger wusste nichts, so viel stand fest. Kai Lemberger war auf dem Weg hierher, aber offenbar noch nicht ansprechbar. Und Theresa Leitner war nicht zu Hause. Was machte eine Frau wie sie abends nach zehn? Hatte sie Freunde? Einen Liebhaber? Ging sie allein aus? Nichts davon klang sehr wahrscheinlich.
    »Wo könnte Theresa Leitner Ihrer Meinung nach sein, wenn sie nicht zu Hause ist? Hat sie ... irgendwelche Interessen? Freunde? Ein Opernabo?«
    Lemberger schüttelte den Kopf. »Als sie bei uns war... gab es niemanden. Sie geht nicht ins Theater, soviel ich weiß. Sie ist eher...«
    »Einsam?«
    »Eher, ja.«
    »Kann sie verreist sein? In Urlaub?«
    Lemberger dachte nach. »Sicher. Ich meine... warum nicht? Sie ist zwar eigentlich nicht gerade der Typ fürs Reisen...«
    »Gibt es ein Reiseziel... irgendwas, wo sie immer mal wieder hinfährt?«
    Mona kam eine Idee. Irgendwoher, aus dem Dunkeln.
    Ein undeutliches Szenario nahm Gestalt an.
    »Keine Ahnung.«
    Das Szenario wurde klarer, lichter.
    »Hat sie vielleicht ein ... Haus? Ein Ferienhaus, etwas in der Art?«
    Lembergers Gesicht veränderte sich. Ganz leicht. Nur eine Nuance. »Also... ja. Da gibt es das Haus von Theresas Tante. Sie hat mir mal davon erzählt, und wir sind auch mal hingefahren, als sie bei uns wohnte. Sie hat es vor anderthalb Jahren geerbt. Das und etwas Geld. Marion hat nichts bekommen und war stinksauer deswegen.«
    »Ein Haus? Hier in der Nähe?«
    »Auf dem Land, ja. Sehr idyllische Gegend. Ein kleiner See ist in der Nähe...«
    »Außer ihr hat keiner einen Schlüssel?«
    »Nur sie, denke ich.«
    »Niemand wohnt dort?«
    »Damals stand es jedenfalls leer. Warum...«
    »Wo liegt es genau? Wissen Sie das noch?«
    »Eine Stunde von hier, ungefähr.«
    »Würden Sie es finden?«
    »Ich denke ja.«
    »Ich habe eine Idee«, sagte Mona zu Berghammer. Ihr Herz begann zu klopfen. Schwer und dumpf.
    »Was?«, fragte Berghammer verwundert.
    »Die Belolavek und ihre Tochter sind spurlos verschwunden. Wo geht das leichter als in einem Haus irgendwo auf dem Land? Wer kann sie dort am besten unterbringen? Ihre beste Freundin Theresa!«
    »Du hast diese Leitner ... nie danach gefragt?«
    »Natürlich nicht. Sie hatte mich damals von sich aus angerufen, sie hatte mir diese Geschichte mit dem Liebhaber erzählt...«
    »Du bist... Wir sind davon ausgegangen, dass sie alles sagt, was sie weiß.«
    »Ja. Sicher. Das war falsch.«
    Berghammer seufzte. Nie von etwas ausgehen, das man nicht geprüft hat. Erste Regel jeder Ermittlungsarbeit. Keine wurde häufiger gebrochen.
    Am liebsten hätte ich Karin tot gesehen, dieses brave Mädchen, das dich benützt hat, um ein bisschen Abenteuer zu
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