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Untitled

Untitled

Titel: Untitled
Autoren: Unknown Author
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hörte drinnen etwas klappern.
    »Wir haben kein Licht gemacht«, sagte einer der Uniformierten hinter mir. »Sie sind Doktor Cross, stimmt's?«
    Ich nickte. »War die Küchentür offen, als Sie gekommen sind?« Ich wandte mich dem Streifenpolizisten zu. Er war weiß, mit einem Babygesicht, und ließ sich einen dünnen Schnurrbart wachsen, um das zu vertuschen. Er war vermutlich drei- bis vierundzwanzig und hatte an jenem Morgen richtige Angst. Ich konnte ihm das nicht verübeln.
    »Äh. Nein. Kein Hinweis auf gewaltsames Eindringen. Es war nicht abgeschlossen, Sir.«
    Der Streifenpolizist war äußerst nervös. »Da drin sieht es wirklich ganz übel aus, Sir. Eine Familie.«
    Einer der Streifenpolizisten schaltete eine starke Taschenlampe ein, und wir alle schauten in die Küche.
    Dort stand ein billiger Resopaltisch mit passenden limonengrünen Vinylstühlen. Eine schwarze Uhr mit Bart Simpsons Porträt darauf hing an der Wand. Es war die Art von Uhr, die man in den Schaufenstern aller einfachen Drugstores zu sehen bekommt. Der Geruch nach Lysol und verbranntem Fett vermischte sich in der Nase zu etwas Seltsamem, aber nicht ganz Unangenehmem. Bei Mordfällen gibt es schlimmeren Gestank.
    Sampson und ich zögerten, nahmen alles in uns auf, wie es vor ein paar Stunden der Mörder getan haben mußte.
    »Er war genau hier«, sagte ich. »Er ist durch die Küchentür hereingekommen. Er war hier, wo wir jetzt stehen.«
    »Red nicht so, Alex«, sagte Sampson. »Du klingst ja wie Jeanne Dixon. Da krieg' ich eine Gänsehaut.«
    Ganz gleich, wie oft man so was macht, leichter wird es nie. Man möchte nicht hineingehen. Man will sein Leben lang keine grauenhaften Alpträume mehr sehen.
    »Sie sind oben«, sagte der Cop mit dem Schnurrbart. Er informierte uns darüber, wer die Opfer waren. Eine Familie namens Sanders. Zwei Frauen und ein kleiner Junge.
    Sein Partner, ein kleiner, kräftig gebauter Schwarzer, hatte bis jetzt noch kein Wort gesagt. Er hieß Butchie Dykes. Ein sensibler junger Typ, den ich auf dem Revier schon gesehen hatte.
    Wir vier betraten das Todeshaus gemeinsam. Jeder von uns holte tief Luft. Sampson tätschelte mir die Schulter. Kindermord erschütterte mich – das wußte er.
    Die drei Leichen lagen oben im Schlafzimmer, gleich hinter der Treppe.
    Da war die Mutter, Jean »Poo« Sanders, zweiunddreißig. Noch im Tod war ihr Gesicht unvergeßlich. Sie hatte große braune Augen, hohe Wangenknochen, volle Lippen, die schon lila geworden waren. Ihr Mund war aufgerissen zu einem Schrei.
    Poos Tochter, Suzette Sanders, vierzehn Jahre auf dieser Erde. Sie war erst ein junges Mädchen, aber noch hübscher gewesen als ihre Mutter. Sie trug eine fliederfarbene Schleife im geflochtenen Haar und einen winzigen Ring in der Nase, um zu beweisen, daß sie älter war als ihre Jahre. Suzette war mit einer dunkelblauen Strumpfhose geknebelt worden.
    Ein kleiner Sohn, Mustaf Sanders, drei Jahre alt, lag mit dem Gesicht nach oben da, und die kleinen Wangen schienen tränenbefleckt zu sein. Er hatte einen Schlafanzug mit Füßchen an, wie ihn auch meine Kinder tragen.
    Genau wie Nana Mama gesagt hatte, es war ein schlimmes Viertel in einer Stadt, die jemand zu einer üblen Stadt hatte verkommen lassen. In unserem großen, üblen Land. Die Mutter und die Tochter waren an einen Bettpfosten aus imitiertem Messing gefesselt. Unterwäsche aus Satin, schwarze und rote Netzstrümpfe und geblümte Bettlaken waren zum Festbinden benutzt worden.
    Ich nahm den kleinen Kassettenrecorder heraus, den ich bei mir trage, und zeichnete meine ersten Beobachtungen auf. »Mordfälle H 234 914 bis 916. Mutter, Teenagertochter, kleiner Junge. Die Frauen sind mit einem scharfen Gegenstand aufgeschlitzt worden. Möglicherweise mit einem Rasiermesser.
    Die Brüste sind abgeschnitten worden. Brüste nirgends zu sehen. Das Schamhaar der Frauen ist abrasiert worden. Zahlreiche Stichwunden, das, was die Pathologen ein Muster der Wut nennen. Viel Blut, außerdem Fäkalien. Ich glaube, daß beide Frauen, Mutter wie Tochter, Prostituierte waren. Ich habe sie in der Gegend gesehen.«
    Meine Stimme war leise und schleppend. Ich fragte mich, ob ich die Worte später noch verstehen würde.
    »Die Leiche des kleinen Jungen scheint einfach beiseite geworfen worden zu sein. Mustaf Sanders trägt einen Overallschlafanzug mit Bären darauf. Er ist ein winziges, zufälliges Bündel im Zimmer.« Ich konnte mich nicht gegen die Trauer wehren, als ich auf den kleinen
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