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Untitled

Untitled

Titel: Untitled
Autoren: Unknown Author
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und das ist grauenhaft. Grauenhaft! Aber ich habe schon einen Scheißfall!«
    Pittman stach plötzlich mit dem Zeigefinger nach mir. Sein Gesicht war knallrot. »Ich entscheide, welchen Fall Sie haben! Ich entscheide! Sie haben Erfahrungen mit Geiselverhandlungen. Sie sind Psychologe. Wir haben andere Leute, die wir auf Langley und Condon ansetzen können. Außerdem hat Bürgermeister Monroe ausdrücklich Sie angefordert.«
    Das war es also. Jetzt verstand ich alles. Unser Bürgermeister hatte interveniert. Meinetwegen.
    »Was ist mit Sampson? Lassen Sie wenigstens ihn weiter an den Siedlungsmorden arbeiten«, sagte ich zum Chef der Kriminalpolizei.
    »Falls Sie irgendwelche Beschwerden haben, wenden Sie sich an den Bürgermeister. Sie arbeiten beide an dieser Kidnappinggeschichte. Das ist alles, was ich Ihnen im Augenblick zu sagen habe.«
    Pittman drehte uns den Rücken zu und ging weg. Wir waren auf den Dunne-Goldberg-Kidnappingfall angesetzt, ob es uns gefiel oder nicht. Es gefiel uns nicht.
    »Vielleicht sollten wir einfach zum Haus der Sanders' zurückfahren«, sagte ich zu Sampson.
    »Hier wird uns niemand vermissen«, stimmte er zu.

    7. Kapitel
     
    Ein schimmerndes, schwarzes BMW-K-1-Motorrad quetschte sich durch das niedrige Feldsteintor der GeorgetownTagesschule. Der Fahrer wies sich aus, dann raste das Motorrad eine lange, schmale Straße entlang auf die grauen Schulgebäude zu. Es war elf.
    Die BMW-K-1 beschleunigte in den wenigen Sekunden bis zum Verwaltungsgebäude auf hundert. Dann bremste das Motorrad leicht und glatt, wirbelte kaum Kies auf. Der Fahrer lenkte es hinter einen perlgrauen Mercedes mit einem Diplomatennummernschild.
    Noch auf dem Motorrad sitzend, nahm Jezzie Flanagan den schwarzen Helm ab, unter dem langes blondes Haar zum Vorschein kam. Sie sah aus, als wäre sie Ende Zwanzig. Tatsächlich war sie in jenem Sommer zweiunddreißig geworden. Das Leben drohte, an ihr vorbeizugehen. Sie war jetzt ein Überbleibsel, uralt, wie sie glaubte. Sie war direkt von ihrem Cottage am See zur Schule gekommen, obwohl es ihr erster Urlaub seit neunundzwanzig Monaten war.
    Letzteres erklärte ihren Kleidungsstil an jenem Morgen: die lederne Motorradjacke, die verschossenen schwarzen Jeans mit Beinwärmern und dickem Ledergürtel, das schwarz-rot-karierte Holzfällerhemd und die abgetragenen Stiefel.
    Zwei D.C.-Polizisten stürzten sich von beiden Seiten auf sie. »Es ist okay, Officers«, sagte sie, »hier ist mein Ausweis.« Nachdem sie ihn gemustert hatten, traten sie schnell zurück und wurden dienstbeflissen. »Sie können gleich hinein«, sagte einer, »direkt hinter der hohen Hecke ist eine Seitentür, Ms. Flanagan.«
    Jezzie Flanagan gelang ein freundliches Lächeln für die beiden mitgenommen aussehenden Polizisten. »Ich weiß, ich sehe heute nicht besonders überzeugend aus. Ich war im Urlaub. Da fahre ich Motorrad. Ich bin damit hergerast.«
    Jezzie Flanagan nahm die Abkürzung über einen makellosen Rasen, der leicht mit Reif überzogen war. Sie verschwand im Verwaltungsgebäude der Schule.
    Beide Polizisten ließen die Augen nicht von ihr, bis sie fort war. Ihr blondes Haar wehte im steifen Winterwind wie ein Banner. Sie war eindeutig ein aufregender Anblick, sogar in schmutzigen Jeans und Arbeitsstiefeln. Und ihr Beruf gab ihr Macht. Das wußten sie beide aus ihrem Ausweis. Sie war eine Drahtzieherin.
    Als sie durch die Eingangshalle ging, packte jemand sie am Arm. Jemand nahm sich ein Stück von Jezzie Flanagan, was typisch für ihr Leben in D.C. war.
    Victor Schmidt hatte sich an ihren Arm gehängt. Vor langer Zeit, und das fiel Jezzie jetzt schwer, sich vorzustellen, war Victor ihr Partner gewesen. Genau gesagt, ihr erster. Jetzt war er für ein Kind in der Tagesschule abgestellt.
    Victor war klein und wurde kahl. Elegant gekleidet. Aus unerfindlichen Gründen selbstbewußt. Sie hatte ihn im Secret Service immer für deplaziert gehalten, vielleicht besser geeignet für die unteren Ränge im diplomatischen Dienst.
    »Jezzie, wie geht's denn so?« Halb flüsterte er, halb sprach er. Wie ihr wieder einfiel, war er nie ganz bei der Sache. Das hatte sie immer geärgert.
    Jezzie Flanagan explodierte. Später wurde ihr bewußt, daß sie tatsächlich gereizt gewesen war, als Schmidt sie anhielt. Eine Entschuldigung für diesen Ausbruch brauchte sie nicht. Nicht an jenem Morgen. Nicht unter diesen Umständen.
    »Vic, weißt du, daß zwei Kinder aus dieser Schule verschwunden sind, vielleicht
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