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Unternehmen CORE

Unternehmen CORE

Titel: Unternehmen CORE
Autoren: Paul Preuss
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hielten sich auf Distanz. Sie waren am leichtesten zu unterhalten, da es nichts gab, was Marta für sie tun konnte, außer, höflich zu sein.
    Der Vater der Braut, Martas Ex, Peter, erschien zu der Zeremonie als etwas rundlicher, bärtiger Schotte, der in seinem Tweed-Anzug und mit seinem wettergegerbtem Äußeren sehr attraktiv aussah, wie sie zugeben mußte. Er war überaus stolz auf seine jüngere Tochter, mit deren Erziehung er wenig zu tun hatte.
    Linda kam in Begleitung ihres Vaters; sie war eine ebensolche arrogante Cambridge-Studentin, wie Marta sie in ihren Erinnerungen kannte. Aber Linda zeigte sich in diesen Tagen von ihrer besten Seite, sie behandelte die Leute um sich auf solch subtil herablassende Weise, daß nur wenige Verdacht schöpften, daß sie sich zu ihnen herabließ.
    Vielleicht wird sie erwachsen, mußte Marta sich eingestehen. Denn es schien, daß Linda Qualität zu erkennen vermochte, wenn sie auf sie stieß. Marta amüsierte sich, als sie ihre Tochter sah, wie sie Gregor Mattasow in die Ecke trieb und skrupellos seine Intelligenz auf die Probe stellte.
    Gregor war nach den wenigen Monaten, die dem Unfall folgten, bei dem er sich seine rechte Hand verstümmelt hatte, wieder der alte fröhliche Kriecher. Marta war sich nicht sicher, ob sie oder jemand anderes wirklich erfahren würde, was ihm zugestoßen war – es war nicht nur der typische Unfall beim Waffenreinigen, eine Patronenkammer, die auf diese Weise explodierte –, aber wenn sie auch nicht behaupten konnte, ihn nun nicht weniger zu mögen, so mochte sie ihn nun vielleicht ein wenig mehr. Denn als er seinen Humor wiedergefunden hatte, erkannte sie, daß sie ihn um sich brauchte. Vielleicht war das auf lange Sicht gesehen eine gute Definition für einen Freund.
    Marta erreichte das Ende des Gartens und schaute auf die lachende Menge zurück. Lächelnd, das Glas in der Hand, war sie darauf vorbereitet, wieder in die Party einzutauchen. Wenn es notwendig wäre. Wenn es absolut sein mußte. Nun, sie alle schienen ohne sie auszukommen.
    He …!
    Sie schritt über die nicht markierte Grenze zu Leidys Rasen und rannte schnell durch das schattige Gras zu seinem Lanai.
    Er war im Haus und wartete auf sie. Sie flog wortlos in seine Arme, sie küßten sich, als würden sie sich zum ersten Mal küssen, mit ungebrochenem Enthusiasmus. Ihr Leinenkleid schob sich unter seinen Händen nach oben, sein Baumwollhemd öffnete sich unter ihren Händen, und für einen Moment bestand die Gefahr, daß sie weiter gehen würden, als sie wollten.
    »Wir müssen warten. Bis diese Leute da verschwunden sind«, flüsterte sie.
    »Ach Frau, so nervös.«
    »Jedenfalls bis die Kinder zu den Flitterwochen aufgebrochen sind.«
    »Nicht zu vergessen die Ex-Eheleute in ihren Motels.«
    Sie entspannte sich und zog sich von ihm weg. »Ich mag sie, Leidy.«
    Er lächelte im Schatten. »Sollte ich darüber überrascht sein?«
    »Nun, ich kenne den Jungen, den Jane heiratet, kaum, aber ich mag sie. Und ich muß zugeben, daß ich den alten Peter irgendwie immer noch mag.«
    »Erteilst du mir hiermit eine Erlaubnis?« Er lächelte.
    »Du meinst, ich habe nichts dagegen, wenn du noch immer Jane magst?«
    »Ich habe sie nie gemocht.«
    »Dann mußt du auch nicht fragen.« Sie wandte sich ab, ließ aber ihre Finger in seinen verhakt. »Ich vermisse meinen Vater und meine Mutter«, sagte sie. »Ich wünschte, sie hätten lange genug gelebt, um die Heirat ihres Enkelkindes noch zu erleben. Ich wünschte, Greta hätte noch ein Jahr gelebt. Und ich wünschte, Cyrus könnte mit auf der Party sein.«
    Leidy verstummte für einen Augenblick. »Jeder will ewig leben. Ja, ich wünschte, meine Mutter hätte ein wenig länger ausgehalten. Sie liebte Josie so sehr … Aber ihr Leben war erfüllt, es war ein großes Leben. Und sie hat Dad erzählt, was sie von ihm hielt. Auch sein Leben war erfüllt, so erfüllt, wie ich es ihm nur wünschen konnte. Erfüllter, als ich erwarten konnte.«
    »Ich sah seinen Doppelgänger, habe ich dir das erzählt?« Sie drehte sich ihm zu und sah die fernen Lichter der Bohrtürme, die sich in seinen Augen spiegelten. »An dem Tag, an dem wir dich aus dem Bohrloch holten. Nichts Übernatürliches. Nur ein mentales Bild von ihm, das sprach: Hör zu, folge; benutze deinen Kopf.«
    »Das sagst du immer, ›nichts Übernatürliches‹.«
    »Mach mir jetzt keine Angst.«
    »Marta, ich werde es immer und immer wieder sagen. Ich liebe dich.«
    »Und ich liebe
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