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Unter Trümmern

Unter Trümmern

Titel: Unter Trümmern
Autoren: J Heimbach
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der Mann in dieses eine Wort legte.
    Er nahm den Stift, der vor ihm lag und notierte etwas auf einen kleinen Zettel, den er zu Koch rüberschob.
    „Brunners Adresse. Viel Erfolg. Halten Sie mich auf dem Laufenden!“
    Koch stand auf und reichte Reuber seine Hand.
    „Vielen Dank für Ihre Hilfe.“
    Einen Moment lang war der Angesprochene irritiert, er brauchte einige Sekunden, bevor er seine Hand ausstreckte.
    Koch ging zur Tür, nahm aus seiner Manteltasche zwei Handschuhe und begann sie überzustreifen.
    „Was haben Sie jetzt vor?“, fragte Reuber.
    „Erst mal Brunner befragen, was er dazu meint, dass einer seiner Leute Warenlager überfällt. Und anschließend fahre ich ins Krankenhaus, den verletzten Hartmann befragen.“
    „Viel Erfolg. Und wenn ich Ihnen helfen kann, melden Sie sich.“
    Koch nickte und griff nach der Türklinke.
    „Koch!“
    Er drehte sich um.
    „Wir haben Fastnacht. Der französische Stadtkommandant Kleinmann hat die Fastnacht wieder belebt. Unter dem Motto: ‚Lache unter Tränen‘. Klingt doch gut. Haben Sie Lust, mit auf eine Sitzung zu kommen? Sie kommen doch von hier. Ich habe noch eine Karte.“
    Jetzt verzog sich Kochs Mund zu einem spöttischen Lächeln.
    „Bin ich nicht der Typ für. Aber danke.“
    Während Koch auf den Flur trat, steckte sich Reuber eine neue Zigarette an.
    Die Männer, die zuvor im Flur gestanden hatten, waren verschwunden. Koch hörte verhaltene Stimmen hinter den Türen, einmal ein lautes Lachen und das Klappern von Schreibmaschinen. Er eilte die Treppe nach unten und dachte zum tausendsten Mal darüber nach, ob es ein Fehler gewesen war, nach Deutschland zurück zu kehren. Nun war es zu spät. So schnell wollte er nicht aufgeben. Und dieser Reuber schien ja nicht ganz so schlimm wie die anderen zu sein.
    Im Erdgeschoss verließ er das Gebäude, grüßte stumm den Pförtner hinter der Glasscheibe und überquerte den Hof. Dabei übersah er eine vereiste Stelle, rutschte aus, verlor sein Gleichgewicht und schaffte es gerade noch den Fall zu verhindern.
    Von irgendwo aus dem Gebäude erklang ein lautes Lachen. Hatte jemand seine artistische Einlage gesehen? Würde wahrscheinlich schnell die Runde machen. Unter den Kollegen.
    Den Rest des Weges über den Hof zu der anderen Seite des Gebäudes, das ein großes Karree bildete, von dem zwei Seiten stark zerstört waren, überstand Koch ohne weitere Vorkommnisse, dafür spürte er seinen Oberschenkel, als er die schmale eiserne Tür in dem großen Tor zu der Halle öffnete, in der die Fahrbereitschaft untergebracht war. Er versuchte den Schmerz zu ignorieren.
    Der Knall des zufallenden Tores hallte durch den Raum, in dem zwei Fahrzeuge standen, beide dunkel, eines noch mit Tarnfarben versehen, daneben zwei Motorräder, das eine davon mit Beiwagen.
    Ein Bollerofen versuchte ein wenig Wärme in den Raum zu bringen. Eine Sisyphus-Arbeit.
    Ein Mann, der über die Motorhaube eines Adler Trumpf Junior gebeugt gearbeitet hatte, erhob sich und sah zu dem fremden Mann herüber, der mit einer Handbewegung zu der Krempe seines Hutes grüßte. Der Wagen wies zahlreiche Beulen auf und der schwarze Lack war an einigen Stellen großflächig abgeblättert.
    „Ja?“, fragte der Mann und klatschte seine Hände zusammen, um sie aufzuwärmen. Die Schläge verhallten dumpf, weil er Wollhandschuhe trug, deren Finger abgeschnitten waren.
    „Ich brauche einen Wagen und einen Fahrer“, forderte Koch kurz.
    Im ersten Moment erwiderte der Mechaniker nichts, dann lachte er so laut, dass zwei andere Männer, auch sie in graue Arbeitsanzüge gekleidet, aus einer Ecke kamen.
    „Was ist denn, Jörg?“, fragte einer von ihnen und sah zwischen seinem Kollegen und Koch hin und her.
    „Dieser Herr hier“, antwortete der und betonte spöttisch das „Herr“, „braucht einen Wagen und einen Fahrer. Was meint ihr? Ein Horch ist doch genau das Richtige. Und einen livrierten Fahrer. Das mindestens. Hast du nicht zufällig heute deinen Frack dabei, Dieter?“
    Nun lachten auch die beiden anderen, während der Erste, der Jörg hieß, plötzlich innehielt.
    Koch war schnell drei, vier Schritte auf ihn zugeeilt und hatte ihn mit einem derart düsteren Blick fixiert, dass der merkte, dass er zu weit gegangen war.
    „Blöder Scherz“, wiegelte er ab. „Aber Sie sehen ja selbst, was hier los ist. Wir sind froh über jede Kiste, die wir zum Laufen kriegen. Kaum Ersatzteile. Mal ganz abgesehen vom Benzin.
    Koch entspannte sich.
    „Gut“, sagte
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