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Unter Deutschen

Unter Deutschen

Titel: Unter Deutschen
Autoren: J Kennedy
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getrennten Verwaltungseinheiten zu belassen.
    C. Die Menschen hier sahen gesund und einigermaßen fröhlich aus – ein großer Unterschied zu Berlin.
    D. Keiner der Offiziere und Männer hier scheint einen besonderen Hass gegen die Deutschen zu empfinden, auch wenn einige den starken Mann markieren.
    E. Es überrascht mich, zu sehen, wie aufreizend sich die deutschen jungen Frauen, die mitunter sehr attraktiv sind, den Amerikanern an den Hals werfen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es in England oder Amerika im umgekehrten Fall genauso wäre. Sie sagen, es habe vier Jahre lang keine Männer gegeben und es sei bloße Biologie.
    F. Wenn man in Deutschland übers Land fährt, fallen einem die endlosen Baumreihen auf, alle ordentlich in Gruppen unterschiedlicher Größe angeordnet. Bäume werden offensichtlich als ein Anbauproduktwie Getreide betrachtet. Für den Naturschutz können wir uns daran ein Beispiel nehmen.
    G. An der Fügsamkeit der deutschen Beamten zeigt sich, wie einfach es in Deutschland wäre, die Macht an sich zu reißen. Sie besitzen weder die Neugier der Amerikaner noch deren angeboren widerständige »Ich bin aus Missouri, erklärt mir das erstmal!«-Haltung gegenüber der Obrigkeit.
1. August 1945
    Von Bremen flogen wir nach Frankfurt, wo uns am Flughafen ein Bataillon Fallschirmjäger und General Eisenhower empfingen. Die Truppen waren genauso gründlich ausgebildet wie alle anderen, die ich gesehen habe. Eigentlich sind alle Truppen, die ich in Deutschland gesehen habe, hervorragend.
    Wir fuhren zum IG-Farben-Gebäude, das vollkommen unversehrt war, obwohl es inmitten von Ruinen stand. Eisenhower sprach ein paar Minuten mit Forrestal, und es war offensichtlich, weshalb er als herausragende Persönlichkeit gilt. Er verhält sich ungezwungen, besitzt eine große Selbstsicherheit und gab uns eine ausgezeichnete Einschätzung der Lage in Deutschland.
    Er sagte, die Situation sei kompliziert, weil die Russen im Osten über das wichtigste Lebensmittelanbaugebiet Deutschlands verfügten, während die Briten, Franzosen und Vereinigten Staaten im Westen zwar Stahl, Kohle, Eisen und Fertigungszentren, aber kaum Nahrungsmittel hätten.
    Die britische Zone war zu etwa 40 Prozent selbstversorgend – wirim Süden waren zu etwa 70 Prozent selbstversorgend. Diese Verteilung der Ressourcen hatte Bismarck 1870 dazu bewogen, Deutschland zu einer Einheit zusammenzuführen, was es naturgemäß ist. Mit den gleichen Faktoren sehen sich auch all jene konfrontiert, die eine Aufteilung Deutschlands in die alten Fürstentümer befürworten.
    In einem Salzbergwerk tief unterhalb von Frankfurt wurden Gold, Silber, Wertpapiere und andere Kriegsbeute im Wert von fast 300 000 000 US-Dollar gefunden, darunter Gold aus Ungarn und Frankreich. Das meiste davon beansprucht Frankreich für sich.
    Es fanden sich Wertpapiere aus Frankreich und anderen Ländern der Welt. Wir sahen uns den Fund an, er lagerte barrenweise, säckeweise im Keller der Reichs[bank]. Was letztlich damit geschehen soll, ist noch nicht entschieden.
    Anmerkung:
    Bis jetzt wurde mit den Russen noch nicht darüber verhandelt, wie viel Besatzungsgeld gedruckt werden wird. In Berlin drucken sie derzeitBesatzungsmark in großen Mengen, für eine Uhr bezahlen sie 4000 Mark, die wir zum Kurs von 10:1 gegen Dollar tauschen.
    Von Frankfurt flogen wir weiter nach Salzburg, wo König Leopold festgehalten wurde, und von dort fuhren wir nach Berchtesgaden, einem schönen Ort in den Bergen – die Häuser im alpinen Baustil, die Menschen wohlgenährt und gesund. Es gibt keine Bombenschäden, und Holz, das anstelle von Kohle verheizt wird, gibt es reichlich. Es ist ein Ort fernab der Zerstörung des Krieges. Wir übernachteten in einem hübschen Gasthaus, zu Abend aßen wir mit dem für diesen Abschnitt zuständigen General – in einem luxuriös eingerichteten Gebäude, das ehemals General Keitel als Hauptquartier gedient hatte. Unter dem Hauptgebäude soll sich ein Netz sechs Meilen langer Gänge befinden.
    Das Abendessen bestand aus etwa sechs Gängen, dazu gab es Rheinwein und Sekt. Nach dem Essen wurden Zigarren angeboten, die man in Görings gepanzertem Wagen gefunden hatte.
    Am nächsten Morgen fuhren wir hinauf zu Hitlers Wohnsitz in den Bergen. Das Haus war ausgebrannt – das Ergebnis eines Luftangriffs der Royal Air Force mit 12 000-Pfund-[5443-Kilogramm-]Bomben, ein Anschlag auf Hitlers Leben.
    Nachdem wir das Landhaus besichtigt hatten, fuhren wir hinauf auf
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