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Unter den Sternen des Südens: Australien-Saga (German Edition)

Unter den Sternen des Südens: Australien-Saga (German Edition)

Titel: Unter den Sternen des Südens: Australien-Saga (German Edition)
Autoren: Fleur McDonald
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bin ich nachts davon aufgewacht, weil ich wieder und wieder davon träumte.
    Helena versuchte, mich zu überzeugen, dass es nicht meine Schuld war, aber in so einer Situation fühlt man sich automatisch schuldig. Schließlich saß ich am Steuer. Sie war eine unglaubliche Frau, deine Mutter.
    Weißt du, da draußen im Outback, wo man mit seinen Gedanken alleine ist, beginnt man einiges anders zu sehen, klarer vielleicht. Ich habe es schließlich geschafft, Mikeys Tod als einen Unfall zu akzeptieren – so wie der Tod deiner Mutter ein Unfall war. Das heißt nicht, dass ich keine Schuldgefühle mehr habe, aber ich kann jetzt an Mikey und Helena denken, ohne sofort von Gewissensbissen und Verzweiflung übermannt zu werden.«
    Amanda musterte das Gesicht ihres Vaters. Er sah so anders aus. Seine grauen Haare waren gewachsen und zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, und ein ungepflegter Bart bedeckte seine untere Gesichtshälfte. Trotzdem konnte sie an dem klaren Ausdruck in seinem Gesicht und in seinen Augen sehen, dass er sich aus dem Nebel aus Trauer und Schuld befreit hatte.
    »Ähm, Dad?« Amanda holte tief Luft. »Ich weiß nicht, wie ich fragen soll, aber ich muss wissen …«
    Brian lächelte verständnisvoll. »Ob ich gefallen bin oder gesprungen? Mandy, ich weiß es selbst nicht. Du lagst auf dem Boden und warst bewusstlos, und plötzlich ist bei mir die Sicherung durchgebrannt. Ich weiß nicht, ob ich es verkraftet hätte, wenn du auch noch gestorben wärst.
    Ich bin zurück zum Haus gefahren und habe den Notarzt verständigt. Dann habe ich mir eine Decke geschnappt und das Bargeld, das ich im Haus hatte. In diesem Moment hätte ich dir nicht einmal sagen können, warum ich es genommen habe.
    Ich habe mit dir geredet und dich zugedeckt. Ich habe mich bei dir entschuldigt für mein Verhalten …«
    »Ich habe es gehört«, unterbrach Amanda. »Aber ich konnte nicht sprechen. Es tat zu weh.«
    In Brians Augen schwammen Tränen. »Ich bin froh, dass du mich gehört hast. Ich habe mich das oft gefragt. Ich möchte, dass du weißt, wie sehr ich mein Verhalten bereue. Ich habe gehofft, dass du mit der Zeit verstehen wirst, warum ich mich so benommen habe.
    Jedenfalls habe ich am Flussufer auf den Krankenwagen gewartet. Ich könnte jetzt behaupten, dass ich den Wunsch hatte zu sterben, damit mir dein möglicher Tod erspart blieb, aber ich glaube nicht, dass es so einfach ist. Ich habe plötzlich gemerkt, dass ich falle, aber ich kann dir nicht sagen, ob ich ausgerutscht bin oder unbewusst gesprungen. Das kalte Wasser war wie ein Schock. Zuerst habe ich mich einfach forttreiben lassen, froh darüber, dass es nun bald ein Ende hatte. Aber plötzlich bekam ich keine Luft mehr. Ich ging immer wieder unter und wurde von der Strömung herumgewirbelt. Ich prallte gegen Bäume, Äste, Felsen. Ich konnte mich einfach nicht über Wasser halten, und ich hatte Todesangst.«
    Amanda wurde bewusst, dass sie den Atem anhielt, während Brian die Situation beschrieb. Sie hatte fast den Eindruck, als spüre sie das Wasser um sich herum.
    »In diesem Moment erkannte ich, dass ich nicht sterben wollte. Also kämpfte ich mich immer wieder zurück an die Wasseroberfläche und versuchte mit aller Kraft, ans Ufer zu gelangen. Was mir erst ungefähr acht Kilometer weiter gelungen ist. Aber ich habe es schließlich geschafft. Danach bin ich in den ersten Truck eingestiegen, der mich mitnahm in Richtung Nullarbor.
    Auf der Fahrt hatte ich viel Zeit, mir darüber Gedanken zu machen, wie es weitergehen sollte. Als ich dann in Norseman ausstieg, wusste ich, dass ich ein neues Leben beginnen möchte.
    Mir gefällt mein Leben, so wie es jetzt ist. Ich habe nicht vor, jemals wieder nach Esperance zurückzukehren. Sobald ich dir den Grund genannt habe, warum ich hier bin, wirst du akzeptieren müssen, dass wir uns danach nie wieder sehen können. Ich will nicht gefunden werden. Natürlich liebe ich dich, und du fehlst mir. Ich denke jeden Tag an dich. Vielleicht komme ich ja irgendwann wieder. Aber nicht für immer.«
    Amanda schluckte, während sie die Worte ihres Vaters verdaute.
    »Dad, ich möchte dich nicht noch einmal verlieren. Ich habe viele Fehler gemacht. Das wollte ich dir schon immer sagen. Ich möchte mich dafür entschuldigen.« Ihre Stimme wurde lauter, und sie redete sehr schnell, sodass sie sich beinahe verhaspelte. »Bist du wegen mir weggegangen? Falls ja, tut es mir unendlich leid. Dad, bitte, komm zurück. Ich vermisse dich so
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