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Unter dem Feuer - Silvanubis #1 (German Edition)

Unter dem Feuer - Silvanubis #1 (German Edition)

Titel: Unter dem Feuer - Silvanubis #1 (German Edition)
Autoren: Kirsten Greco
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sich jedes Mal wie ein Bettler vor. Anna lauschte. Nichts. Sie klopfte erneut, diesmal lauter. Irgendjemand war zu Hause!
    Annas Faust donnerte ein drittes Mal gegen die Tür. Sie verübelte es dem Bauern eigentlich nicht, sie zu ignorieren. Hier wurde sicher von früh bis spät an die Tür geklopft. Immer häufiger machten gehässige Reden wie die vom »Perserteppich im Kuhstall« die Runde. Wahrscheinlich hatte Bauer Carlson bereits einen kleinen Berg Silberbesteck angesammelt.
    »Kann ich Ihnen helfen?«
    Anna fuhr herum und stand dem alten Bauern Auge in Auge gegenüber. Es fiel nicht schwer, eine gewisse Gereiztheit aus der Frage herauszuhören. Hunde, die bellen, beißen nicht . Sie atmete tief durch und nahm den Rucksack von den Schultern. »Das hoffe ich doch.«
    Die Miene der Bulldogge verfinsterte sich. Anna zog das Besteck heraus und reichte ihm einen Löffel. »Kann ich irgendetwas dafür bekommen?«
    »Noch mehr Besteck. Ich glaube nicht, Fräuleinchen.«
    Anna riss ihm den Löffel aus der Hand und drehte sich um. Sie würde nicht betteln und er würde die Enttäuschung in ihren Augen nicht sehen. Den Rucksack geschultert schlug sie den Weg zurück zur Straße ein.
    »Nun warten Sie doch. Dafür«, die Dogge legte eine kunstvolle Pause ein, »können Sie nichts bekommen. Ich weiß wirklich nicht mehr wohin mit all dem Krimskrams.«
    Anna lief es eiskalt den Rücken hinunter. Die Betonung auf dem Wort dafür ließ ihr die Haare zu Berge stehen . Sie sah sich hastig um, weit und breit war niemand zu sehen. Was zum Teufel dachte er wohl, hätte sie noch zu bieten? Mit schnellen Schritten setzte sie ihren Weg fort. Von wegen Hunde, die bellen … Sie wollte hier weg.
    »Sie gehören zum Sonneneck, nicht wahr?«
    Anna blieb ruckartig stehen. Er wusste, wo sie wohnte. Sie fröstelte. Jetzt nur keine Angst zeigen. Langsam drehte sie sich zu ihm um. »Ja, und?«
    »Haben Sie noch eine kleine Puppe im Laden?«
    »Und wenn es so wäre?« Sie sah ihm ins Gesicht und bemerkte in den Augen des alten Bauern ein verräterisches Schimmern.
    »Wären ein Stück Rindfleisch, einige Kartoffeln und Salat annehmbar?«
    Scherzte er? Natürlich war das annehmbar. Es war schon verdammt lange her, dass sie ein Stück Fleisch gegessen hatte.
    »Ja, hm, für eine Puppe? Mein Vater …« Anna schluckte, es dauerte eine Weile, bis sie sich wieder gefangen hatte. »Mein Vater hat sie angefertigt, aber sie sind ziemlich schlicht und unscheinbar und außerdem habe ich sie nicht bei mir.« Und sie sind sicherlich keinen Sack Kartoffeln wert .
    »Das macht nichts, warten Sie mal.« Er verschwand im Haus. Anna hörte durch das offene Fenster ein Rascheln und Klappern und schließlich öffnete sich die Tür mit Schwung. Bauer Carlson hielt einen kleinen Sack Kartoffeln in der einen Hand und ein mächtiges Paket sowie einen Kopf Salat in der anderen. Er blickte sie an und in seinen Augen schillerten glitzernde Seen.
    Warum war er ihr jemals unheimlich vorgekommen?
    Von wegen Bulldogge.
    Anna musterte den alten Mann. Der Bart war gepflegt und inzwischen schneeweiß. Tausende Falten zierten sein Gesicht, Spuren vieler Jahre Arbeit, Sorge und Freude. Er sah nicht massiv, eher zerbrechlich aus, seine schmale Figur versank in dem viel zu großen, hellblauen Overall. Hatte sie ihm all die Jahre Unrecht getan, sich niemals die Mühe gegeben, ihn richtig anzusehen?
    Plötzlich hörte sie Stimmen in der riesigen Scheune hinter dem Wohnhaus.
    Auch Bauer Carlson lauschte dem Wortwechsel und lächelte. »Das sind meine Frau und meine Enkelkinder. Die Puppe ist für Louise. Sie vermisst ihre Eltern am meisten und in einem Monat ist ihr Geburtstag. Sie würde sich so freuen.«
    Warum erzählte er ihr das? »Sie kümmern sich um ihre Enkelkinder?«
    Er nickte traurig. »Ihr Vater, mein Schwiegersohn, ist gleich zu Kriegsbeginn gefallen und meine Tochter ist im Winter schrecklich krank geworden. Sie hat sich nie wieder richtig erholt.« Er brach ab und wischte sich rasch durch das wettergegerbte Gesicht.
    Einem Impuls folgend ergriff Anna die knorrige Hand und drückte sie kurz. Sie räusperte sich und ließ die Hand wieder los. »Ich gebe Ihnen gern eine Puppe. Wie viele Enkel haben Sie denn?«
    Stolz blitzte in den alten Augen. »Louise hat noch einen Bruder. Max ist schon fast zehn.«
    »Na, dann bringe ich ihm ein kleines Auto mit. Wenn ich jetzt schnell zurücklaufe, kann ich es bis heute Nachmittag schaffen.«
    Seine blassgrauen Augen glänzten
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