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Unter dem Banner von Dorsai

Unter dem Banner von Dorsai

Titel: Unter dem Banner von Dorsai
Autoren: Gordon R Dickson
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sei­nen fes­seln­den, gelb­brau­nen Au­gen.
    „Ver­ste­hen Sie jetzt, Tam“, fuhr er kurz dar­auf fort, „daß sich je­mand wie Sie nicht ein­fach ent­schei­den kann, das Netz aus Ge­scheh­nis­sen nicht mehr zu be­ein­flus­sen? Ich sa­ge Ih­nen, Sie kön­nen nur die Sei­te wech­seln.“ Sein Ton­fall wur­de wei­cher. „Muß ich Sie nun noch dar­an er­in­nern, daß Sie noch im­mer mit ei­ner Kraft er­füllt sind – nur mit ei­ner an­de­ren jetzt? Sie ha­ben die vol­le Wucht der Wir­kung von Ja­me­thons Selbst­auf­op­fe­rung zur Ret­tung sei­ner Män­ner in sich auf­ge­nom­men.“
    Sei­ne Wor­te wa­ren wie ein Faust­schlag in mei­ne Ma­gen­gru­be – ein so har­ter Hieb wie der, mit dem ich Ja­nol Ma­rat nie­der­ge­streckt hat­te, als ich aus Ken­sies La­ger auf San­ta Ma­ria ge­flo­hen war. Ich be­gann zu zit­tern – trotz des wär­me­ren und hel­le­ren Son­nen­lichts, das nun zu uns her­ab­si­cker­te.
    Es stimm­te. Ich konn­te es nicht ab­strei­ten. Ja­me­thon hat­te sein Le­ben für einen Glau­ben ge­ge­ben, wäh­rend ich mit mei­nem Vor­ha­ben, die Din­ge in die von mir ge­wünsch­te Rich­tung zu len­ken, al­le Glau­bens­sät­ze ver­ra­ten hat­te. Und da­mit hat­te er den har­ten Kern in mei­nem In­nern ge­schmol­zen und ver­än­dert, so wie ein Blitz die Klin­ge des Schwer­tes schmilzt und ver­än­dert, die sich ihm ent­ge­gen­reckt. Ich konn­te nicht ab­strei­ten, was mit mir ge­sche­hen war.
    „Es ist sinn­los“, sag­te ich und zit­ter­te noch im­mer. „Es macht kei­nen Un­ter­schied. Ich bin nicht stark ge­nug, um noch et­was zu än­dern. Sie wis­sen doch: Ich ha­be al­les ge­gen Ja­me­thon in Be­we­gung ge­setzt, und er ge­wann den­noch.“
    „Aber Ja­me­thon war auf­rich­tig“, sag­te Pad­ma. „Und als Sie ihn be­kämpf­ten, kämpf­ten Sie gleich­zei­tig ge­gen Ihr wah­res Selbst. Se­hen Sie mich an, Tam!“
    Ich sah ihn an. Die nuß­far­be­nen Ma­gne­te sei­ner Au­gen pack­ten mich und hiel­ten mich fest.
    „Uns er­war­tet noch ei­ne be­stimm­te Auf­ga­be“, sag­te er. „Sie wur­de auf den Exo­ti­schen Wel­ten er­rech­net, und sie ver­an­laß­te mich erst da­zu, hier­her­zu­kom­men. Wis­sen Sie noch, Tam, wie Sie mich in Mark Tor­res Bü­ro be­schul­dig­ten, Sie zu hyp­no­ti­sie­ren?“
    Ich nick­te.
    „Es war kei­ne Hyp­no­se – je­den­falls nicht ganz“, sag­te er. „Ich ha­be Ih­nen nur ge­hol­fen, einen Ver­bin­dungs­tun­nel zwi­schen Ih­rem be­wuß­ten und un­be­wuß­ten Ich zu öff­nen. Ha­ben Sie den Mut – nach­dem Sie nun er­lebt ha­ben, wo­zu Ja­me­thon fä­hig war –, ge­mein­sam mit mir zu ver­su­chen, ihn er­neut zu öff­nen?“
    Sei­ne Wor­te hin­gen schwe­re­los zwi­schen uns. Und ge­fan­gen im Ker­ker des Au­gen­blicks ver­nahm ich die kräf­ti­ge, stolz er­ho­be­ne Stim­me, die im In­nern der Kir­che be­te­te. Ich sah, wie sich die Son­ne be­müh­te, die dün­ner wer­den­den Wol­ken über uns zu durch­drin­gen. Und zur glei­chen Zeit sah ich vor mei­nem geis­ti­gen Au­ge die dunklen Hän­ge des Tals, das mein Selbst war – so wie es Pad­ma an je­nem lan­ge zu­rück­lie­gen­den Tag in der En­zy­klo­pä­die be­schrie­ben hat­te. Sie wa­ren im­mer noch da, hoch und steil; sie eng­ten mich ein und schirm­ten das Son­nen­licht ab. Nur weit von mir war hel­ler Schein, und der Weg, der dort­hin führ­te, war wie ein schma­ler Tun­nel.
    Ich dach­te an den Ort des Blit­zes, den ich da­mals ge­se­hen hat­te, als Pad­ma den Fin­ger auf mich ge­rich­tet hat­te. Und so schwach und ge­schla­gen und be­siegt, wie ich mich nun fühl­te, er­füll­te mich die Vor­stel­lung, die­se Zo­ne des Kamp­fes er­neut auf­zu­su­chen, mit ei­ner mü­den Hoff­nungs­lo­sig­keit. Ich war nicht mehr stark ge­nug, um dem Blitz noch ein­mal ge­gen­über­zu­tre­ten. Viel­leicht war ich es nie.
    „Denn er war ein Sol­dat sei­nes Vol­kes, der Jün­ger des Herrn und ein Sol­dat Got­tes.“ Die ein­zel­ne Stim­me, die in der Kir­che das Ge­bet sprach, drang lei­se an mei­ne Oh­ren. „Und er ver­sag­te nie und war im­mer ein treu­er Die­ner des Herrn, un­se­res Herrn, des Herrn al­ler Stär­ke und Ge­rech­tig­keit und Recht­schaf­fen­heit.
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