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Unter deinem Stern

Unter deinem Stern

Titel: Unter deinem Stern
Autoren: Victoria Connelly
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ihm redete, kam er sich immer blöd vor, so als würde ihn jemand heimlich dabei filmen.
    »Alles klar, Kumpel?«, sagte er, beugte sich über das Glas und schaute in die ausdruckslosen Knopfaugen. »Hast du auch so einen beschissenen Tag gehabt?«
    Simon betrachtete das kleine, runde Aquarium. Mit dem bisschen Kies und der kleinen Brücke war es noch kahler als sein Wohnzimmer. Zum wiederholten Mal fasste er den Entschluss, ein richtiges Aquarium mit allem Drum und Dran zu kaufen. Er konnte es sich vielleicht nicht leisten, im Luxus zu schwelgen, aber er würde alles dafür tun, dass Pumpkin es gut hatte. Vielleicht konnte er ihm sogar einen kleinen Freund besorgen, der ihm Gesellschaft leistete.
    Ach, wäre das Leben nur auch für ihn selbst so simpel. Ach, könnte er einfach in einen Laden gehen und sich ein neues Leben kaufen.
    »Ich muss mich aus dieser Stimmung befreien«, sagte er zu Pumpkin. »Ich muss endlich wieder Tritt fassen.«
    Ja, sinnierte er, ich muss anfangen, positiv zu denken. Seit einem halben Jahr hatte er das Gefühl, unter einer dunklen Wolke zu leben.
    »Was hatte ich denn erwartet, als ich mich ausgerechnet in Whitby niedergelassen habe?«, fragte er den Fisch.
    Im Ernst, sagte er sich, das muss ein Ende nehmen. Er fand es schrecklich, so depressiv zu sein, aber er war der Einzige, der daran etwas ändern konnte. Er konnte nicht von Kristen erwarten, dass sie ihn immer wieder aufbaute. Irgendwann würde Jimmy ihn ins Gebet nehmen, wenn er die Gutmütigkeit seiner Exfreundin allzu sehr strapazierte, und dass Jimmy ihn ins Gebet nahm, war das Letzte, was er wollte.
    Zumindest wusste er, was er vom Leben erwartete. Das war immerhin ein Glück. Manche Menschen ließen sich einfach treiben, andere verbrachten ihr Dasein mit der Suche nach einem Ziel. Simon nicht. Er hatte schon immer gewusst, was er sein wollte: sein eigener Chef. Jetzt musste er nur noch zusehen, dass er damit ein bisschen Geld verdiente.
    Plötzlich ging es ihm schon viel besser. Vielleicht löste die dunkle Wolke sich allmählich auf.
    »Wer weiß? Vielleicht finde ich ja auch noch die richtige Frau!«
    Pumpkin schaute ihn mit einem glasigen, schwarzen Auge an. »Vergiss nicht, dass du in Whitby wohnst«, schien er zu sagen. »Es mag ja eine Menge Fische im Meer geben, doch es gibt nicht viele Frauen in der Stadt.«
    »Okay«, sagte Simon. »Ich werde versuchen, auf dem Teppich zu bleiben. Jedenfalls vorerst.«
    Aber als er nach oben ging, um sich schlafen zu legen, fragte er sich doch wieder, ob es nicht irgendwo eine Frau für ihn gab. Er hatte ziemlich schnell herausgefunden, dass Felicity nicht die Richtige für ihn war, und Kristen war es auch nicht gewesen. Nicht einmal eine der zahlreichen Frauen, die er vor den beiden gekannt hatte.
    Wer war sie – diese geheimnisvolle Unbekannte? Existierte sie überhaupt? Konnte er hoffen, sie in Whitby zu finden?
    Simon duschte und legte sich ins Bett, immer noch in Gedanken mit der Frage beschäftigt, wie er jemals die richtige Frau finden sollte. Für ihn allein war dieses Haus zu groß. Er würde sich bald eine kleinere Wohnung suchen müssen.
    Er schlief ein und träumte von einer gemütlichen Hütte am Meer und der schönen Frau, mit der er darin wohnen würde.

4
    Nach ihrem seltsamen Erlebnis im Badezimmer war Claudie sofort ins Bett gegangen. Lavendelöl, so hatte sie gelesen, löste im Allgemeinen Wohlbehagen aus, keine Wahnvorstellungen.
    Dennoch hatte sie nicht einschlafen können. Es war so realistisch gewesen: wie in einem Kurzfilm. Sie hatte eine wunderschöne Frau in einem hellgelben Kleid gesehen, die auf den weißen Fliesen getanzt hatte, als wäre sie in einem Ballsaal anstatt in einem Badezimmer.
    Claudie war sogar noch einmal mitten in der Nacht aufgestanden und auf Zehenspitzen ins Bad geschlichen, als erwartete sie, dort zumindest ein paar winzige Fußspuren zu entdecken, als Beweis dafür, dass sie sich das alles nicht nur eingebildet hatte.
    Doch nein. Nur die Shampooflasche und die Massagebürste waren zu sehen. Alles befand sich an seinem Platz. Trotzdem war Claudie insgeheim ein bisschen frustriert, denn sie hätte allzu gern geglaubt, dass sie sich nicht getäuscht hatte.
    »Was würde Dr. Lynton dazu sagen?«, fragte sie sich laut, als der Morgen graute. »Warum wollen Sie unbedingt glauben, was Sie gesehen haben?«, ahmte sie seine weiche, leise Stimme nach und musste schmunzeln, als sie feststellte, wie gut ihr das gelang.
    »Weil?« Claudie
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