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Unsterblichen 02 -Unsterblich wie ein Kuss-neu-ok-27.01.12

Unsterblichen 02 -Unsterblich wie ein Kuss-neu-ok-27.01.12

Titel: Unsterblichen 02 -Unsterblich wie ein Kuss-neu-ok-27.01.12
Autoren: Mina Hepsen
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oben im Zirkuszelt wimmerte.
Sekunden später befanden sich Violet und ihr Retter hinter dem dicken Vorhang.
    »Gehen
Sie raus und beruhigen Sie das Publikum«, sagte der Unbekannte offenbar zu dem
alten Graham, der immer noch wie gelähmt hinter dem Vorhang stand.
    »Ja,
ja. Thomas scheint ihn wieder im Griff zu haben. Gehört alles zum Auftritt,
gehört alles zum Auftritt«, murmelte der Alte vor sich hin, während er durch
den Vorhang trat. Aber das hatte ihr Retter wahrscheinlich gar nicht mehr
gehört. Mit großen Schritten ging er den Gang zwischen den Garderoben entlang,
Violet mühelos auf seinen Armen tragend, vorbei an gaffenden Artisten.
    »Welches
ist Ihre Garderobe?«
    »Die
letzte links«, hörte Violet sich zu ihrer eigenen Überraschung antworten. Die
Gefahr war vorüber, sie hatte keine Angst mehr. Warum ließ sie sich dann weiter
von ihm durch die Gegend schleppen wie ein Sack Kartoffeln? Aber sie brachte es
einfach nicht über sich, ihn zu bitten, sie abzusetzen. Es tat gut, so in den
Armen gehalten zu werden. Das letzte Mal, dass jemand sie umarmt hatte, war...
kurz vor ihrer Flucht gewesen, als sich die Köchin von ihr verabschiedet hatte.
    Und
dann umgab sie der vertraute Geruch ihrer Garderobe. Sie spürte, wie er sie ein
wenig anhob und die Tür zuzog. Dann stellte er sie zu ihrer großen Enttäuschung
ab. Violet blieb stehen, wo sie war. Ihre nackten Zehen streiften seine
Stiefelspitzen. Sie holte tief Luft.
    Er
roch wie eine schöne Erinnerung. Unter seinem würzigen Rasierwasser roch er
nach Bergen und nach Heidekraut. Ohne zu überlegen hob Violet die Hand und
strich über den Stoff seiner Jacke, über sein Hemd, über seine Wange. Sein Atem
stockte. Sie spürte die leichten Stoppeln auf seinen Wangen, dann fuhr sie
vorsichtig in sein dichtes Haar.
    Er
sagte nichts. Seine Hände legten sich um ihre Taille, und er stellte sie auf
seine Stiefelspitzen. Ihre Körper streiften sich. Ein wohliger Schauer überlief
Violet.
    Was
war das? Es war unerträglich, unwiderstehlich. War das die wahre Leidenschaft, wie es ihre Zigeunerbrüder
und -schwestern bezeichneten? Violet hatte keine Ahnung, was da mit ihr
geschah, doch genauso wenig hatte sie die Kraft, diesem Sog zu widerstehen. Sie
wollte diesen Mann berühren, wollte ihm nahe sein.
    Sie
stellte sich auf die Zehenspitzen und legte ihr Gesicht behutsam an seine
Wange. Ihre Augen schlössen sich, und sie atmete tief ein. Sein Geruch war
absolut berauschend.
    Er
stieß ein leises Knurren aus. Abermals legten sich seine Hände um ihre Taille
und zogen sie fester an sich. Offenbar hatte er seine passive Rolle aufgegeben.
Violet war es nur recht. Sie wusste selbst nicht, was sie wollte, schien keine
Kontrolle mehr über sich zu haben, doch das war ihr egal.
    »Schau
mich an«, befahl er, ihr Gesicht in seine großen Hände nehmend, aber Violet gehorchte
nicht. Wenn sie jetzt die Augen aufmachte, würde er merken, dass sie blind war,
würde den leeren Ausdruck darin erkennen. Nein, er sollte es nicht merken. Sie
wollte so tun, wenigstens für diesen einen Augenblick, als ob alles perfekt
wäre. Als ob er perfekt wäre. Und sie... und dieser Augenblick.
    »Lady
Violine...«
    Auch
sie nahm nun sein Gesicht in ihre Hände und küss- te ihn, womit sie ihm jedes
weitere Wort abschnitt. Er erwiderte den Kuss, und als seine Zunge die ihre
berührte, stöhnte Violet unwillkürlich auf. So war sie noch nie ge- küsst worden.
Ihr Magen zog sich zusammen.
    »Mein
Gott, Violet, ich dachte, du würdest sterben! Bist du...«
    Violet
zuckte zusammen und wich eilig von dem Unbekannten zurück.
    »Violet?«
Sarah war wie angewurzelt in der Tür stehen geblieben. Violet hätte zu gerne
ihre Miene gesehen. Vor allem aber fragte sie sich, was Sarah wohl sah, wenn
sie ihren Retter betrachtete.
    »Ich
bin froh, dass dir nichts passiert ist, Sarah.«
    Für
den Moment vergessend, was sie gerade gesehen hatte, betrat Sarah die
Garderobe.
    »Ich
hatte solche Angst um dich, Violet«, sagte sie. »Dieser Löwe hatte es auf dich
abgesehen, ich weiß nicht, warum und...«
    »Ist
schon gut.« Violet streckte ihre Hand aus, und Sarah ergriff sie prompt. Obwohl
sie in etwa gleich alt waren, war Sarah sehr gefühlsbetont; Violet ertappte
sich immer wieder dabei, wie sie sie bemutterte. »Es ist vorbei, und wie du
sehen kannst, geht es mir gut. Was ich vor allem diesem Gentleman hier zu
verdanken habe.«
    Sarah
wandte sich von ihr ab, und Violet wusste, dass sie ihren unbekannten
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