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Unsterbliche Bande

Unsterbliche Bande

Titel: Unsterbliche Bande
Autoren: Eileen Wilks
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heraus. »Agent Yu.«
    Es war T . J., alias Detective Thomas James, ihr Ausbilder, als sie ganz neu bei der Mordkommission gewesen war. Während er sprach, warf Lily einen sehnsüchtigen Blick auf ihre Armbanduhr. Doch sie schuldete T . J. sehr viel mehr als ein spätes Mittagessen, deswegen sagte sie knapp, als er eine Pause machte: »Klar. Ich bin in fünfzehn Minuten da.« Sie steckte das Telefon weg und warf einen Blick über die Schulter nach Scott, der einige Schritte hinter ihr stand. »Hast du alles gehört?«
    »Nur was du gesagt hast und dass der Anrufer ein Mann war.«
    Wenn Scott ein bisschen näher gewesen wäre, hätte er T . J. sehr gut gehört, doch auch Lupiohren hatten ihre Grenzen. Nach und nach lernte sie, wo diese Grenzen waren. »Einem alten Freund aus der Mordkommission wurde ein verdächtiger Todesfall gemeldet. Er will, dass ich prüfe, ob Magie im Spiel war, aber inoffiziell.« Lily war eine Berührungssensitive, das hieß, sie konnte Magie ertasten und oftmals auf diese Weise feststellen, um welchen Typ es sich handelte. Doch sie selbst war unfähig, Magie zu wirken, und auch immun dagegen. Wenn sich an der Leiche oder am Tatort Magie befand, würde sie es herausfinden. »Ich fahre zur 1221 Hammer, Apartment 717.«
    Beim Verlassen des Friedhofs informierte sie Rule per SMS darüber, dass sie später kommen würde. Mike überholte sie, noch ehe sie am Tor war, in einem für Lupi lockeren Laufschritt – mit anderen Worten, so schnell, wie sie sprinten konnte. Und zu ihrem Ärger schwebte eine durchsichtige weiße Gestalt neben ihr her. Als sie an ihrem Wagen ankam, verfestigte sie sich – sozusagen.
    »Hört sich an, als hätten wir einen Fall«, sagte Drummond.
    »Einer von uns, möglicherweise.« Sie schloss die Autotür auf und stieg ein.
    »Ich kann dir doch helfen, verdammt.«
    »Oder du stellst mir ein Bein und lachst mich aus, wenn ich falle.«
    Seine Miene wurde noch saurer als gewöhnlich. »Ich bleibe in der Nähe, für den Fall, dass du deine Meinung änderst. Äh … auf dem Clangut kann ich mich nicht manifestieren, es sei denn, du rufst mich.«
    Manifestieren
. Ein solches Wort aus Drummonds Munde, das wäre unmöglich gewesen, als er noch am Leben gewesen war. »Geht es dort nicht?«
    »Nein. Es ist, als …«, seine Finger öffneten und schlossen sich, als würde er an der Luft kratzen, »als wäre es für mich verschlossen. Es sei denn, du rufst mich. Egal, wo du bist, wenn du mich rufst, kann ich mich manifestieren.«
    »Hm.« Seit Neuestem wohnten sie und Rule auf dem Clangut. So wie viele andere auch.
    Dass Rules Volk verfolgt wurde, war nichts Neues, doch ihre Kinder hatten sie immer in Sicherheit gewusst. Selbst in den schlimmsten Zeiten der Verfolgung hatten die Kinder der Lupi unerkannt unter den Menschen gelebt, die sie zusammen mit den Hexen ins Feuer geworfen hätten, wenn sie gewusst hätten, wer sie waren. Auch in den Auseinandersetzungen zwischen den Clans waren Kinder stets tabu. In all den Jahren, die die Leidolf und die Nokolai verfeindet gewesen waren, hatte keiner der beiden Clans je befürchtet, der andere könne sich an seinen Kindern vergreifen. Sogar der gemeine, alte Victor Frey, der Rho der Leidolf, der Rule durch einen Trick dazu gebracht hatte, die Macht seines Clans zu übernehmen, und dann gestorben war, bevor er sie zurücknehmen konnte, hatte Toby unangetastet gelassen.
    Obwohl Letzteres, vermutete Lily, wohl eher daran lag, dass Victor sich gut in ihrer Geschichte auskannte. Vor vierhundert Jahren hatten die Leidolf und die Nokolai zusammen mit den Wythe in seltener und vollständiger Übereinstimmung gehandelt. Und mit dem Rückhalt aller anderen Clans … außer einem. Der Clan der Bánach hatte mit dem Clan der Cynyr in Fehde gelegen. Die Bánach nahmen den achtjährigen Sohn des Rho der Cynyr als Geisel – ohne ihm etwas anzutun, doch sie weigerten sich, ihn freizulassen, bis die Cynyr sich ergeben hatten.
    Den Clan der Bánach gab es nicht mehr.
    Victor Frey war bösartig und am Ende seines Lebens wahnsinnig, aber er war auch ein Rho. Kein Hass, egal auf wen oder wie tief er saß, war so wichtig wie das Überleben des Clans. Die ersten acht Jahre seines Lebens hatte Toby in North Carolina verbracht, mitten im Revier der Leidolf, und dennoch hatte Victor ihn nicht angerührt.
    Robert Friar dagegen würde sich ohne mit der Wimper zu zucken an Kindern vergreifen. Er würde nicht zögern, sie zu töten. Auf den Kundgebungen der
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