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Unsterblich geliebt

Unsterblich geliebt

Titel: Unsterblich geliebt
Autoren: Lara Greystone
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über sechs Jahrhunderten war ihm die Jagd nach Blut erspart geblieben. Seit damals war seine Gefährtin Elisabeth die einzige Quelle für das lebensspendende Blut gewesen. Bis zu diesem tragischen Tag vor über einem Jahr.
    Die seltene Symbiose zwischen Mensch und Vampir hatte ihr ewige Jugend geschenkt und dafür gesorgt, dass ihr Organismus wesentlich schneller und größere Mengen Blut produzieren konnte als gewöhnliche Menschen. Beim Gedanken an Elisabeth wurde sein Herz wie mit Nägeln zusammen gedrückt. Bilder einer glücklichen Vergangenheit drängten an die Oberfläche.
    Dem Wind, der auffrischte und ihm scharf in die Augen wehte, gab er die Schuld, dass sich eine Träne aus seinem Auge löste. Dieser tiefe, unsagbare Schmerz, bei dem sich seine Seele zusammenzog und unter Qualen krümmte, breitete sich wieder in seinem Inneren aus.
    Nein, nein, nein! Diesen Gefühlen durfte er sich nicht hingeben, es würde ihn zerreißen. Und die Wächter brauchten im Moment jeden einzelnen Mann. Das rief er sich ins Gedächtnis, daran klammerte er sich eisern. Diese Einstellung hielt ihn seit dem Verlust seiner geliebten Frau aufrecht und gab ihm ebenso Kraft wie das starke Netz der Gemeinschaft der Wächter.
    Nur an diesem einsamen, ruhigen Ort gestattete John seiner Seele manchmal zu trauern. Dennoch kam er oft hierher an das sandige Flussufer, entzündete ein Holzfeuer und blickte im Schein der Flammen auf die majestätische Brücke hoch oben. Sie wurde nur im Sommer von der historischen Dampflokomotive genutzt.
    Das weiß sie bestimmt, dachte er, sonst würde sie dort oben nicht mit solcher Unbeschwertheit auf die Brüstung klettern, um sich hinzusetzen.
    Gerne hätte John auch mal in einem dieser edlen und liebevoll restaurierten Waggons gesessen. Er hatte sich sogar erkundigt, doch der historische Zug fuhr wegen der herrlichen Aussicht nur tagsüber und war bei Sonnenuntergang längst verschwunden.
    Immer noch in ihren reizvollen Anblick und seine Gedanken versunken, fragte er sich erst jetzt, was sie eigentlich mitten in der Nacht auf dieser einsamen Brücke wollte.
    Die schreckliche Erkenntnis riss ihn mit Wucht in die Realität zurück.
    Doch es war zu spät.
    Sie stand inzwischen auf der Brüstung und sprang in diesem Moment vor seinen Augen in die Tiefe.
     

Kapitel 2
    Dank seiner übermenschlichen Geschwindigkeit war er bereits im Fluss, als sie im Wasser aufschlug. Doch aus dieser Höhe konnte Wasser hart wie Beton sein. John kämpfte sich mit aller Kraft durch den reißenden Fluss, bis zu der Stelle, an der sie eingetaucht war.
    „ Lara! Lara!“ Er drehte sich im Kreis und tauchte dann unter – keine Spur von ihr.
    Endlich entdeckte er ein Stück weißen Stoff an der Oberfläche weiter flussabwärts.
    Mit der Strömung im Rücken holte er ihren leblos treibenden Körper zwar schnell ein, doch ihr Kopf lag unter Wasser.
    „ Oh Gott, Lara!“ Von hinten legte er einen Arm um sie und hob ihren Kopf aus dem eiskalten Wasser. Hustend rang sie nach Luft, doch ehe John ihr helfen konnte, wurde die Strömung noch stärker und aus dem nun flacher werdenden Fluss ragten scharfkantige Felsen. Ein Zusammenstoß und ihr Genick oder ihre Wirbelsäule wäre gebrochen.
    Menschen sind so verletzlich, dachte John.
    Er schirmte sie mit seinem Körper ab und trieb deshalb rückwärts im Fluss. Gleichzeitig versuchte er, ihren Kopf über Wasser zu halten und hatte deshalb kaum eine Chance, den Hindernissen auszuweichen.
    Sie blieb unversehrt, während er selbst mehrmals mit Wucht gegen die Felsen krachte. Ein heftiger Schmerz durchfuhr ihn, als sein Bein an einer scharfen Kante unter Wasser fast abgerissen wurde und der Knochen brach. Im gleichen Augenblick hörte er das Rauschen. Der Wasserfall!
    Mit aller Kraft versuchte er das Ufer zu erreichen, doch die Felskante war schon zu nah. Kurz vor dem Fall legte er seinen Körper wie eine schützende Hülle um Lara, dann stürzten sie im tosenden Wasserfall in die Tiefe.
    Vor Johns Augen wurde alles schwarz. Die Wucht des Aufpralls katapultierte ihn bis zum Grund des aufgewühlten Flusses. So schnell wie möglich kämpfte er sich an die Wasseroberfläche, Lara noch immer in seinen Armen. Sein Körper schmerzte und blutete aus einigen Wunden, doch Johns Aufmerksamkeit galt allein ihr. Sie fühlte sich schlaff an. Voller Sorge sah er in ihr Gesicht. Die Augen waren geschlossen.
    Hatte er sie nicht retten können?
    War sie im Fluss ertrunken, genau wie Elisabeth?
    Die Strömung
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