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Unmoralisch

Unmoralisch

Titel: Unmoralisch
Autoren: Brian Freeman
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schloss die hintere Tür auf, öffnete sie und warf einen raschen Blick die einsame Straße entlang.
    »Am besten setzt du dich nach hinten, dann kannst du den Fuß hochlegen«, sagte er.
    Das Mädchen stieg ein. Graeme beugte sich vor und sah zu, wie sie es sich bequem machte. Das Deckenlicht strahlte sie an, als sie den Kopf an das Fenster gegenüber lehnte. Ihr feuchtes Gesicht glänzte rosig vom Joggen, und ihre Augen strahlten. Sie streckte das rechte Bein auf dem Rücksitz aus und ließ das andere auf den Boden hängen. Er sah ihre durchtrainierten Waden und Schenkel und folgte dem Lycrastoff der Shorts bis zu der Stelle, wo er in einem V zwischen ihren Beinen zusammenlief. Ihre Brust hob und senkte sich in tiefen Atemzügen, und er betrachtete die Wölbung ihrer Brüste. Sie lächelte ihn schüchtern an.
    »Ich mache ja den Sitz ganz nass«, sagte sie.
    »Das ist egal«, erwiderte Graeme. Der Moment zog sich zu sehr in die Länge, und sein Lächeln schlug in ein nervöses Lachen um. Er sah einen Anflug von Unsicherheit in ihren Augen. Plötzlich hatte er das Gefühl, dass sie ihn durchschaute und seine Absichten erkannte.
    Graeme schloss die Tür und setzte sich auf den Fahrersitz. Er drehte sich kurz um und schenkte ihr ein gewinnendes Lächeln. »Ich muss noch einen kurzen Abstecher machen, dann fahren wir in die Stadt zurück. In Ordnung?«
    »Oh. Ja.« Sie nagte an der Unterlippe. Er merkte, dass ihr Bedenken kamen, und sah die ersten Anzeichen von Angst.
    Sorg dafür, dass sie sich entspannt.
    »Ich heiße Graeme«, sagte er. »Und du?«
    »Kerry«, sagte das Mädchen und drückte sich das nasse Haar aus. »Kerry McGrath.«
    Serenas Blick verlor sich in der Ferne und richtete sich auf einen Punkt jenseits der Stadt. Stride wusste, dass sie Graeme vor ihrem geistigen Auge sah. Graeme, der wie ein Tiger auf der Jagd über einsame Straßen streifte. Graeme, der sich auf ein unschuldiges junges Mädchen stürzte, das nur die eine Sünde begangen hatte, zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein.
    »Bist du ganz sicher?«, fragte sie.
    Stride atmete tief durch und nickte dann. »Graeme hat Kerry umgebracht. Und Rachel hat es gewusst. So hat alles angefangen.«
    »Aber als Rachel verschwunden ist, hat dein Team doch Graemes Van bis ins Letzte durchsucht. Es fällt mir schwer zu glauben, dass er gar keine Spuren hinterlassen hat.«
    »Er hat Spuren hinterlassen«, sagte Stride. »Wir haben nur am falschen Ort gesucht.«
    Serena legte verwirrt die Stirn in Falten. Dann stieß sie einen angewiderten Seufzer aus, als ihr klar wurde, wie alles zusammenhing. »Dieses Schwein. Er hat Rachels Wagen genommen.«
    »Genau«, sagte Stride. »Das haben wir die ganze Zeit übersehen. Ich weiß noch, wie ich mir die Zeugenaussagen bei Graemes Prozess angehört habe. Ich hatte die ganze Zeit das Gefühl, etwas verpasst zu haben. Es befand sich direkt vor mir, aber ich habe die Verbindung einfach nicht hergestellt. Kevin und Emily haben beide ausgesagt, dass Graeme Rachel ein neues Auto geschenkt hat, als Ersatz für den alten Wagen ihrer Mutter. Der Zeitpunkt hätte mir gleich zu denken geben sollen: Ein roter VW Beetle, den er ganz kurz nach Kerrys Verschwinden gekauft hat. Und wie hat Rachel das Auto genannt? Den Blutkäfer. Sie wusste Bescheid. Und sie wollte es ihm heimzahlen – auf ihre Weise.«
    »Habt ihr den Wagen gefunden?«, fragte Serena.
    »Haben wir. Wir haben die jetzigen Besitzer in Minneapolis kontaktiert. Und auf dem Rücksitz haben wir Haare und winzige Blutspuren gefunden, die eindeutig von Kerry stammen. Außerdem Spermaspuren von Graeme. Ich habe es den Eltern gesagt. Sie waren froh zu erfahren, dass die Tat bereits gesühnt ist, wenn auch auf verschlungenen Wegen. Wenigstens wissen sie jetzt, dass Kerrys Mörder nicht davongekommen ist.«
    »Gab es noch andere Opfer?«, fragte Serena.
    »Du weißt ja, wie das ist. Solche Kerle schlagen selten nur einmal zu. Wir versuchen jetzt, andere vermisste Teenager mit Graeme in Verbindung zu bringen.«
    Serena schlang die Arme um den Körper und zitterte, doch als Stride sie anschaute, sah er, dass sie gar nicht fror. Sie rieb sich die Arme, als wollte sie einen Fleck abreiben.
    »Ich weiß nicht, ob der Unterschied zwischen mir und Rachel so groß ist«, sagte sie. »Ich bin auch missbraucht worden. Ich wollte mich auch rächen.«
    »Rachel war auch nicht unschuldig«, rief Stride ihr in Erinnerung. »Sie hat sich auf ein gefährliches Spiel eingelassen.«
    »Du
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