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Unmoralisch

Unmoralisch

Titel: Unmoralisch
Autoren: Brian Freeman
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Gedanke an ihren nackten Körper ließ ihn in Schweiß ausbrechen, und er begann, vor Verlangen zu zittern.
    »Rachel!«, schrie er, und langsam schlich sich Wut in seine Stimme. Er schlug mit der Faust an die Tür, weil er sich kaum noch beherrschen konnte. »Ich brauche dich!«
    Mit einem durchdringenden Knall warf er sich gegen die Tür. Er hätte sie ohne Zögern aufgebrochen, nur um hineinzukommen. Aber das Haus war alt und solide gebaut, und die Eichentür gab keinen Millimeter nach.
    »Lass mich rein!«, brüllte er.
    Er legte die Wange an die Tür und lauschte. Als er Rachels Stimme schließlich hörte, war sie so nah, dass er fast erschrak. Sie stand auf der anderen Seite der Tür, nur durch ein paar Zenitmeter schweren Holzes von ihm getrennt.
    »Wenn du unbedingt willst, lasse ich dich rein, Graeme«, sagte sie. Ihre Stimme klang honigsüß, ohne jede Spur von Angst oder Abscheu. »Wenn du mich unbedingt vergewaltigen musst, dann kannst du das tun.«
    »Ich werd’s nicht tun«, murmelte er.
    »Das ist doch in Ordnung, Graeme. Ich verstehe das. Du hast deine Bedürfnisse.«
    »Ja«, sagte er. »Ja, ich brauche dich so sehr. Ich will, dass es wieder so ist, wie es war.«
    »Ich sage dir doch, dass du mich haben kannst.«
    Er wagte kaum zu atmen. Die Vorstellung, mit ihr zu schlafen, war einfach überwältigend. »Du lässt mich also rein?«
    »Natürlich lasse ich dich rein. Aber erst will ich dir sagen, was dann passieren wird.«
    Etwas in ihrem Ton verschaffte ihm eine unbehagliche Gänsehaut.
    »Wenn du hier reinkommst und mich noch mal anrührst, hole ich mir ein Fleischermesser und schneide dir die Eier ab. Kapiert? Und anschließend schneide ich dir den Schwanz ab. Versprochen. Hörst du mir noch zu? Kapierst du, was ich sage? Du wirst nicht eine Nacht mehr in diesem Haus verbringen, ohne dich zu fragen, wann ich komme und dich kastriere. Und du brauchst erst gar nicht darüber nachzudenken, dir deinen kleinen Freund wieder annähen zu lassen. Denn wenn ich ihn abgeschnitten habe, spüle ich ihn im Klo runter. Da gehört er nämlich hin.«
    Graeme sank entsetzt auf die Knie. Er verspürte Übelkeit.
    »Glaubst du mir, Graeme?«, fragte Rachel. »Glaubst du mir, dass ich das tun werde?«
    Er versuchte zu antworten, brachte aber kein Wort heraus.
    »Ich höre dich nicht, Graeme.«
    »Ja, ja, ich glaube dir.«
    Und das tat er auch.
    »Also, willst du immer noch reinkommen?«, fragte Rachel.
    Graeme rannte davon, ohne ihr zu antworten. Noch nie zuvor hatte er sich so entsetzlich gefühlt. Sie hatte ihm wieder einmal bewiesen, dass sie die eigentliche Macht besaß. Er ging zurück nach unten und lief ziellos im Wohnzimmer auf und ab. Zu allem Überfluss war er immer noch unglaublich erregt. Sein Penis war steinhart, und sein Verlangen nach ihr war so groß, dass er am liebsten nach oben gegangen wäre und sie trotz allem gevögelt hätte, obwohl er wusste, was das für Konsequenzen haben würde. Ihm war klar, dass Rachel es ernst meinte. Sie würde genau das tun, was sie ihm angekündigt hatte.
    Er fühlte den Sog einer ebenso scheußlichen wie vertrauten Kraft, wie ein Stern, der in das unentrinnbare Schwerkraftfeld eines schwarzen Lochs geraten war. Er redete sich ein, widerstehen zu können, aber er wusste, dass er es brauchte, dass er es wollte und bereit war, alles dafür zu tun. Er versuchte, sich zu beruhigen, aber seine Finger zitterten bereits wieder, und kalter Schweiß sammelte sich unter seinen Achselhöhlen und bedeckte seine Haut wie ein kalter Film. Er spürte, wie sich etwas in ihm regte, wie eine Tür aufsprang und eine schattenhafte Gestalt sich dahinter erhob.
    Nein, bitte nicht, flehte er das Monster in sich an.
    Aber es hörte nicht auf ihn. Es spielte mit ihm wie ein Kind mit einer Puppe, bewegte seine Arme und Beine und befahl ihm, was er tun sollte.
    Das ist alles deine Schuld, Rachel.
    »Geh«, knurrte das Monster, und seine Stimme klang gar nicht wie die eines Monsters, sondern so wie Graemes eigene. So … ohne jede Moral.
    Graeme griff nach den Schlüsseln und verließ das Haus. Die Luft wirkte dünn. An einem Abend im August hätte es um diese Zeit noch gar nicht dunkel sein dürfen, aber die Unwetterwolken hüllten den Himmel im Westen in tiefes Schwarz. Der Wind riss wütend an den Zweigen der Eichen.
    Er stand schon fast vor der Garage, als ihm auffiel, dass der Weg versperrt war. Rachel hatte direkt vor den beiden Garagentüren geparkt, sodass er mit seinem Van nicht hinaus
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