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Universum der Doppelgänger

Universum der Doppelgänger

Titel: Universum der Doppelgänger
Autoren: Keith Laumer
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erregend sein sollte, wo etwas passierte!
    Aber was war in letzter Zeit passiert? Der königliche Hofball, die königliche Treibjagd, die königliche Segelregatta. Eine endlose Folge glänzender Ereignisse, denen eine verwöhnte Gesellschaft beiwohnte, die sich in brillanter Konversation übte.
    Was also war nicht in Ordnung? War es nicht genau das Leben, von dem er in seinem möblierten Zimmer geträumt hatte, wenn er für das Abendessen eine Dose Ölsardinen geöffnet hatte?
    Das war es, bekannte er traurig. Und doch … und doch war er dieses Lebens überdrüssig.
    Überdrüssig und gelangweilt. In Artesia, dem Land seiner Träume.
    »Absurd!« murmelte er ärgerlich, als er die breite Treppenspirale zur großen Halle aus Gold und Marmor und Spiegeln hinabstieg. »Ich habe alles, was ich wollte – und was ich nicht habe, kann ich kommen lassen. Daphne ist die süßeste kleine Braut, die ein Mann sich vorstellen kann, ich habe drei Rassepferde im königlichen Marstall, zweihundert Anzüge im Schrank, jeden Abend ein Bankett, und … und …«
    Er schritt über den mit spiegelnden roten und schwarzen Marmorplatten eingelegten Boden, erfüllt von einer plötzlichen Müdigkeit bei dem Gedanken an eine Zukunft, in der es nichts gab als Bankette, Bälle, Pferderennen und andere luxuriöse Zerstreuungen.
    »Aber was will ich eigentlich?« knurrte er verdrießlich, während er beim Abschreiten der Spiegelfront sein Ebenbild betrachtete. »Wer über einer Arbeit schwitzt, der tut es nur, um Geld zu verdienen, damit er tun kann, was er gern möchte. Und ich tue bereits, was ich möchte.« Er warf seinem Spiegelbild, in Gold und Purpur prächtig gekleidet, einen weiteren Seitenblick zu. »Ist es nicht so?«
    »Wir werden fortgehen«, murmelte er, als er seine Schritte zum Park lenkte. »In die Berge, oder vielleicht in die Wüste. Oder ans Meer. Ich wette, Daphne ist nie im Mondschein schwimmen gegangen. Jedenfalls nicht mit mir. Und wir werden Vorräte mitnehmen und unser eigenes Essen kochen und angeln und Vögel beobachten und botanische Studien betreiben, und …«
    Er verhielt auf der breiten Terrasse und spähte in die stillen grünen Kulissen des Parks, um vielleicht etwas von Daphnes schlanker, kurvenreicher Gestalt auszumachen. Aber er konnte sie nicht sehen. Die letzten Teilnehmer der Teegesellschaft hatten den Park verlassen. Nur ein betagter Gärtner arbeitete zwischen Blumenrabatten.
    Lafayette stieg die Freitreppe hinunter und wanderte langsam in den Park, von neuen Zweifeln befallen. Sein Enthusiasmus war bereits verflogen. Was würde das Fortgehen helfen? Er würde immer noch derselbe Lafayette O’Leary sein, und Daphne würde dasselbe Mädchen sein, das sie hier war. Wahrscheinlich würde er bald seinen Sessel und sein behagliches Bett vermissen, und Daphne würde anfangen, sich um ihre Frisur zu sorgen und sich zu fragen, was während ihrer Abwesenheit in der Hofgesellschaft vorgehen mochte. Und dann würde es die unvermeidlichen Insektenstiche und die heiße Sonne, die kalten Nächte und das angebrannte Essen und all die anderen Unbequemlichkeiten geben, an deren Abwesenheit er sich gewöhnt hatte…
    Eine hochgewachsene Gestalt kreuzte fünfzig Schritte vor ihm den Parkweg: Graf Alain, der Prinzgemahl. Lafayette rief ihm nach, aber als er die Kreuzung erreichte, war niemand in Sicht. Er kehrte um, verdrießlich und entschieden deprimiert.
    Zum ersten Mal seit drei Jahren hatte er das gleiche alte Gefühl, das ihn daheim in Colby Corners niedergedrückt hatte, wenn er zu seinem Abendspaziergang um den Block aufgebrochen war und an all die Dinge gedacht hatte, die er eines Tages tun würde…
    Lafayette richtete sich auf und nahm die Schultern zurück. Er benahm sich wie ein Schwachkopf. Er hatte die beste Position der Welt – jeder Welt –, und er brauchte nichts zu tun als sich seines Lebens zu erfreuen. Warum das Boot zum Kentern bringen, in dem er saß? Er würde am Bankett teilnehmen und mit den anderen Mitgliedern der Hofgesellschaft scherzen, und nach dem Essen würden Daphne und er sich in ihre Gemächer zurückziehen, und …
    Nun, da er daran dachte, mußte er zugeben, daß es eine ganze Weile her war, seit er eine verworfene Andeutung in Daphnes hübsches kleines Ohr geraunt hatte. Er war immer so mit seinem Wein und seinem Anteil an der Konversation beschäftigt gewesen, und natürlich war auch Daphne ganz zufrieden gewesen, mit den anderen Damen der Hofgesellschaft beisammenzusitzen und
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