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Unheil

Unheil

Titel: Unheil
Autoren: James Herbert
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ein Staat für sich wäre. Holman gehörte einer Abteilung des Umweltministeriums an, dessen Aufgabe die Feststellung von Umweltschäden und die Ermittlung der Verursacher war, von Schadstoffeinleitungen in Flüsse bis zum Ausbruch seuchenartiger Erkrankungen. Es war eine besondere Abteilung, weil nahezu alle Nachforschungen im geheimen ausgeführt wurden. Verdächtigte man eine Firma, illegal gefährliche Abfallstoffe zu beseitigen, sei es durch Einleitung in Gewässer oder durch Abladen auf einer Deponie, konnte aber durch direkte Methoden kein Beweis gefunden werden, dann wurde Holman oder einer seiner Kollegen mit weiteren Nachforschungen beauftragt.
    Gewöhnlich arbeitete er allein und oft unter einem Deckmantel. Mehr als einmal hatte er manuelle Arbeit angenommen, um in eine Fabrik zu gelangen und die benötigten Informationen zu bekommen. Krankenhäuser, eine Heilanstalt — sogar eine Großmästerei; er hatte an vielen Orten gearbeitet, auch in Regierungsbehörden, um an den Ausgangspunkt vermuteter Verstöße heranzukommen. Sein größtes Ärgernis war, daß die Übertretungen, die er auf- deckte, nicht immer geahndet wurden. Wenn politische oder wirtschaftliche Interessen berührt wurden, waren die Aussichten einer strafrechtlichen Verfolgung der Verantwortlichen gering. Und mit zweiunddreißig war Holman noch jung genug, um sich über den offensichtlichen Mangel an Entschlußkraft zu ärgern, den seine Vorgesetzten zeigten, nachdem er große Risiken auf sich genommen hatte, um den Beweis zu erbringen, den zu liefern sie ihm aufgetragen hatten.
    Er konnte jedoch auch skrupellos sein, wenn es galt, seine Ziele zu erreichen, und mehr als einmal hatte er selbst bestehende Gesetze übertreten und die wenigen Vorgesetzten beunruhigt, die in seine Aktivitäten eingeweiht waren. Sein derzeitiges Projekt war die Untersuchung von Übungsplätzen des Verteidigungsministeriums, die für militärische Zwecke, über die man keine Auskünfte erhalten konnte, genutzt wurden. Außer den bekannten Truppenübungsplätzen fielen darunter riesige Gebiete, die in einigen Fällen schon während des Napoleonischen Krieges, größtenteils aber erst im Ersten und Zweiten Weltkrieg durch Enteignung militärischer Nutzung zugeführt worden waren. Die meisten dieser militärischen Sperrgebiete lagen wegen einer befürchteten Invasion im Süden Englands. Holman wußte, daß vieles davon brach lag, Naturschönheiten, fruchtbarer Ackerboden, der ungenutzt blieb. In einer Zeit, da guter Bo- den und unbebaute, offene Flächen immer knapper wurden, konnte nicht zugelassen werden, daß wertvolles Land zweckentfremdet wurde. Das Verteidigungsministerium verfügte über mehr als 750 000 Hektar, und sein Ministerium verlangte, daß wenigstens 30 000 Hektar der Öffentlichkeit zurückgegeben würden. Es gab gute Gründe, daß das Verteidigungsministerium einen Teil dieses Landes behielt, aber eigentlich war klar, daß nur ein Bruchteil davon wirklich benötigt wurde.
    Da das Verteidigungsministerium die Beantwortung aller Anfragen unter Hinweis auf Sicherheitsbelange abgelehnt hatte, war Holman beauftragt worden, festzustellen, wieviel Land für militärische Zwecke tatsächlich genutzt wurde. Der Krieg zwischen verschiedenen Ministerien war in seinen Augen lächerlich, aber er mußte ihn als eine Tatsache akzeptieren.
    Er hatte zwei anstrengende Tage damit verbracht, Militärpatrouillen auszuweichen, Aufnahmen zu machen und Informationen über das riesige Waldgebiet zu sammeln, das dem Verteidigungsministerium auf der Ebene von Salisbury gehörte. Hätte man ihn erwischt, so wären ernste Folgen nicht auszuschließen gewesen, aber er kannte das Risiko und genoß es sogar. Seine Vorgesetzten wußten es und nutzten diesen Charakterzug in ihm aus, der nach Risiko, einem Element von Gefahr, einem Glücksspiel verlangte.
    Als er nun aus der Biegung in eine Gerade einfuhr, sah er vor sich ein Dorf. Eines der kleinen, wenig bekannten Dörfer, welche über die Ebene verstreut lagen. Vielleicht konnte er dort ein Frühstück bekommen.
    Im Näherkommen bemerkte er plötzlich eine seltsame Vibration, die den Wagen durchlief, dann hörte er ein tiefes grollendes Geräusch, und das Fahrzeug hielt nicht mehr Spur, sondern versuchte auszubrechen. Als er das Dorf er- reichte, war seine Sicht so eingeschränkt, daß er nicht weiterfahren konnte. Und was er sehen konnte, war ihm unbegreiflich.
    Ein gigantischer Spalt erschien unmittelbar vor ihm, verlängerte
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