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Ungeahnte Nebenwirkungen

Ungeahnte Nebenwirkungen

Titel: Ungeahnte Nebenwirkungen
Autoren: Victoria Pearl
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mit ihrer Beichte fort. »Ich aß nicht mehr, schlief kaum und sah keinen Ausweg aus meinem Desaster. Mir war klar, dass die Schuld dafür bei mir selbst lag, und ich aber ohne dich nicht leben will.«
    So, jetzt weiß sie’s! Sie hatte zwar nichts von Liebe gesagt, doch dieses Geständnis kam einer Liebeserklärung doch schon sehr, sehr nahe.
    Jetzt könnte eigentlich Mirjam mal ein paar klärende Worte hinzufügen, dachte Nicole, aber die hatte sich in undurchdringliches Schweigen gehüllt. Nicole erkannte, dass sie den Kelch allein bis zur Neige leeren musste.
    »Ich wandte mich an Alice, deine Schwägerin, fragte sie, wo du bist.« Nicole näherte sich unaufhaltsam dem Finale, von dem sie noch immer nicht wusste, wie es auf der anderen Seite ankommen würde. »Sie wollte es mir nicht verraten. Ich musste ihr erst erklären, was zwischen uns vorgefallen war. Du hast eine wirklich intelligente und feinfühlige Schwägerin«, ergänzte Nicole ironisch, »sie hat mich nämlich ausgelacht!«
    Nach einer kurzen Pause korrigierte sie sich: »Nein, sie konnte sich das Lachen nur nicht ganz verkneifen, als sie erkannte, welch fatalem Irrtum ich aufgesessen war. Sie klärte mich endlich über Michaela auf. Zusammen mit Ralf und Lisa hat sie mir dann auch Fotos von euch beiden gezeigt.«
    Jetzt war alles gesagt. Die Irrfahrt hatte ein Ende, glaubte Nicole. Mirjam belehrte sie aber eines Besseren. Sie neigte sich nach vorn, stoppte kurz vor Nicoles Gesicht und flüsterte: »Und nun glaubst du, alles ist wieder im Lot?«
    Na ja, irgendwie schon, dachte Nicole überrumpelt. Was wollte Mirjam denn noch? Hatte sie sich nicht demütig genug gezeigt?
    »Du machst es mir sehr schwer, Mirjam«, stöhnte Nicole gequält. »Ich bin mir bewusst, dass ich nie wirklich nachvollziehen kann, was Michaela für dich bedeutet hat und noch immer bedeutet. Aber du hast mir bis jetzt auch nie eine wirkliche Chance gegeben, sie mit deinen Augen zu sehen.«
    Irgendwann musste Mirjam doch erkennen, dass auch sie Verantwortung für ihre gemeinsame Beziehung zu übernehmen hatte!
    »Liebst du mich?« fragte Mirjam plötzlich.
    Was sollte das werden? Ein Test, eine Falle? Unsicher versuchte Nicole in Mirjams Gesicht zu lesen. Unmöglich, dachte sie, so beherrscht kann selbst Mirjam nicht sein, doch ihr Antlitz verriet nicht die geringste Emotion.
    »Ja«, antwortete Nicole mit fester Stimme. »Ja, ich liebe dich!«
    Mehr hatte sie dazu nicht zu sagen. Sie hatte sich Mirjam bis zum Äußersten ausgeliefert. Nicole wurde bewusst, dass Mirjam sie mit einem einzigen Wort in ein erbarmungswürdiges Häufchen Staub verwandeln konnte. Sie bräuchte nur die Zeitspanne eines Sekundenbruchteils, um sie, die schutzlos auf dem Boden lag, zu zerquetschen!
    »Warum?«
    Nicole, gefangen in ihren düsteren, apokalyptischen Gedanken, stutzte. Hatte Mirjam tatsächlich nach dem Warum gefragt? Hilflos zuckte Nicole mit den Schultern. »Ich weiß es nicht«, antwortete sie wahrheitsgetreu. »Es ist einfach so. Ich liebe dich, habe dich von Anfang an geliebt, und wahrscheinlich wird mich nichts davon abhalten können, dich für den Rest meines Lebens zu lieben!«
    Mirjam schüttelte ungläubig den Kopf. »Logisch ist das nicht, Nicole«, informierte sie ihre Besucherin. Sie lächelte leicht. Der düstere Ausdruck verschwand aus ihrem Gesicht, das immer mehr zu strahlen begann.
    Nicole fühlte, wie sich die Spannung zwischen ihnen auflöste. Sie wusste, dass ihr Gesicht ebenfalls lächelte. »Was hat Liebe mit Logik zu tun?« fragte sie rhetorisch.
    »Nichts, nehme ich an«, antwortete Mirjam sehr leise. Im nächsten Moment berührten ihre Lippen Nicoles Wangen und dann, nach einer atemlosen Sekunde, ihren Mund.
    Mirjam unterbrach den Kuss, löste sich sanft aus Nicoles Armen und lächelte sie selbstvergessen an. In ihren Augen brannte das Feuer, das Nicole schon so oft um den Verstand gebracht hatte. Jetzt aber spürte Nicole, wie ihr Körper nur schwerfällig auf die eindeutigen Signale ihrer Liebsten reagierte.
    Die Müdigkeit, die sich in ihren Knochen festgesetzt hatte, ließ sie gähnen. Sie vermochte kaum mehr, die Augen offen zu halten. Nebst der Reise, die nicht sonderlich bequem gewesen war, hatten die emotionalen Wechselbäder der letzten Stunden sie ziemlich mitgenommen. Sie sehnte sich nach einem Moment der Ruhe. Eigentlich wäre sie schon mit einer Umarmung zufrieden gewesen, allerdings, fügte sie in Gedanken hinzu, müsste es eine sehr zärtliche und nicht
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