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Undead 01 - Weiblich, ledig, untot

Undead 01 - Weiblich, ledig, untot

Titel: Undead 01 - Weiblich, ledig, untot
Autoren: Mary Janice Davidson
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egal. Ich schüttelte den Sarg von meinem Rücken, kam wieder auf die Füße und begann zu rennen.
    Ich brach durch die Schwingtür und fand mich in einer breiten, getäfelten Eingangshalle wieder. Hier war es noch gruseliger. Es gab keine Fenster, nur reihenweise Gardero-benständer. Am Ende der Halle sah ich eine Blondine mit wildem Blick in einem albernen, pinkfarbenen Kostüm. Sie wäre durchaus hübsch gewesen, wenn sie nicht orangefar-benes Rouge und zu viel blauen Lidschatten aufgetragen hätte. Der braunrosa Lippenstift passte ebenfalls nicht zu ihrem Teint. Sie war so erschreckend blass, dass wahrscheinlich überhaupt kein Make-up zu ihrem Teint gepasst hätte.
    Die Blonde kam auf ihren billigen Schuhen (Sonderan-gebot! Kaufen Sie zwei, nehmen Sie drei!) in meine Richtung getrippelt, und ich sah, dass ihr Haar eigentlich recht hübsch war: schulterlang, mit einer niedlichen Außenrolle und interessanten Strähnchen.
    Interessante Strähnchen, Golden Blonde Reflets Plus Nr. 23 – Hallooo? Die Frau in dem furchtbaren Kostüm war ich. Die Frau auf den billigen Schuhen war ich. Ich staks-18

    te näher an mein Spiegelbild heran, sodass ich mir selbst in die schreckgeweiteten Augen sehen konnte. Ja, das war ich. Und, ja, ich sah wirklich schrecklich aus. Ich war in der Hölle!
    Ich versuchte erst einmal, mich zu beruhigen. Vergeblich. Daher verpasste ich mir selbst ein paar Backpfeifen.
    Als ich das Rouge auf meiner Handfläche sah, wusste ich, dass ich falsch lag. Dies war nicht die Hölle. Dort gab es keine holzgetäfelte Eingangshalle mit einem Spiegel auf der einen und einem Sarg auf der anderen Seite. Es gab einen Grund, warum ich so abscheulich aussah. Ich war tot.
    Das dumme Arschloch in dem Pontiac hatte mich getötet.
    Wahrscheinlich hatte er mit meiner Katze unter einer Decke gesteckt. Das perfekte Ende eines perfekten Tages.
    Ich war tot und zu blöd, um einfach liegen zu bleiben. Ich wanderte in einem Beerdigungsinstitut herum, in einem billigen Kostüm und Schuhen aus Kunstleder. Und tot.
    Das Begräbnis wäre wahrscheinlich morgen. Oder heute, korrigierte ich mich nach einem Blick auf die Uhr.
    Wer hatte dieses Outfit für mich ausgesucht? Und diese Schuhe? Ich schlüpfte aus einem Schuh und schaute hinein.
    Eigentum von Antonia O’Neill Taylor
    Ich wusste es! Mein Stiefmonster. Das Miststück wollte mich in ihren ausrangierten Schuhen begraben! Das ärgerte mich mehr als die Tatsache, dass ich unter den Blicken meiner Katze in einen Baum katapultiert worden war. Fast hätte ich den elenden Schuh in den Spiegel gefeuert, zog ihn dann aber widerstrebend wieder über meinen Fuß.
    Draußen war es kalt, also würde ich ihn noch brauchen.
    Aber es kostete mich Überwindung. Wenn Giselle mich 19

    jetzt hätte sehen können. Wenn irgendjemand, der mich kannte, mich jetzt hätte sehen können . . .
    Meine Katze! Wer würde sich jetzt um das kleine Monster kümmern? Vielleicht Jessica. Oder meine Mutter. Ja, wahrscheinlich meine Mutter.
    Meine Mutter. Sie war sicher am Boden zerstört, als sie die Nachricht erhielt. Mein Vater ebenso. Vielleicht hatte er sogar anlässlich meines Begräbnisses einen ganzen Tag freigenommen . . . Mein Stiefmonster war sicher nicht tief getroffen, dessen war ich mir sicher. Sie hielt mich für ein verwöhntes, eigensinniges Balg – und ich hielt sie für ein intrigantes, hinterhältiges Miststück, das nur auf Geld aus war. Doch was half es nun, dass wir beide von Anfang an mit unserer Einschätzung richtiglagen?
    Mir kam die Idee, dass ich meine trauernden Freunde und Verwandten aufsuchen und darüber informieren sollte, dass ich mich nicht begraben lassen würde. Du lieber Himmel, ich musste einen neuen Job finden, da hatte ich keine Zeit, in einem Sarg unter der Erde abzuhängen. Ich musste Rechnungen bezahlen, sonst wäre ich sehr bald ohne Kabelfernsehen.
    Dann kam ich wieder zu Verstand. Ich war tot. Ich war zombifiziert worden oder so ähnlich und musste jetzt die Sache zu Ende bringen, die der Typ im Pontiac angefan-gen hatte. Vielleicht befand ich mich auch im Fegefeuer und Gott stellte mir diese Aufgabe, bevor er mir das Tor öffnete.
    Ob die Ärzte in der Notaufnahme einen Fehler gemacht hatten? Diesen Gedanken verwarf ich schnell wieder. Zu lebendig war die Erinnerung an meinen zersplitternden 20

    Schädel. Wenn ich das überlebt hätte, befände ich mich jetzt auf der Intensivstation mit mehr Schläuchen an mir als in einem Labor. Und ich wäre auch nicht
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