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Undead 01 - Weiblich, ledig, untot

Undead 01 - Weiblich, ledig, untot

Titel: Undead 01 - Weiblich, ledig, untot
Autoren: Mary Janice Davidson
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Gedanken, wie ich das letzte Jahr einfach so verschwendet hatte . . . die letzten zehn Jahre verschwendet hatte, wurde mir ganz anders.
    In der Schule war ich kein Überflieger gewesen. Meine Noten hatten sich immer im guten Mittelfeld bewegt. Ich war damit zufrieden. Mal ehrlich: Wen kümmerten schon Geometrie, Chemie oder Sozialkunde, wenn es Wichtigeres gab, wie etwa den Miss-Burnsville-Schönheitswettbewerb?
    Ganz abgesehen von drei oder vier Typen, die ich gleichzeitig am Haken hatte – ohne sie merken zu lassen, dass sie am Haken zappelten. Manchmal war ich bereits beim Mittagessen erschöpft.
    Jedenfalls habe ich die Highschool erduldet und das College gehasst (im Prinzip wie Highschool, nur dass es dort Aschenbecher und Bierfässer gab). Schließlich flog ich vom College und modelte ein bisschen. Aber das fand ich schnell langweilig. Jawohl, langweilig. Niemand will mir glauben, dass diese Arbeit einfach tödlich öde ist. Aber es ist wahr. Das Geld ist okay, aber das ist auch schon alles.
    9

    Die Medien wollen uns glauben machen, dass das Leben als Model unglaublich glamourös sei. Aber das ist es kein bisschen. Wie die Schafe laufen wir alle brav tagaus, tagein zu den Castings, die Mappe mit unseren Fotos unter dem Arm und ein verzweifeltes Lächeln im hübschen Gesicht. Aus einem von zehn Jobs wird vielleicht etwas –
    wenn man Glück hat. Dann darf man um halb sechs morgens aufstehen, um achtzehn Stunden oder mehr am Stück zu arbeiten. Bezahlt wird man fünf Wochen später. Und das auch erst, nachdem dein Agent den Scheck zehn Tage lang zurückgehalten hat, um sicherzugehen, dass er auch gedeckt ist.
    Am Anfang machte mir das alles noch Spaß. Der Lauf-steg ist dazu da, dass man damit angibt. Ich fand es toll, den Leuten mitzuteilen, wie ich meinen Lebensunterhalt verdiente. Schließlich ist Amerika das Heimatland der Oberflächlichen. Das Modeln hat mir immerhin manche Einladung zu einem Drink beschert. Männer sind eben leicht zu beeindrucken.
    Shootings allerdings waren wirklich furchtbar. Zehn Stunden am Stück auf den Beinen, ein Foto nach dem anderen und dabei immer schön lächeln, lächeln, lächeln. Am schlimmsten aber ist das ganze Getue mit Küsschen hier, Küsschen da und komm mal zu Papa auf den Schoß . . .
    Ganz zu schweigen von den männlichen Models! Die sind noch eitler als Frauen. Den Film Zoolander kann ich mir auch heute noch nicht anschauen, er kommt der Wahrheit einfach zu nahe. Auch wenn ich weiß, dass Ben Stiller eine Komödie drehen wollte. Aber es ist ein Dokumentarfilm geworden.
    10

    Ein Date mit einem Mann, der mehr für Haarstyling-Produkte ausgibt als man selbst, ist sehr anstrengend. Und Augenkontakt fast unmöglich, wenn jemand nur am eigenen Spiegelbild interessiert ist. Die meisten männlichen Models sind wie läufige Hunde. Kaum dreht man ihnen den Rücken zu, um sich einen Drink zu holen, machen sie eine andere an. Oder einen anderen. Das ist dann wirklich peinlich. Für mich. Ich hasse es, als Vorwand missbraucht zu werden.
    Nach gut zwei Jahren hatte ich die Nase voll. Ganz plötzlich. Ich saß in einem Raum voll großer, blonder Frauen mit langen Beinen und langen Haaren. Frauen mit meiner Körpergröße. Mit meiner Haarfarbe. Mir wurde klar, dass dem Mann, dem ich gleich gegenübergestanden hätte, absolut egal war, dass Schweinelendchen mit Risotto mein Leibgericht war, dass ich Horrorfilme (außer Zoolander) und meine Mutter liebte. Ihm war egal, dass ich mich im Tierschutzbund engagierte und Mitglied der Republikaner war (so ist es! Entgegen der landläufigen Meinung schließt das eine das andere nicht aus!). Ich hätte auch eine gesuchte Schwerkriminelle sein können, er hätte nicht mit der Wimper gezuckt. Das Einzige, was ihn interessierte, waren mein Gesicht und meine Figur.
    Ich weiß noch, wie ich dachte: Was mache ich hier eigentlich?
    Eine sehr gute Frage. Also stand ich auf und ging. Ich ha-be noch nicht einmal meine Mappe mitgenommen. Meine Freundin Jessica nannte mich immer eine Frau der schnellen Entscheidungen, und das stimmt. Wenn ich mich einmal entschieden habe, ziehe ich es auch durch.
    11

    Ich nahm eine Arbeit bei einer Zeitarbeitsfirma hier in der Gegend auf, was auch wieder eine Zeit lang Spaß machte, bis ich mich eingearbeitet hatte. Dann begann es mich erneut zu langweilen. Schließlich hatte ich so viel Berufserfahrung vorzuweisen, dass man mich zur Super-sekretärin machte – Pardon! zur Assistentin der Geschäfts-leitung.
    So
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