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Und taeglich grueßt die Evolution

Und taeglich grueßt die Evolution

Titel: Und taeglich grueßt die Evolution
Autoren: wissenmedia
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auf, legen sie die Spitze des Daumens in die Beuge des Zeigefingers. Das genügt für einfache Greifmotorik. Doch nur der Mensch bringt Daumen- und Zeigefingerspitze zu einem Präzisionsgriff zusammen, der es ihm erlaubt, kleinere Gegenstände zu greifen oder größeren Druck auszuüben. Der Vorteil dieser Fähigkeit ließ die Evolution des Menschen einen anderen Weg einschlagen gegenüber der des Affen.
    Die Evolution brachte die Hand hervor, die Hand trieb die Evolution des Menschen an. Nach der Herausbildung der ersten Menschenartigen kam es vor etwa 2,4 Mio. Jahren zum Urknall der menschlichen Evolution. Ein Vertreter der Gattung Homo habilis oder Homo rudolfensis fertigte in Ostafrika das älteste heute bekannte Werkzeug an. Dabei schlug er zwei Steine so gegeneinander, dass bei dem einen der beiden eine scharfe Bruchkante entstand. Dieses denkwürdige Ereignis gilt in der Anthropologie als die Geburtsstunde der Menschheit. Eine gängige Kulturthese zieht die Grenze zwischen Mensch und Tier dort, wo Werkzeuge nicht nur benutzt, sondern auch hergestellt werden. Der Mensch hatte sich durch die Hand sozusagen selbst erschaffen.
    Profiteur der Hand: Das Gehirn
    Dazu war jedoch mehr nötig, als bloßes Tasten. Homo habilis lernte zu begreifen. Zwischen Hand und Hirn war im Laufe der Entwicklungsgeschichte eine Wechselwirkung entstanden, die es zuvor nicht gegeben hatte. Tatsächlich ging frühe Werkzeugverwendung beim Homo habilis mit einer geringen Größenzunahme des Hirnvolumens einher. Einer seiner Nachfolger, Homo erectus, ging noch einen Schritt weiter. Er verbesserte nicht nur die Manipulations-, Jagd- und Angriffsfertigkeiten, sondern trieb die sozialen Funktionen, die ihm Hand und Hirn ermöglichten, so weit voran, dass sich eine komplexe Sozialstruktur entwickelte.
    Die Hand ist bis heute das am engsten mit dem Hirn verflochtene Organ. Mitte des 20. Jahrhunderts gelang dem kanadischen Neurologen Wilder Penfield der Nachweis, dass die sensorischen Fähigkeiten der Hand in der Großhirnrinde mehr Areal als jedes andere Organ beanspruchen. Um diesen Beweis zu erbringen, stimulierte Penfield die Hirnrinde von Epilepsiepatienten elektrisch und stellte fest, dass bei der Reizung bestimmter Hirnareale entsprechende Körperteile zu zucken begannen – am häufigsten die Hand.
    Von der Hand ins Hirn – die Sprache
    Kommunikation fängt mit den Händen an. Deuten kann Sprechen ersetzen oder ergänzen. Gehörlose kommunizieren dank einer weit entwickelten Gebärdensprache ohne Worte. Zudem unterstreichen Gesten das Gesagte und lassen es anschaulich erscheinen. Noch der wortgewaltigste Rhetoriker redet mit Händen und Füßen.
    Viele Linguisten verstehen Gestik als Universalsprache. Wo komplexere Sachverhalte in der Sprache eine Übersetzung erfordern, sind sie in der Gebärdensprache universell verständlich. Wer erzählt, wie er eine Tasse Tee eingießt, macht seine Handlung durch immer dieselbe Geste plastisch: Er hält eine Hand über die andere und dreht Arm und Handgelenk. Das fanden 1998 Jana Iverson und Susan Goldin-Meadow von der Indiana University heraus. Die US-Wissenschaftlerinnen beobachteten Kinder und Jugendliche, die von Geburt an blind waren, und stellten fest, dass die Testpersonen dieselben Gesten verwendeten wie Gleichaltrige mit Sehvermögen. Iverson und Goldin-Meadow zogen den Schluss: Gesten sind nicht das Produkt von Kultur und Notwendigkeit. Sie reflektieren das Denken, das dem Reden vorausgeht, und zwar weltweit.
    Starkes Gebiss: Not macht erfinderisch
    Von den Zähnen der Vorfahren des modernen Menschen erhoffen sich Forscher eine Antwort auf die Frage, ob der Homo sapiens eher ein Vegetarier oder ein Raubtier ist. Dafür genügt aber eigentlich der Blick auf die Speisekarte eines Restaurants: Menschen bevorzugen offensichtlich gemischte Kost. Weitere Schlüsse über unsere Ernährungsgewohnheiten erlauben Angebote wie das »Gericht des Tages« oder der »Salat der Saison«, denn sie zeigen, dass der Mensch ein »Nahrungsopportunist« ist: Er nimmt, was er am leichtesten bekommt. Da in arktischen Breiten der Ackerbau auf Grund des kalten Klimas niemals Fuß fassen konnte, beschränkten sich die Inuit auf fleischliche Kost. Andernorts spielen Tierprodukte hingegen eine erheblich geringere Rolle bei der Ernährung.
    Nahrungsopportunismus ist auch im Tierreich alles andere als selten. Wildschweine zum Beispiel stöbern zwar reichlich pflanzliche Kost auf, verschmähen aber weder Engerlinge noch
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