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Und taeglich grueßt die Evolution

Und taeglich grueßt die Evolution

Titel: Und taeglich grueßt die Evolution
Autoren: wissenmedia
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Versorgung der Bevölkerung und deren Wachstum. Die Eingriffe in die Natur und ihre möglichen Folgen thematisiert er am Beispiel von Entwaldungen und Bodenerosionen. Darüber hinaus entwirft der Philosoph eine Reihe bevölkerungspolitischer Maßnahmen, die uns heute allerdings sehr befremdlich erscheinen, so die staatliche Kontrolle der Familienplanung von der Selektion der Ehegatten bis zur Aufzucht der Kinder. Ähnliche Ideen tauchten unter dem Einfluss sozialdarwinistischer und rassistischer Theorien im späten 19. Jahrhundert wieder auf, etwa bei dem Begründer der Eugenik, Francis Galton, der das Ziel vor Augen hatte, die Fortpflanzung und Vererbung erwünschter Eigenschaften gezielt zu fördern, unerwünschte hingegen durch Selektion auszumerzen.
    Gut 350 Jahre nach Platon kam es zu einer der berühmtesten Volkszählungen aller Zeiten, von der der Evangelist Lukas im Neuen Testament berichtet. Als die Gottesmutter Maria bereits hochschwanger war, ließ Caesars Großneffe Augustus – der erste römische Kaiser – an alle Bewohner des »Erdkreises« den Befehl ergehen, sich schätzen zu lassen. Um sich in die Steuerlisten einzutragen, mussten auch Maria und Josef von Nazareth aus in Josefs Geburtsort Bethlehem ziehen, wo Jesus in einem Stall das Licht der Welt erblickte.
    Dramatische Verluste durch Pest und Krieg
    Im Laufe der weiteren Menschheitsgeschichte gingen die größten Gefahren für den Fortbestand einer Bevölkerung stets von Epidemien und Kriegen aus. So wurden beim »Schwarzen Tod«, der großen Pestepidemie im 14. Jahrhundert, ganze Landstriche in Europa entvölkert. Von 16 Mio. Einwohnern in Deutschland im Jahr 1618 überlebten nur 10 Mio. den Dreißigjährigen Krieg. Unter der Herrschaft des christlich-mittelalterlichen Weltbildes hatten die Menschen die Ordnung der Geschlechter und Generationen noch als Ausdruck des göttlichen Willens interpretiert. Doch durch die hohen Sterblichkeitsraten von Pest und Krieg veränderte sich das Bewusstsein gegenüber dem Tod.
    So bildete sich in der Neuzeit ein verstärktes Interesse an demographischen Problemen heraus. Im 18. Jahrhundert wandten sich neu entstehende wissenschaftliche Disziplinen wie die Ökonomie bevölkerungspolitischen Fragen zu, die die Fortexistenz und die Regulierung der Bevölkerung betrafen. Eines der einflussreichsten Konzepte, das Bevölkerungsgesetz aus dem 18. Jahrhundert, geht auf den englischen Ökonomen Thomas Robert Malthus zurück. Malthus stellte einen Zusammenhang zwischen Geburtenanstieg und Wohlstand her. Dabei ging er von einer asymmetrischen Entwicklung zwischen Bevölkerungswachstum und Nahrungsmittelproduktion aus: je stärker der Zuwachs, umso größer die Gefahr von Hungersnöten. Seine Überlegungen übten später großen Einfluss auf Charles Darwin und seine Evolutionstheorie aus. Darwin leitete aus ihnen seine Theorie vom Überleben des Stärkeren ab. Da die Nahrungsmittelversorgung begrenzt sei, könnten nur die besten und stärksten Nachkommen der Gattung überleben.
    Erwachendes Interesse an der Sterblichkeit
    Bis weit in die Neuzeit hinein vermehrte sich die Weltbevölkerung nur träge. Erst um 1800 erreichte sie die stolze Zahl von einer Milliarde. Die seitdem stark beschleunigte Wachstumsrate löste gegen Ende des 19. Jahrhunderts ein tiefes Unbehagen aus. Das Wort von der drohenden Überbevölkerung machte die Runde. Um den Aufbau und den Bestand der Gesellschaft zu sichern, widmete sich die moderne Bevölkerungswissenschaft vier großen Forschungsfeldern: dem Gebiet des Fortpflanzungsverhaltens, dem der Krankheits- und Sterblichkeitsrate sowie der Erfassung der Zu- und Abwanderungsbewegungen von Menschengruppen. Das vierte Forschungsfeld betraf den Aufbau und die Struktur der Bevölkerung, die Verteilung der Geschlechter, die Verteilung der Altersgruppen sowie das Zusammenleben der Generationen und Geschlechter in den Familien. Neben wirtschaftlichen Fragen spielt auch die medizinische Demographie eine entscheidende Rolle.
    Das enorme Wirtschaftswachstum nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs begünstigte eine gewisse Ignoranz gegenüber dem ökologischen Zustand der Erde und der Begrenztheit der lebenswichtigen Ressourcen. Das Ende dieser Gleichgültigkeit kam in den 1970er Jahren durch den Bericht des Club of Rome, den Ölschock von 1973 und die rasante Zunahme der Weltbevölkerung. Die Einsicht in die Begrenztheit der Ressourcen belebte eine neue Angst vor verschärften Verteilungskämpfen. Während die
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