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Und taeglich grueßt die Evolution

Und taeglich grueßt die Evolution

Titel: Und taeglich grueßt die Evolution
Autoren: wissenmedia
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musste auch selber eine Geldeinheit zahlen, wurde also ebenfalls bestraft. Damit war das Experiment beim Phänomen des Altruismus angelangt: Ein Einzelner musste seinen eigenen finanziellen Interessen schaden, um im Sinne der Gruppe einen anderen zu strafen.
    Ungeachtet dieses Nachteils, wurden die Trittbrettfahrer im Spiel rasch sanktioniert. Da sie dadurch auch ihrerseits viel Geld verloren, zahlte sich ihr unkooperatives Verhalten schon bald nicht mehr aus und auch sie begannen zu kooperieren. Nach 30 Spielrunden zahlten praktisch alle in die Gemeinschaftskasse und steigerten so den Gewinn auf ein Maximum. Strafen wurden kaum noch benötigt, ihre Androhung genügte bereits. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich die Gruppe ohne Strafen bereits aufgelöst, selbst die Trittbrettfahrer waren in die Gruppe mit Strafen gewechselt. Dort ahmten sie rasch die anderen nach und straften ebenfalls.
    Dass man aus ihrem Experiment die Forderung nach einem Überwachungsstaat mit hohen Strafen selbst für kleine Vergehen ableiten könnte, bestreitet Bettina Rockenbach entschieden. Eher folge aus ihnen »die Forderung nach mehr Zivilcourage«, betont die Wissenschaftlerin. Das Forschungsspiel beschreibt eine Situation, in der alle Beteiligten sehr genau wissen, dass Egoismus letztendlich den Gewinn aller schmälert. »Das ähnelt einem kleinen Kind, das zwar mit Messer und Gabel essen kann, aber partout die Finger nimmt«, erklärt Bettina Rockenbach. In solchen Situationen können Eltern ihre Kinder durchaus mit Strafen beeinflussen. Soll ein Kind dagegen etwas Neues wie zum Beispiel Sprechen lernen, bringen Strafen gar nichts. »Dann erreicht man mit Belohnungen viel mehr«, sagt die Erfurter Wissenschaftlerin.
    Erste Hilfe: Medizin heilt Krankheiten
    Die Mediziner unserer Tage haben Möglichkeiten, von denen ihre Kollegen noch vor 100 Jahren nur träumen konnten. Es gibt Medikamente für Krankheiten wie Diabetes, die früher als sicheres Todesurteil galten. Chirurgen transplantieren Organe und führen komplizierte Operationen am Herzen durch, routinemäßige Impfungen gegen Wundstarrkrampf, Kinderlähmung oder Pocken haben zahllosen Menschen das Leben gerettet und viele Leiden erspart. Und doch sind erfolgreiche Behandlungen keineswegs eine Erfindung der Moderne. Schon in der Steinzeit haben Menschen versucht, ihre körperlichen Gebrechen zu heilen oder zu lindern.
    Die Skelette vieler Frühmenschen zeigen die Spuren von Krankheiten, die auch uns noch sehr vertraut sind. So haben Wissenschaftler an einem 1,5 Mio. Jahre alten Unterkiefer aus Kenia die ältesten bekannten Hinweise auf einen Tumor entdeckt. In Südafrika tauchten die Überreste eines Hominiden auf, der sich vor etwa 1 Mio. Jahre die Hüfte ausgerenkt hat. Und der nach seinem Fundort Mauer bei Heidelberg benannte etwa 630 000 Jahre alte Homo heidelbergensis litt unter einer Zahnbetterkrankung sowie einer Arthritis der Kiefergelenke.
    Krankenpflege im Neandertal
    Auch die Neandertaler hatten mit einer ganzen Palette von Krankheiten zu kämpfen. Ein in La Chapelleaux-Saints in Frankreich entdecktes Skelett wies zum Beispiel nicht nur Gelenkschäden durch Arthritis, sondern auch einen verheilten Rippenbruch auf. Zudem besaß dieser Neandertaler keine Backenzähne mehr, so dass er auf dem bloßen Kiefer kauen musste. Einer seiner Artgenossen aus dem Neandertal bei Düsseldorf hatte sich den linken Arm gebrochen, den er anschließend nie mehr richtig bewegen und belasten konnte. Noch schlechter dran war ein Neandertaler-Mann im irakischen Shanidar. Sein Schädel war schwer verletzt, so dass er wahrscheinlich auf dem linken Auge nichts mehr sehen konnte. Ihm fehlte eine Hand, ein Arm war verkrüppelt, ein Bein mehrfach gebrochen. Und trotzdem hat er offenbar noch längere Zeit gelebt.
    Auch andere Frühmenschen haben schwere Verletzungen lebend überstanden. Das aber kann nur bedeuten, dass Kranke und Unfallopfer von ihren steinzeitlichen Gefährten nicht etwa hilflos zurückgelassen, sondern betreut und gepflegt wurden. Wie genau die Neandertaler-Medizin ausgesehen hat, weiß niemand, doch manche Experten vermuten, dass den Menschen schon damals die Wirkung bestimmter Heilpflanzen vertraut war.
    Steinzeit-Chirurgen
    Ein deutlicheres Bild haben Wissenschaftler von der frühen Heilkunst des anatomisch modernen Menschen, der beispielsweise schon Zahnbehandlungen kannte. In einem 9000 Jahre alten Grab in Pakistan entdeckten Forscher elf Zähne mit kleinen Bohrlöchern. An einigen
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