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Und jeder tötet, was er liebt

Und jeder tötet, was er liebt

Titel: Und jeder tötet, was er liebt
Autoren: C Westendorf
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Alfons gerettet zu werden. Das würde sie selbst übernehmen müssen. Sobald der Große zurückkam, würde sie ihm eine Summe nennen, eine hohe Summe.
    Krach drang aus dem oberen Stockwerk nach unten, wie wenn Glasflaschen auf Steinfliesen fielen, danach Stimmen. Esther Lüdersen zog sich die Maske über den Kopf und wartete. Sie horchte auf die sich nähernden Schritte und fing zu zittern an. Es war nicht der Große, der in diesem Moment die Treppe herunterkam. Quietschend öffnete sich die Stahltür zu ihrem Gefängnis.
    „Ich soll dich von unserem gemeinsamen Freund da oben grüßen, er hat dir Frühstück gemacht.“
    Während er das Tablett auf den Fußboden stellte, lachte er verächtlich.
    „Er wird zu weich.“
    Das kleine unscheinbare Beil, das der Dunkle nun aus der Tasche zog, hätte in jeder asiatischen Küche gute Dienste leisten können. Doch hier, im abgeschiedenen Keller, ging es nicht ums Kochen. Alexander beugte sich über Esther Lüdersen, und obwohl sie nichts sehen konnte, spürte sie, dass er ihr ganz nah war. Sie fing an zu schreien und schlug wie wild um sich.
    „Halt still, dann wird es kaum wehtun.“
    Alexander Sachin wickelte eine extra dicke Schicht Folie um das Paket, dann schickte er George zur Post los.
    „Bring auch ein paar Bier mit“, rief er ihm hinterher. Nicht, dass es unbedingt nötig gewesen wäre, aber Alexander wollte jetzt allein sein. Nachdenklich ging er im Haus auf und ab, zwischendurch kickte er einen alten Kinderschuh durch die Gegend, der wohl von den früheren Hausbesitzern zurückgelassen worden war. Vor dem Tisch mit dem Telefon blieb er stehen und begann, umständlich den Zettel mit der Nummer aus seiner Hosentasche hervorzukramen.
    „Hab den Finger auf die Reise geschickt, Chef.“
    „Das heißt, sie ist tot?“
    „Für diese ganzen Extras müssen Sie noch etwas drauflegen, das hab ich Ihnen doch gestern schon gesagt. Warum ist das Geld heute Morgen noch nicht da gewesen?“
    „Nein, es bleibt bei unserem Vertrag. Ich lasse mich von Ihnen nicht erpressen.“
    „Wie Sie meinen. Kann allerdings eine richtig blutige Angelegenheit für die Frau werden, auf jeden Fall schmerzhaft. Und auch für Sie könnte die Luft ziemlich dünn werden. Hallo?“
    Alexander stocherte mit einer auseinandergebogenen Büroklammer in seinen Zähnen herum, jetzt warf er sie zu Boden. Dieser Kerl war wirklich das Letzte, hatte einfach aufgelegt. Einen Tag würde er noch warten, vielleicht kam die restliche Kohle ja bis dahin an. Aber dann war es höchste Zeit, die Sache zu Ende zu bringen und sich abzusetzen.
    Die Sonne ging auf wie an jedem Tag, doch für Alfons Lüdersen sollte es kein gewöhnlicher Morgen bleiben. Schuld daran war das unscheinbare Päckchen, das er gerade erhalten hatte. Ohne zuvor groß auf den Absender zu achten, griff er zum Brieföffner und zerschnitt das Klebeband. Seine Aufmerksamkeit galt dabei den Börsennotierungen in der Morgenzeitung. Nach einem kurzen Blick auf den Inhalt des Päckchens lief er los, schaffte es aber nicht mehr rechtzeitig und erbrach sich auf den Bodenfliesen des Badezimmers. Als er seine Übelkeit unter Kontrolle gebracht hatte, wagte er einen zweiten Blick. Jetzt gab es für ihn keinen Zweifel mehr. Vor ihm lag blutverschmiert ein Stück des kleinen Fingers seiner Frau, die Form ihres Nagels war unverkennbar. Er stellte sich Esther vor, wie sie jetzt in irgendeinem Loch hockte, voller Angst, an Leib und Seele verletzt. Vielleicht war sie schon gar nicht mehr am Leben. Wieder lief er los und spuckte den Rest seines Frühstücks in das Waschbecken. Dann ließ er sich mit zitternden Knien an der Wand entlang zu Boden sinken. Welcher Teufel hatte ihm diesen bösen Streich gespielt und wozu? Egal, er musste auf der Stelle versuchen, ihr zu helfen. Er nahm das Telefon und wählte die Nummer der Polizei. Als das Freizeichen ertönte, legte er wieder auf. Wenn er jetzt da anrief, würde er sich vielleicht selbst ans Messer liefern. Alfons Lüdersen hatte viel zu verlieren. Doch konnte er einfach so zusehen, wie Esther zerstört wurde? Zu gern wäre er jetzt ein mutiger Mensch gewesen. Was sollte er nur tun, um Esther zu retten?
    Alfons Lüdersen und sein Freund, Martin Kuhn, saßen im Arbeitszimmer des Polizisten, das dieser bei sich zu Hause eingerichtet hatte. Susanne Kuhn hatten sie mit dem Hinweis auf ein dienstliches Gespräch hinauskomplimentiert.
    „Ich werde tun, was ich kann, Alfons, mach dir keine Sorgen. Esther liebt spontane
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