Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
und du bist weg

und du bist weg

Titel: und du bist weg
Autoren: Theo Pointner
Vom Netzwerk:
Augenbrauen, konzentrierte sich aber nach wie vor auf das Getränk zwischen ihren Fingern.
    »Frau Thalbach, es wäre eine Lüge, wenn ich behauptete, ich wüsste, wie Sie sich fühlen«, fuhr Wielert fort. »Dass es Ihnen schlecht geht, sieht man ziemlich deutlich.«
    Damit hatte Wielert noch untertrieben. Die Blonde sah aus, als hätte sie gerade Achtlinge auf die Welt gebracht.
    »Falls es Sie beruhigt, niemand hier macht Ihnen einen Vorwurf«, meldete sich Lohkamp zwischen zwei Zügen. »Unsere Streifenbeamten haben übereinstimmend ausgesagt, dass Sie in Notwehr gehandelt haben.«
    »Na toll«, meinte Katharina fast unhörbar. »Dann ist ja alles in Ordnung. Haben Sie das Dagmar schon erzählt?«
    Hofmann verzog das Gesicht. Vorsichtshalber quetschte er sich auf den letzten freien Hocker. Seine Beine fühlten sich reichlich schwummerig an. »Katharina, mach es nicht schlimmer, als es ohnehin schon ist. Erzähl, was passiert ist.«
    »Was passiert ist?«, jaulte Thalbach auf. »Schau dich gefälligst draußen um. Dann siehst du, was passiert ist.«
    »Ruhig«, ging Wielert dazwischen. »Irgendwann brauchen wir einen Bericht, aber es muss nicht jetzt sein. Herr Lohkamp, haben Sie eigentlich einen Arzt verständigt?«
    »Selbstverständlich. Frau Thalbach war jedoch der Meinung, sie sei in Ordnung. Der Doc hat sich dann um die beiden anderen Geiseln gekümmert. Die stehen gehörig unter Schock.«
    »Andere Geiseln?«, echote Hofmann.
    »Ein Tankwart und die Kassiererin. Beide sind jetzt im Krankenhaus, haben aber schon eine Aussage gemacht.«
    »Und?«, quengelte Wielert.
    »Beide haben die Beobachtungen der Streifenbeamten bestätigt. Als der Streifenwagen auftauchte, eröffnete der Täter sofort das Feuer, worauf er unmittelbar danach seine Waffe auf Frau Thalbach richtete. Einen klassischeren Fall von Notwehr gibt’s kaum.«
    »Warum kam eigentlich der Streifenwagen hierher?«, fragte Hofmann. »Zufall?«
    »Keineswegs. Die Einsatzleitstelle ist von einem Autofahrer per Handy über den Überfall informiert worden. Erst war er sich seiner Sache nicht sicher, da er lediglich im Vorbeifahren gesehen hat, wie ein Mann mit einer Waffe die Tankstelle betrat. Also hat der PKW-Fahrer gewendet und ist noch einmal langsam vorbeigefahren. Dann hat er uns alarmiert.«
    »Haben Sie das Überwachungsvideo schon ausgewertet?«, wollte Wielert wissen.
    »Noch nicht. Ich werde aber veranlassen, dass Sie eine Kopie von dem Band bekommen.«
    »Danke«, meinte Wielert automatisch.
    Katharina stellte endlich die Coladose zur Seite und lehnte sich zurück. »Und wie geht es jetzt weiter?«
    Wie aufs Stichwort schwenkten die Bochumer ihre Blicke zu Lohkamp.
    »Abwarten, bis der Staatsanwalt auftaucht, eigentlich müsste der schon längst da sein. Und dann sollten wir uns langsam Gedanken machen, wie wir Sie hier unauffällig herausbekommen.«
    Katharina runzelte die Stirn.
    »Oder haben Sie große Lust auf ein Spießrutenlaufen vorbei an den Kameras?«, ergänzte Lohkamp.

7
    »Möchtest du einen Kaffee? Oder einen Cognac?«
    Hofmann hing mit seinem Oberkörper über dem Schreibtisch, hinter dem Katharina zusammengekauert wie ein Häufchen Elend saß. Dabei setzte er seinen treudoofsten Dackelblick auf.
    »Nein, danke«, lehnte Katharina müde ab.
    »Der Chef müsste jeden Moment eintreffen«, meinte Wielert. Er hockte in Thalbachs und Hofmanns Büro auf dem Besuchersessel und schaute alle dreißig Sekunden auf die Uhr. Lohkamp hatte Wort gehalten und Katharina unauffällig in einen zivilen Wagen verfrachtet. Erst ein paar Kilometer von dem Ort des Geschehens entfernt war die Kommissarin zu ihren beiden Bochumer Kollegen in den Fond geklettert.
    »Hast du Ulli angerufen?«, fragte Thalbach leise.
    »Na klar«, bestätigte Hofmann. »Hab ihm allerdings nur gesagt, dass es später wird. Ich wusste nicht, ob …«
    »Schon gut.«
    Wielert hatte Thalbach absichtlich in ihr eigenes Büro gesetzt. Der Polizeipräsident war zwar, entgegen anders lautender Gerüchte, hin und wieder doch kein Menschenfresser, konnte allerdings in seinen eigenen vier Wänden jeden allein durch ein lautstarkes Räuspern einschüchtern. Wielert wollte Katharina den Heimvorteil zugute kommen lassen.
    Als Wielert wohl zum dreißigsten Mal auf die Uhr sehen wollte, näherten sich auf dem Flur Schritte. Gleich darauf steckte Polizeipräsident Flenner sein hochrotes Gesicht durch den Türrahmen. Hofmann und Wielert standen schwerfällig auf, Katharina seufzte nur
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher