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und der Herr der Loewen

und der Herr der Loewen

Titel: und der Herr der Loewen
Autoren: Dorothy Gilman
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Assistenten und Leibwächter befördert hatte. Sammat hatte als »meine rechte Hand« von ihm gesprochen.
    Josephs Haut war heller als Sammats, er war mittelgroß und breitschultrig, hatte einen verhältnismäßig kleinen Kopf mit glattem Gesicht, dessen Fleisch straff wie ein Trommelfell über die hohen Backenknochen gespannt war. Seine Augen waren klein, wachsam und intelligent und verschwanden fast, wenn er lächelte, was offenbar selten vorkam. Er war ein ernster Mann, dieser Joseph, der behauptete, in den Vierzigern zu sein, was jedoch nicht unbedingt stimmen mußte, da er im Elendsviertel geboren und daher in keinem
    Geburtenregister eingetragen worden war. Irgendwie sah er alterslos aus, und ihm hafteten die Zeichen des Überlebenden aus einem solchen Milieu an. Er wirkte auf gewisse Weise mißtrauisch und wachsam, und Mrs. Pollifax glaubte, daß niemand Joseph je überraschen könnte.
    Dr. Merrick andererseits hatte das ungezwungene Benehmen eines anständigen Mannes, der ein privilegiertes Leben geführt und beschlossen hatte, weniger Begünstigte daran teilhaben zu lassen. Er war Brite, vermutlich vierzig, sein schwarzes Haar begann grau zu werden; mit seinem distinguierten Äußeren und dem freundlichen Lächeln nahm er sofort jeden, der ihm das erste Mal begegnete, für sich ein. Er redete von Impfungen, von Aids und schließlich von dem Schürfkübelbagger, der an diesem Vormittag eingetroffen war.
    »Ja, der Bagger«, sagte Sammat und wandte sich Kadi und Mrs. Pollifax zu. »Übermorgen brechen wir um sechs Uhr früh mit einer ga nzen Kavalkade auf, um den Bagger zum Bergwerk zu bringen, wo er gleich seine erste große Schürfung vornehmen soll. Das dürfte sie jedenfalls interessieren, außerdem werden wir es richtig feiern. - Ach ja, Joseph, die Busse, - ist ihre Farbe schon getrocknet?«
    Joseph nickte. »Sie werden fertig sein, glaube ich. Ich werde gleich mal nachsehen.« Er stand auf und ging.
    Dr. Merrick blickte auf seine Uhr. »Auch ich muß zurück zur Arbeit. Es hat mich sehr gefreut, Sie beide kennenzulernen.
    Danke, Sammat.«
    In der einsetzenden Stille hörte Mrs. Pollifax aus der Ferne rhythmischen Trommelschlag.
    »Sprechende Trommeln?« fragte sie.
    Sammat lächelte leicht. »Nicht heute abend. Was Sie hören, ist die Piccadilly Popcorn Rock Band. Sehr begabte junge Leute! Sie haben den zweiten Palast noch nicht gesehen, er hat einen großen Festsaal, dort üben sie heute abend.«
    »Cool«, kommentierte Kadi höflich und bedachte Sammat mit einem verwunderten Blick.
    »Und am Donnerstag eine Kavalkade, mit einem Bus?«
    »Mit drei Bussen. Sehr alten«, sagte er bedauernd, »aber sie wurden in unserer neuen Maschinenhalle wieder in Schuß gebracht und von den Studenten der kürzlich ins Leben gerufenen Textilklasse angestrichen. Die Häuptlinge und Unterhäuptlinge der Schambi und Soto fahren mit uns. Es ist wichtig, daß sie miteinbezogen werden, und morgen kümmern wir uns um alle Rituale.«
    Kadi wandte sich Mrs. Pollifax zu. »Das bedeutet, daß die Medizinmänner dort den Geistern der Berge Opfer darbringen werden, damit sie sich nicht erzürnen und gekränkt fühlen.«
    »Dazu wird wohl auch dein Freund Scharma gehören, nicht wahr?« sagte Mrs. Pollifax trocken, und dann zu Sammat: »Werden wir auch diesen Mr. Simba kennenlernen, den Sie Kadi als Unruhestifter beschrieben?«
    »Dickson Simba?« fragte Sammat erstaunt. »O ja, er wird mit uns kommen. Aber
    Unruhestifter ist vielleicht nicht ganz das richtige Wort.« Er grinste. »Wie wär's statt dessen mit Bremse? Jedenfalls hat er sich selbst zur Oppositionspartei ernannt. Er hat Ideen, einige sind sogar sehr gut. Irgendwie mag ich ihn. Er hat eine gute Erziehung in der Church of Scotland Mission im Süden genossen, und er beabsichtigt, Führer der Soto zu werden. Aber leider will er über jedes einzelne Wort im Verfassungsentwurf diskutieren, und er diskutiert ohne Ende.«
    »Was für eine Art Mann ist er?« wollte Mrs. Pollifax wissen.
    Sammat zuckte die Schultern. »Nicht sehr alt, etwa Ende Zwanzig, Anfang Dreißig, und er ist der Sohn eines Unterhäuptlings. Sehr ehrgeizig. Momentan ist er in einem unserer Ämter als Buchhalter angestellt. Ein ziemlicher Hitzkopf, wenn er eine Rede hält, ansonsten - nun der Sohn eines Soto-Hirten mit Schulbildung. Der Himmel weiß, das ist genau, was das Land braucht. Die Soto sind sehr stolz auf ihn.«
    »Aber ein bißchen schwierig.« Mrs. Pollifax nickte. »Was will er?«
    »Ich würde
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