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und der Geisterzug

und der Geisterzug

Titel: und der Geisterzug
Autoren: Astrid Vollenbruch
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darauf?«
    »Nur das Übliche. Und jetzt Abmarsch! Ich will hier nicht länger stehen als nötig.«
    Das klang jetzt schon recht grob. Unzufrieden machten sich die drei ??? auf den Rückweg. Aber statt in den zweiten Waggon einzusteigen – in sicherer Entfernung von dem unangenehmen Mr Campbell –, marschierte Justus zielstrebig an allen sechs Waggons vorbei und in die Dunkelheit des Tunnels.
    »Justus!«, zischte Peter. »Was soll das? Lass uns einsteigen!«
    »Wir suchen doch das Transparent, oder?«, gab Justus zurück. Seine Stimme hallte schaurig durch das Gewölbe. »Zumindest die Fetzen. So eine Gelegenheit bekommen wir nie wieder!«
    »Justus!« Peter schrie es fast. »Was ist, wenn hier noch mehr scheußliche Dinge herumliegen?«
    »Dann untersuchen wir sie«, gab Justus zurück. »Du wirst doch wohl keine Angst vor irgendwelchen alten Schaufensterpuppen haben? So etwas hast du doch schon mal gesehen.«
    »Ja, in einem Museum, wo sie hingehören! Nicht in einem abgrundschwarzen Tunnel!«
    »Deshalb wollen wir ja auch herausfinden, was es hier sonst noch so gibt. Vorwärts, Kollegen.«
    »Toll«, murmelte Peter. »Ich hasse es, wenn unser Erster den Verstand verliert.«
    Auch Bob war es nicht besonders behaglich zu Mute. Aber sie wussten, dass sie Justus nur von seinem Entschluss abbringen konnten, indem sie ihn fesselten, knebelten und zurückschleppten. So folgten sie ihm vom Zug weg und hielten sich dicht in der Nähe ihrer Lampe.
    Nach ungefähr fünfzig Metern bückte Justus sich plötzlich. »Hier! Seht mal!« Bob und Peter drängten sich um ihn und betrachteten das, was er ihnen hinhielt.
    »Leinwand«, stellte Peter fest. »Oder Stoff. Das war doch zu erwarten, oder?«
    »Vielleicht finden wir noch ein Stück, auf dem etwas geschrieben steht.« Eifrig suchte Justus weiter, und nun beteiligten sich auch Bob und Peter daran – hauptsächlich, um so schnell wie möglich zum Zug zurückzukommen. Nach ein paar Minuten fanden sie tatsächlich ein paar weitere Fetzen. Keiner davon war größer als eine Hand. Auf zwei der Fetzen entdeckten sie Reste einer dunklen Farbe, die nach Lack roch.
    »Ölfarbe«, kommentierte Justus. »Schnell! Vielleicht finden wir hier noch mehr!«
    Mit neuem Eifer suchten sie weiter.
    »Justus!«, rief Peter. »Leuchte mal hierher an die Wand!«
    Justus und Bob liefen zu ihm. Im Schein der Lampe erkannten sie einen Metallhaken, von dem ein Seil herabhing. Das Ende war abgerissen, aber auf dem Boden fanden sie einen größeren Fetzen Leinwand. Hier war tatsächlich ein fast vollständiges Zeichen zu erkennen.
    »Jetzt wissen wir also, warum Fred fragte, ob unser geheimnisvoller Mitfahrer ein Chinese sei«, sagte Justus. »Das ist ein chinesisches Schriftzeichen!«
    »Mitten in der Sierra Nevada?«, fragte Peter verblüfft. »Wir sind doch nicht in Shanghai!«
    » Das Übliche «, zitierte Bob. »Zumindest den Lokführer hat es nicht überrascht.«
    Justus drehte sich schon um und stieg über die Schienen, um an die gegenüberliegende Seite des Tunnels zu kommen. Da hörten sie plötzlich ein Geräusch, bei dem ihnen allen – auch Justus – das Blut gefror: ein durchdringendes Zischen, gefolgt vom Stampfen der Zylinder. Sie fuhren herum und rannten los, aber es war zu spät. Das Ungeheuer war zum Leben erwacht. Im fahlen Licht des Lokscheinwerfers sahen sie, wie der Zug sich in Bewegung setzte.
    »Peter!«, schrie Justus gellend. »Du bist der Schnellste von uns! Renn! «
    Peter rannte. Er rannte so schnell wie noch nie in seinem Leben, während Justus und Bob sich hinter ihm die Lunge aus dem Leib schrien. Der Zug beschleunigte, aber Peter kam ihm trotzdem näher. Die Plattform hinter dem sechsten Waggon war zum Greifen nahe. Peter streckte schon den Arm aus und packte das Gitter. Da wurde der Zug plötzlich schneller. Mit einem Aufschrei ließ Peter los, stolperte, verlor das Gleichgewicht und schlug der Länge nach hin. Als Justus und Bob ihn erreichten, war der Zug verschwunden. Das Rattern wurde immer leiser und verklang schließlich in der Dunkelheit.

Spuk im Tunnel
    »Peter!«, rief Bob. »Bist du in Ordnung?«
    »Allmählich entwickelt sich das zur Standardfrage«, witzelte Peter, aber eigentlich war ihm nicht zum Scherzen zu Mute. »Ich glaube, ich habe mir das Knie aufgeschlagen. Leuchte mal hierher, Just.«
    Justus hielt die Lampe tiefer. »Ja, dein Knie blutet. Kannst du aufstehen?«
    »Eine meiner leichtesten Übungen.« Peter biss die Zähne zusammen und stemmte
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