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UNBÄNDIGE LUST - 1. Teil (German Edition)

UNBÄNDIGE LUST - 1. Teil (German Edition)

Titel: UNBÄNDIGE LUST - 1. Teil (German Edition)
Autoren: Pauline Aury
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meine
Gehirnwindungen ein. Schmutzige Bilder.
    Warum kann ich diesen unseligen Nachmittag nicht
einfach vergessen und glücklich sein?

 
    ZWEI
     
    Als ich am darauffolgenden Montag wieder in meinem
Berliner Büro saß, brachte mir ein Bote ein großes, flaches Packet ohne
Absender, umwickelt mit einfachem Packpapier und rauer Kordel. Als ich es
öffnete stockte mein Herz, es war die verfremdete Fotografie einer nackten
Frau. Sie trug ein mit Nieten besetztes Halsband an der eine Kette befestigt
war, an deren Ende offensichtlich jemand zog, denn die Frau stemmte sich
dagegen, als wollte sie sich wehren.
    Obwohl
man das Gesicht nicht genau erkennen konnte, sah die Frau aus wie ich.
    In
einer Ecke des Rahmens steckte eine handgeschriebene Notiz:
    Danke
für einen unvergesslichen Nachmittag. A.
    Erschreckt drehte ich die Fotografie um und
schaute mich um. Unwillkürlich stieg Hitze in mir auf. Hoffentlich hatte mich
niemand durch die Glasscheiben meines Büros beobachtet. Ich konnte das Flüstern
hinter meinem Rücken auf den Gängen förmlich hören.
    Die Leiterin der Kulturredaktion lässt sich nach
einem Interview nackt vom Künstler ablichten! Auch so ein Luder!
Die muss es aber nötig haben!  
    Denn entgegen der immer wieder propagierten
Meinung, Frauen würden sozial intelligenter, integrer oder gar liebevoller
miteinander umgehen, bin ich bei WOW in eine wahre Schlangengrube
geraten. In diesem Verlag wird jede Schwäche gnadenlos ausgenutzt, obwohl hier
ausschließlich Frauen arbeiten.
    Ich wickelte das Packpapier wieder notdürftig um
das Bild und verbarg es seitlich hinter meinem Aktenschrank.
    Aber wie war das möglich? Wie kam ich auf das
Bild?
    Der Nachmittag war angefüllt mit Konferenzen,
sodass ich erst am Abend, nachdem sich das angrenzende Großraumbüro geleert
hatte, Zeit und Mut fand, mir die Fotografie nochmals genauer
anzuschauen. 
      Plötzlich war ich mir nicht mehr so
sicher, dass die Frau auf dem Bild auch wirklich ich war. Offensichtlich hatte
meine blühende Fantasie mir mal wieder einen Streich gespielt. Das Gesicht der
Frau war nicht eindeutig identifizierbar. Zudem war ich der Überzeugung, dass
ich etwas mehr Speck auf den Rippen habe, als das Fotomodel. Sind meine Brüste
wirklich so schön?
    Aber die Plateauschuhe mit den mörderischen
Absätzen könnten mir gehören. In meiner Schuhsammlung gibt es beinahe jedes
Modell. Welche Schuhe trug ich an jenem besagten Nachmittag? Ich wusste es
nicht mehr.
    Hatte ich mir vielleicht sogar gewünscht, die
Frau auf dem Kunstwerk von André Donat zu sein? Nackt, mit einem Halsband
versehen, an dem sein Herr(chen) zieht. Wie bei einem Hund. Bin ich jetzt total
verrückt!
    Ich schaute auf den funkelnden Brillantring an
meiner linken Hand. Das hatte Stil. Ein Verlobungsring symbolisiert, dass man
gebunden ist, dass man sich gegenseitig die Ehe versprochen hat und bereit ist
treu zu sein.
    Ein Hundehalsband hingegen symbolisiert, dass
man sich sexuell unterworfen hat, dass man seine Selbstbestimmung als Frau
aufgegeben hat, dass man seinem Herrn und Meister uneingeschränkt dienen muss.
Mir schauderte, das kann ich nicht und vor allem, das will ich nicht. Ich werde
doch die Emanzipation nicht rückgängig machen.
    Andererseits war ein Werk von André Donat
sicherlich ebenfalls sehr wertvoll. Durfte ich ein derartig wertvolles Geschenk
nach dem Pressekodex für Journalisten überhaupt annehmen? Was wollte mir André
mit diesem Bild sagen? Wollte er derjenige sein, der mir das Halsband umlegt
und mit sich fortzerrt? Ging da die Fantasie mit einem Künstler durch?
    Fragen über Fragen. Himmel, ich musste erst mal
wieder einen klaren Kopf bekommen. Frische Luft würde mir guttun. Es war Zeit
Feierabend zu machen.
    Doch wohin mit dem Kunstwerk?
    Ich konnte es unmöglich hier im Büro
zurücklassen. Robert kam erst am Wochenende von einer längeren Geschäftsreise
zurück. Bis dahin musste ich einen Platz gefunden haben. Ich umwickelte die
Fotografie erneut mit Packpapier und ging damit zum Aufzug.
    Ich musste diesen verrückten Nachmittag ein für
alle Mal aus meinem Bewusstsein verdammen und das Kapitel André Donat endgültig
abschließen. Jeden weiteren Gedanken daran einfach ausknipsen. Am besten wäre
es, ich gäbe André die Fotografie einfach zurück und das Band wäre
durchschnitten.
     Mitten in der Nacht wachte ich
schweißgebadet auf. Im Traum hatte ich mich nackt und angekettet in einem
Verlies gesehen. Um mich herum Männer mit
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