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Umzug ins Glück

Umzug ins Glück

Titel: Umzug ins Glück
Autoren: dtv
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abgeluchst? Mit dem gesamten Inhalt?«
    »Genau. Er steht gerade in meiner Küche und unterzieht die Sachen einer Grundreinigung.«
    »Und du bist sicher, dass dieser Kerl nicht schon ein paar Haare rausgenommen hat?«
    »Nick, das Ganze ist wertlos für ihn. Er denkt, dieser Beutel gehört Jan Hörnums Bruder und hat mit deinem Vater nichts zu
     tun. Es gab nichts darin, das mit Namen versehen war. Es war sehr glaubhaft, wirklich. Ich habe es selbst gehört.«
    Nick zog mich an sich und wirbelte mich übermütig herum. »Du hast gelauscht! Das hätte ich nie von dir gedacht!«
    Ich lachte. Schließlich teilte ich ja seine Begeisterung. »Glaubst du, das lässt mich kalt, wenn ich sehe, wie dich das mitnimmt?
     Ich hatte doch schon selbst darüber nachgedacht, mich mit meinen Kolleginnen zusammenzurotten, Horst eins über die Birne zu
     ziehen und ihm den Beutel abzunehmen!«
    »Das hättest du für mich getan?«, fragte er gerührt.
    »Vielleicht«, schränkte ich ein. »Immerhin hätte esuns unsere Jobs gekostet, und Horst wäre nach wie vor seinen Gentest-Haaren nachgejagt. Der Hörnum-Plan war viel eleganter,
     das musst du zugeben. Weil er jetzt gar nicht mehr davon ausgeht, dass es noch etwas zu untersuchen gibt.«
    Er nickte seufzend. »Gut, diese Kuh haben wir erst mal vom Eis. Trotzdem beschäftigt es mich ständig, dass er eines Tages
     daherkommen und die Aufnahme in unsere Familie beantragen könnte. Vielleicht lässt er jetzt die Familienfotos biometrisch
     auswerten und beweist damit, dass seine Nase exakt den gleichen Winkel hat wie die von meinem Vater.«
    »Wenn dein Vater wirklich so ein schlimmer Finger war«, sagte ich, »dann ist ja eh nicht auszuschließen, dass eines Tages
     noch ein kleiner Rudolf auftaucht. Oder eine Rudolfine.«
    »Nicht auszudenken«, stöhnte Nick. »Stell dir das vor. Paula bis an ihr Lebensende mit Prozessakten überhäuft. Und ich müsste
     plötzlich alles teilen! Ich war als kleiner Junge doch immer froh, ein Einzelkind zu sein.«
    »Deshalb warst du so fies zu mir«, begriff ich.
    »Das meinst du nur«, sagte er und zog mich wieder näher. »Das waren meine untauglichen Versuche, dir meine Liebe zu zeigen.
     Ich hoffe, inzwischen kann ich es besser.«
    »Ich habe den Eindruck«, sagte ich, und dann verloren wir uns noch einmal sehr intensiv in genau diesen Versuchen.
    Bis jemand gegen die offene Haustür klopfte, um uns auf sich aufmerksam zu machen. »Ähem!«, machte Ines. »Allgemeine Verkehrskontrolle.
     Dürfte ich mal Warndreieck und Verbandskasten sehen?«
    Erschrocken fuhren wir auseinander. »Ines!«, rief ich. »Was machst du denn hier?«
    »Meiner Neugier nachgeben«, antwortete sie. »Ei gentlich wollte ich ja nur das Haus sehen, aber da der schöne Nick nun auch da ist   …«
    »Schön?«, fragte Nick irritiert.
    »Auf jeden Fall klärt sich für mich damit auch die Frage, ob du schwul bist«, fuhr sie gnadenlos fort. »Jetzt würde ich jedenfalls
     sagen, nein.«
    »Was soll denn das mit dem Schwulsein?« Seine Blicke wechselten zwischen ihr und mir. »Hattet ihr hier eine Wette laufen,
     oder was? Bin ich nur ein Objekt eurer menschenverachtenden Experimente?«
    »Ich experimentiere nicht«, erklärte Ines ihm sachlich, »ich beobachte nur.« Den Begriff ›menschenverachtend‹ hatte sie nicht
     abgestritten, fiel mir auf, wobei das mit dem Verachten wohl ein bisschen stark war. Aber eine waschechte Philanthropin war
     sie auch nicht.
    Während Nick ging, um noch weitere Dinge zu finden, die er in den Container werfen konnte, zeigte ich Ines das Haus. Aber
     sie interessierte sich gar nicht so sehr dafür, wie wir es umbauen wollten, als für unsere Wohngemeinschaft an sich.
    »Du benimmst dich wie diese Hollywood-Promis«, bemerkte Ines spitz. »Mir gegenüber streitest du noch alles ab, und dann komme
     ich kurze Zeit später und erwische euch in den Fängen der Begierde.«
    »Schreibst du neuerdings für ein Frauenmagazin oder woher hast du diese blumige Ausdrucksweise?«
    »Das sind noch Nachwirkungen des Schocks.«
    »Ich wusste nicht, dass du so sensibel bist. Hat dir denn nie jemand etwas über die Bienchen und die Blümchen erzählt und
     wie im Vergleich dazu Papa und Mama das machen?«
    Ines war nicht so leicht abzufertigen. »Das Problem ist, dass du nicht meine Mama bist und Nick schon garnicht mein Papa. Vielleicht habe ich jetzt ein tief sitzendes Trauma, weil ich meine Freundin ohne Vorwarnung beim Knutschen
     überrascht habe  
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