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Um Mitternacht mit dir im Bett

Um Mitternacht mit dir im Bett

Titel: Um Mitternacht mit dir im Bett
Autoren: Kristin Gabriel
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Polizeistation!”
    “Sie war meinetwegen dort”, erklärte Michael. “Mein Großvater ist verschwunden, und …”
    “Ich weiß”, unterbrach Bertram ihn. “Und das war die einzige gute Nachricht an diesem Tage.”
    Michael ballte wütend die Fäuste. Und diesen Menschen wollte Sarah beschützen? Doch dann dachte er an seinen eigenen bärbeißigen Großvater und beruhigte sich. Seine Familie konnte man sich eben nicht aussuchen. Man konnte sie nur ertragen, versuchen, sie zu lieben, und darauf vertrauen, dass sich alles zum Guten wendete.
    Doch seine Zuversicht schwand. Sein Großvater war jetzt seit fast zwölf Stunden fort und galt als vermisst. Es gab keinerlei Spuren. Keinen Abschiedsbrief. Keine … Leiche.
    “Ich frage Sie zum letzten Mal”, sagte Bertram und zog seine nassen Wollhandschuhe aus. Der von ihm hereingetragene Schnee begann zu tauen und hinterließ auf dem hellen Marmorboden eine große dunkle Pfütze. “Wo ist Sarah?”
    “Sie schläft.” Michael deutete nach oben. “Ich zeige Ihnen den Weg.”
    “Sparen Sie sich die Mühe.” Er machte eine wegwerfende Handbewegung, während er zur Treppe marschierte. “Schon einmal hat ein Wolff einer Frau, die ich liebte, wehgetan. Ich schwöre beim Grab meiner Frau, dass ich das nicht ein zweites Mal zulasse.”
    Michael sah ihm hinterher, wie er die Stufen hinaufstieg, wobei er eine Spur aus Schneematsch und Fichtennadeln hinter sich herzog. Würde Bertram Sarah überreden können, mit ihm nach Hause zu kommen?
    Michael folgte ihm schließlich nach oben, wobei er versuchte, den Pfützen, die er hinterlassen hatte, auszuweichen. Im ersten Stock angekommen, besann er sich jedoch anders, ging in sein Büro und verschanzte sich hinter seinem Schreibtisch. Sarah musste das allein mit ihrem Großvater ausmachen – dem Mann, den sie offensichtlich ebenso liebte wie ihn.
    Nach einer Weile merkte er, dass er zu abgelenkt war, um zu arbeiten. Also saß er nur da und starrte auf das Telefon, in der Hoffnung, die Polizei würde anrufen und ihm mitteilen, dass sie seinen Großvater gefunden hätten, dann auf die Tür, in der Befürchtung, Sarah würde kommen und ihm sagen, dass sie ihn verließ. Doch die Tür blieb geschlossen.
    Sein Blick fiel auf das Mediencenter. Das Überwachungsvideo lag noch im Kassettenrecorder. Er stand auf, nahm es heraus, drehte es um und schob es wieder ein. Er drückte auf Löschen. Wenn sein Anwalt recht behielt und Seamus nicht in den nächsten vierundzwanzig Stunden auftauchte, würde Michael verhaftet. Und Sarah könnte als seine Mitwisserin ebenfalls festgenommen werden.
    Was auch immer geschehen mochte, er wollte nicht, dass einem Anwalt, Richter oder einer Jury die Aufnahmen in die Hände fielen – die Bilder dieser besonderen Nacht, in der Sarah und er zueinandergefunden hatten.
    Die Nacht, die er sein Leben lang nicht vergessen würde.
    Bertram Hewitt suchte noch immer in dem weitläufigen Haus nach seiner Enkeltochter. Garantiert hatte Seamus’ Enkel gelogen, das lag den Wolffs ja im Blut. Nachdem er im ersten Stock ergebnislos durch eine endlos lange Galerie, verlassene Büroräume und eine Bibliothek gewandert war, wobei er in sämtliche Haupt- und Nebenräume geschaut hatte, ging er über die Hintertreppe eine Etage höher. Eigentlich kannte er jeden Winkel dieses stattlichen Anwesens, denn im Gefängnis hatte er genügend Zeit gehabt, die Pläne zu studieren.
    Die Nachricht vorhin im Fernsehen war ihm an die Nieren gegangen. Anfangs hatte er seine eigene Enkelin gar nicht wiedererkannt, hatte nicht glauben wollen, dass sie das war, so bekümmert hatte sie dreingeschaut. Seine kleine Sarah brauchte Hilfe. Und er würde nicht aufgeben, bevor er sie gefunden hätte.
    Ob die Wolffs sie gefangen hielten? Sie gegen ihren Willen hier irgendwo eingesperrt hatten? Das wäre die einzige Erklärung. Er hatte sie gelehrt, die Wolffs zu hassen, seit sie ihren Namen sagen konnte. Niemals wäre sie freiwillig hierhergekommen.
    Wollte Seamus ihn damit für den Diebstahl des Halsbands büßen lassen? Oder dafür, dass sie vor fünfzig Jahren um dieselbe Frau gekämpft hatten?
    Bertram kam es vor, als wäre es erst gestern gewesen – Annas tränenreiches Geständnis, die anschließende Schlägerei mit Wolff, von der sie nie erfuhr. An dem Punkt war klar gewesen, dass sie keine Geschäftspartner bleiben konnten.
    Seamus hatte das Brillanthalsband zur Vergeltung für sich behalten, und damit war die Freundschaft für immer
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