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Übersetzt du noch oder verstehst du schon?

Übersetzt du noch oder verstehst du schon?

Titel: Übersetzt du noch oder verstehst du schon?
Autoren: Bernd M. Samland
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selbst überprüfen, ob er dies alles aus dem neuen Spruch herauszulesen vermag.
    Ohnehin stehen Sprache und MITSUBISHI zuweilen auf Kriegsfuß. Weltweit bekannt dürfte der Fehlgriff sein, den der japanische Autohersteller bereits 1983 mit der weltweiten Einführung des Namens PAJERO für einen Geländewagen gemacht hat. Erst spät hat man realisiert, dass dieser Name umgangssprachlich in spanisch sprechenden Ländern für das Schimpfwort „Wichser“ steht. Seitdem heißt der Wagen dort MONTERO.
    Die Top Ten der Werbesprache
    Endlich zu haben – Platz 9 unserer aktuellen Top Ten:

    GET
    „To get“ ist ein besonderes Wort im Englischen. Normalerweise heißt es „(etwas) bekommen“, „holen“, „bringen“, „kapieren“, „abkriegen“ etc. Man kann es aber auch im Imperativ als Aufforderung benutzen. „Get this …“ heißt zum Beispiel „Hol dir das …“
    Das ist deshalb interessant, weil in Deutschland seit den frühen Sechzigerjahren der direkte Aufforderungscharakter in Werbesprüchen eher verpönt ist. In den Anfängen der Werbung waren Aufforderungen die häufigste Art der sprachlichen Werbung: „Kauf …“, „Trink …“, „Wasch mit …“ etc. galten aber seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs als nicht mehr zeitgemäß.
    Allerdings muss man beim Einsatz von „to get“ aufpassen, denn in vielen Fällen wird es auch und gerade für negative Ansprachen benutzt, wie z. B.
Get out!
= Raus!
Get along with you!
= Verzieh dich!
Get lost!
= Verschwinde!
Get out of my way!
= Platz da!
    In ca. 250 für Deutschland, Österreich und die Schweiz bestimmten Werbesprüchen der letzten Dekade kam die englische Vokabel „to get“ vor. Zum Beispiel in folgenden Fällen:
    Get it on (Durex/Kondome 2009)
    Get real (Chevrolet 2009)
    Get the touch (Medion 2010)
    Get the grip (Continental Reifen 2006)
    Fest steht, dass man mit einer derartigen Ansprache in englischer Sprache – zumindest in deutschen Ohren – immer einen Tick weniger direkt und damit etwas freundlicher wirkt als eine deutsche Aufforderung, etwas zu kaufen, zu holen oder an etwas teilzunehmen.
    LIFE BY GORGEOUS
    ODER: WAS MACHT EIN JAGUAR IN GEORGIEN?

    „Gorgeous“ war das Schlüsselwort einer Werbekampagne für den Sportwagen JAGUAR XK in den Jahren 2006/2007. Dazu gab es unterschiedliche Überschriften von Anzeigen und Plakatmotiven. „Life by Gorgeous“ bildete dabei noch eine der einfacheren Varianten. Es gab auch einen Spruch in einer Anzeige, der lautete: „Gorgeous deserves your immediate attention!“ Sicher, das sollte man sich hinter die Ohren schreiben. Aber wer um alles in der Welt ist denn dieser ominöse „Gorgeous“? Handelt es sich womöglich um die griechische Variante des Vornamens Georg oder etwa um die englische Bezeichnung von Georgien? Um es zu verraten: 92 Prozent der zu dieser Werbung befragten Deutschen wussten das auch nicht so ganz genau.
    Dementsprechend kreativ waren die Übersetzungsversuche von „Life by Gorgeous“. Als gefühlte Übersetzungen wurden u. a. angeführt:
Leben in Georgien
Leben bei Georg
Leben wie George
    Tatsächlich lässt sich die englische Vokabel „gorgeous“ ungefähr mit den Bedeutungen „hinreißend“, „großartig“ und „prächtig“ übersetzen. Und „Life by Gorgeous“ könnte somit ungefähr mit „Leben auf prächtig“ interpretiert werden. Der längere Werbespruch hingegen soll heißen: „Prächtig verdient deine/Ihre unmittelbare Aufmerksamkeit“ . Das wäre zwar annähernd korrekt, aber nicht unbedingt sinnstiftend. Darauf angesprochen bekannte sich JAGUAR-Deutschland zu dem schlechten Verständnisgrad seiner Claims und lies verlautbaren, dass man überhaupt nicht wolle, dass jeder diese Sprüche verstehe, weil man sich dadurch bewusst elitär von der Masse abgrenzen möchte. Ausgrenzung durch Sprache kann man auch im Marketing einsetzen, ob es geklappt hat, darf vorsichtig bezweifelt werden, weil sich die Verkaufszahlen des JAGUAR XJ durch die Kampagne nicht spürbar veränderten. Allerdings gehörte zu dieser Zeit das Unternehmen noch zu FORD. Seit 2009 ist es in indischen Händen und gehört TATA MOTORS.
    ♦ ♦ ♦
    WE ARE DRIVERS TOO
    ODER: VON TANKSTELLEN FÜR AUTOFAHRER

    Verlassen wir Georgien und lenken wir unsere Aufmerksamkeit auf diejenigen, die wirklich mit dem Auto zu tun haben, auf die Fahrer. Und damit selbstverständlich auf ESSO.
    Die Älteren werden ihn noch kennen: den Tiger, den ESSO früher immer in den Tank gepackt hat. Eine geniale
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