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Überfall im Hafen

Überfall im Hafen

Titel: Überfall im Hafen
Autoren: Stefan Wolf
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die falsche Richtung. Weshalb
nicht zur Tür? Nichts stand im Weg.
    „Darf ich mal was fragen, Herr
Kommissar?“ meldete er sich.
    Ohnesorge bedachte ihn mit einem
seltsamen Blick. Und nickte.
    „Die Gemälde im Terrassenzimmer“,
wandte sich Tim an Erika, „sehen kostbar aus. Sind sie echt?“
    „Es sind Kopien. Aber selbst die sind
kostbar.“
    „Alte Meister, wie?“
    „Überwiegend Holländer des 17.
Jahrhunderts“, nickte Erika. Ihr Gesicht gewann etwas Farbe zurück. „Berühmte Maler
wie Vermeer, Metsu, Mieris, ter Borch. Das sind sogenannte Genremaler.
Christian liebt diese Kunstrichtung. Er mag Rätsel und alles Geheimnisvolle.“
    Kriegt einen Streifschuß ab, dachte
Tim, läuft zur Wand — und reißt ein Bild runter.
    Er hob die Brauen. „Was ist an den
Gemälden geheimnisvoll?“
    „Sie enthalten eine verborgene
Botschaft, sind manchmal mehrdeutig. Sie sagen etwas aus wie Bilderrätsel.“
    „Das Gemälde, das Herr Verden
heruntergerissen hat“, sagte Tim, „kenne ich. Das Original hängt in der Alten
Pinakothek (weltberühmte Gemäldesammlung ) in München. Es zeigt einen
Typ, einen Jungen - meine ich, der sich mit seinem Hund, schätzungsweise mit
einem Collie-Mischling, beschäftigt. Richtig?“
    Ein kleines Lächeln zuckte über Erikas
Gesicht.
    „Ziemlich richtig, Tim. Der Junge floht seinen Hund. Er sucht ihn nach Flöhen ab. Mit Sorgfalt. Aber Buch, Federkiel
und Tinte — daneben auf dem Tisch — bleiben unberührt. Vielleicht wollte Gerard
ter Borch, der Maler, schon damals — also im 17. Jahrhundert — ausdrücken, daß
sich der Junge mit Nebensächlichkeiten verzettelt, statt zu lernen.“
    „Völlig falsche Einstellung!“ rief
Klößchen. „Das müßte man dem Maler mal sagen... ach so! Er weilt ja nicht mehr.
Jedenfalls ist Fellpflege bei Hunden — besonders im Hinblick auf Flöhe —
mindestens genauso wichtig wie Pauken.“
    „Für den Hund bestimmt“, sagte Karl.
    Tim strafte beide mit einem Blick. Sie
brachten ihn von seiner Linie ab.
    Allerdings wußte er selbst noch nicht
genau, wo die verlief.
    „Sie sind kunstgeschichtlich sehr
beschlagen, Fräulein Loose“, meinte er.
    „Christian hat mir alles erklärt.“
    Ihr schien etwas einzufallen. Sie
wandte sich dem Kommissar zu.
    „Christian sagte am Telefon, er habe
ein Geschenk für mich. Es liege auf dem Cocktailtisch.“
    Ohnesorge schüttelte den Kopf. „Auf dem
Cocktailtisch liegt nichts. Sie denken an ein Schmuckstück?“
    „Was sonst?“
    „Bevorzugt Verden einen bestimmten
Juwelier?“
    „Er kauft immer bei Tannier und Zügli.“
    „Aha!“ nickte Ohnesorge.
    Der Polizeiarzt trat ein.
    Sofort fragte Tim: „Kann man schon
absehen, wann Herr Verden aus der Bewußtlosigkeit erwacht?“
    Der Arzt hob die Achseln. „Es kann noch
dauern. Kopfverletzungen erfordern Behutsamkeit. Daß er vernommen wird, lassen
meine Kollegen vorläufig nicht zu. Davon bin ich überzeugt.“
    „Schade!“ brummte Tim. „Ich glaube
nämlich, Herr Verden hat den Mörder gesehen. Und wahrscheinlich erkannt. Na ja,
das werden wir noch erfahren. Aber leider nicht früh genug, sondern
möglicherweise zu spät. Wenn der Mordschütze hört, daß sein Opfer lebt, putzt
er die Platte. Logo! Jetzt müssen wir darauf kommen. Jetzt !“
    Karl sagte: „Nehmen wir mal an, Krubalt
steckt dahinter. Als Big Boss macht der sich die Hände nicht schmutzig. Der
dingt sich einen miesen Typ.“
    „Vielleicht ist der sogar unter den 920
Angestellten“, sagte Tim. Fragend sah er Erika an.
    „Ich kenne nur ein paar aus der
Chefetage“, erklärte sie. „Für die meisten würde Christian die Hand ins Feuer
legen.“
    „Für die meisten. Aber nicht für alle“,
stieß Tim nach. „Wer ist ihm sonst aufgefallen — außer Krubalt?“
    „Er hat Bedenken wegen der Wachleute.
Da seien ein paar abenteuerliche Typen dabei, sagte er. Es besteht nämlich ein
Vertrag mit einer Objekt-Schutz-Firma. Die sichert das Werksgelände. Weil es ja
immer wieder zu Anschlägen kommt. Von Terroristen. Manchmal auch von
wildgewordenen Umweltschützern, für die Chemie nun einmal ein Reizwort ist.“
    „Ist es für mich auch“, sagte Klößchen.
„Schriftlich stehe ich fünf, mündlich vier-minus.“
    „Willi!“ mahnte Sauerlich.
    „Bewaffnete Wachleute einer privaten
Objekt-Schutz-Firma bewachen also das Werk“, hielt Tim fest. „Wie viele Typen?“
    „Zehn, glaube ich. Aber das weiß Herr
Wittmann, der Personalchef.“ Erika zuckte mit den
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